Plattform

Kartendienst Here bietet Fahrzeug-Daten über Plattform an

2007 erkannte Nokia die Bedeu­tung von Karten und Navi­gation. 2012 wurde Ovi Maps zu Here umbe­nannt und 2015 an die Auto­indus­trie verkauft. Die schufen seitdem ein Gegen­stück zum Markt­führer Google Maps.
Von mit Material von dpa

Die Consumer Electronics Show wird immer mehr zu (Auto)mobilen Messe. Kartenanbieter Here stellte seinen Marketplace vor. Die Consumer Electronics Show wird immer mehr zu (Auto)mobilen Messe. Kartenanbieter Here stellte seinen Marketplace vor.
Foto: Picture Alliance / dpa
Als es dem Handy­hersteller Nokia noch gut ging, entdeckte er früh­zeitig das Thema Karten und Navi­gation. Im Jahre 2007 kaufte Nokia den Karten­anbieter Navteq, der auch Bing (Micro­soft) und Yahoo belie­ferte. Eine Zeit lang war Nokia mit seinen Karten­diensten auf Feature-Phones Markt­führer, bevor Google (die 2005 gestartet waren) über die zuneh­mende Verbrei­tung des Betriebs­systems Android den Markt für sich eroberte. 2012 nannte Nokia seinen Karten­dienst in "Here" um und wurde auch für iOS und Android tätig. 2014 ging die Handy­sparte an Micro­soft, die Karten blieben bis 2015 bei Nokia.

Karten kosteten früher Geld

Die Consumer Electronics Show wird immer mehr zu (Auto)mobilen Messe. Kartenanbieter Here stellte seinen Marketplace vor. Die Consumer Electronics Show wird immer mehr zu (Auto)mobilen Messe. Kartenanbieter Here stellte seinen Marketplace vor.
Foto: Picture Alliance / dpa
Anfangs musste man für die Karten mode­rate Preise zahlen (beim Handy­kauf waren sie kostenlos dabei, danach wurden Gebühren fällig). Dann wurden die Karten von Nokia scheinbar "verschenkt", um die Kunden anzu­locken und ihnen kosten­pflich­tige Dienste zu verkaufen. Um die Unter­nehmens­kasse aufzu­bessern, wurde Here 2015 verkauft - an die Auto­indus­trie. Die wollten unbe­dingt "was eigenes" haben, weil ihnen die Domi­nanz des "Markt­führers" Google oder eines anderen Internet-Konzerns schlicht unheim­lich war. Zumal von Anfang klar war, dass Google seinen Karten­schatz irgend­wann gewaltig mone­tari­sieren (sprich bepreisen würde).

Las Vegas goes mobile

Die Consumer Elec­tronics Show ist wie die frühere CeBIT oder die Berliner IFA längst auch eine Mobi­litäts-Messe geworden. Deswegen lud Karten­anbieter Here gestern (Orts­zeit) zur Pres­sekon­ferenz nach Las Vegas. Über eine neue Platt­form des Karten­dienstes Here können Auto­hersteller künftig die Sensor­daten ihrer Fahr­zeuge zur Nutzung an Soft­ware- und App-Entwickler weiter­geben. Mit dem "Market­place" will der Karten­dienst, der aktuell mehr­heit­lich den deut­schen Auto­bauern Audi, BMW und Daimler (Mercedes Benz) gehört, eine neutrale Platt­form für den welt­weiten Austausch der Daten schaffen. Diese Daten könnten dann von Dritten zum Beispiel für Verkehrs­warn­dienste oder ähnliche Anwen­dungen genutzt werden, so die Vorstel­lungen von Here in Las Vegas.

Market­place umgeht Rechts­probleme

Bisher sei es aus formal­recht­lichen Gründen schwierig für die Auto-Hersteller gewesen, Zugriff auf ihre Systeme zu gewähren. Mit der zwischen den Anbieter und den Nutzer geschal­teten "neutralen" Platt­form will man dieses Problem lösen. Der erste Auto­bauer, der nun verschie­dene Daten über den "Market­place" frei­geben will, ist die deut­sche Auto­schmiede Daimler.

Vorteil für alle Betei­ligten

Die Idee könnte sich als Win-Win-Situa­tion erweisen. Denn Auto­bauer und Zulie­ferer können über diese Platt­form mit ihren Fahr­zeug­daten zusätz­lich Geld verdienen. Daher sind neben den drei Auto-Herstel­lern auch die deut­schen Zulie­ferer Bosch und Conti­nental sowie Intel bei Here an Bord. Kurz vor Weih­nachten hatten zudem der Auto­bauer Mitsu­bishi und der Telekom-Anbieter NTT (DoCoMo) aus Japan ange­kündigt, in großem Stil bei Here einzu­steigen. Die bishe­rigen Teil­haber redu­zieren dafür ihre Anteile.

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