Sicherheit im netz

13-jährige Teenager überflügeln Online-Kompetenz der Eltern

Kinder und Teenager sind mittlerweile fitter im Netz als ihre Eltern. Die machen sich wiederum immer mehr Sorgen um ihren Nachwuchs.
Von dpa / Paol Hergert

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Die Online-Nutzung ihrer Kinder bereitet drei Viertel der Eltern in Deutschland Sorge. Dabei beunruhigen die Erwachsenen mögliche Gefahren wie der Kontakt zu Fremden, verstörende Gewalt- oder pornografische Inhalte, Cybermobbing und Datenklau. Das geht aus dem aktuellen Jugendmedienschutzindex hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde.

Laut der Ergebnisse sehen 94 Prozent der Eltern auch sich selbst in der Pflicht, ihre Kinder vor negativen Erfahr­ungen im Netz zu schützen. 81 Prozent sehen auch die Sozialen Plattformen in der Verantwortung, 74 Prozent die Schulen und 72 Prozent die Politik. Für die repräsentative Studie wurden auch die Heranwachsenden befragt. Demnach sorgen sich 58 Prozent um mögliche negativen Folgen ihrer Internet-Nutzung. An der Spitze steht dabei die Angst vor Cybermobbing, also das Fertig­machen durch zumeist Gleich­altrige im Netz - bei­spiels­weise durch fiese Kommentare bei Instagram oder demütigende Videos bei WhatsApp. Erst gestern haben wir aus gegebenem Anlass über die kompli­zierte Frage der Internet­sperren durch Regier­ungen berichtet, in denen immer wieder nicht nur die Zensur von Regierungs-Kritikern im Mittelpunkt steht, sondern auch der ver­meint­liche Schutz der Be­völk­erung vor gefähr­lichen Inhalten. Kinder im Internet Kinder im Internet
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Was kann dagegen getan werden?

Das Wissen um Hilfs- und Beschwerdemöglichkeiten sei nach wie vor gering, kritisiert der Direktor des Hans-Bredow-Instituts, Uwe Hasebrink. "Da ist Verbesserungsbedarf gegeben." Nur wenige Erwachsene hätten bislang entsprechende Anlaufstellen in Anspruch genommen. "Unwissenheit oder Überforderung stellen ein Problem dar. Durch Aufklärungsmaßnahmen muss Eltern geholfen werden, ihre Kinder besser zu schützen", sagt auch Drechsler.

Welche technischen Möglichkeiten gibt es denn, um dem Nachwuchs einen altersgerechten Internetkonsum zu ermöglichen? Die Experten verweisen beispielsweise auf Filtersoftware, die vor nicht angemessenen Inhalten schützt. "Das Jugendschutzsystem verlässt sich ganz stark auf die Eltern, nur wenn die Eltern das auch umsetzen, kann das in der Praxis auch funktionieren", erklärt Drechsler.

Aber Technik allein, kann ja nicht reichen, oder? Genau das betonen die Experten. "Die Annahme, dass solche Werkzeuge alle Probleme lösen, ist natürlich ein Fehlschluss", sagt Niels Brüggen, Leiter der Forschungsabteilung JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Wichtig sei die Kommunikation. "Das Entscheidende ist, dass die Eltern mit ihren Kindern darüber im Gespräch sind, dass sie mitbekommen, was da passiert", ergänzt Hasebrink. Das könne mehr bewirken als technische Systeme oder Regeln.

Und wie sieht es aus mit der Netz-Kom­petenz? 56 Prozent der be­fragt­en Er­wachs­enen sprechen sich selbst eine Online-Fähigkeit zu. Bei den Heranwachsenden sind es 69 Prozent. Interessant: Sowohl aus Sicht der Eltern als auch aus Sicht der Kinder überflügeln Teenager ab 13 Jahren ihre die Erwachsenen in Sachen Online-Kompetenz.

Hintergründe & Fazit

In Auftrag gegeben wurde der Jugendmedienschutzindex von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter (FSM). Für die repräsentative Studie wurden bundesweit 805 Kinder und Jugendliche sowie jeweils ein Elternteil befragt. Die Interviews mit meist offenen Fragen wurden zwischen Mitte Februar und Mitte April 2017 vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung und dem JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis durchgeführt.

Eltern haben natürlich nicht erst seit der Erfindung von Internet, Smartphone, & Co. Angst um das Wohlergehen ihrer Kinder, die Erfindungen werden allerdings als zusätzliche oder verschärfende Gefahrenquelle wahrgenommen. Schuld daran ist die niedrigere Hemmschwelle beispielsweise bei potentiellen Cyber-Mobbing-Tätern: die Anonymität des Internet wiegt die Täter in der Sicherheit, nicht (oder zumindest sehr viel schwerer) enttarnt werden zu können.

Mehr zum Thema Kinder und Jugendliche im Netz erfahren Sie in unserem Ratgeber.

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