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Kohjinsha SA5 (E8) im Test

Von Johannes Haupt

Der Kohjinsha SA5 (alias Kohjinsha E8) weiß mit Features zu glänzen, die Eee PC Anwender bei Ihrem Winzling schmerzlich vermissen: Eine native Auflösung von 1024x600px auf 7", optionales Bluetooth, Touchscreen und äußerst großzügig dimensionierter Speicherplatz stehen auf der Habenseite.

Das Killer-Feature des ab EUR 510 erhältlichen Geräts ist aber zweifellos der um 180° dreh- und klappbare berührungsempfindliche Bildschirm, der den Kohjinsha SA5 in kürzester Zeit zum Tablet PC mutieren lässt.

Wir haben den Kohjinsha SA5 in den vergangenen drei Wochen ausgiebig unter die Lupe genommen und freuen uns, nun die erste deutschsprachige Review zu diesem interessanten UMPC publizieren zu können.

Technisches

Der Kohjinsha SA5 wird in zwei Ausführungen angeboten, die sich einzig in Festplattengröße und Bluetooth-Funktionalität unterscheiden. Beiden Modellen gemein ist eine äußerst stromsparende AMD Geod LX800 CPU (500 MHz), 512 Mbyte RAM sowie ein 1024x600px auflösender 7" Touchscreen. Auch der Grafikchip kommt von AMD [Link entfernt] , zweigt sich bis zu 256 Mbyte des Hauptspeichers ab.

Der beiliegende 2600mAh Akku reicht dem japanischen Hersteller zufolge für 2,5h-4h Normalbetrieb, weiterhin wird ein doppelt so starker Akku als Zubehör offeriert.

Bei den Anschlüssen bringt der kleine Japaner die Standards mit: 2x USB, VGA, Kopfhörer/Mikro, Ethernet. Neben einem MMC/SD-Kartenleser fand auch ein Slot für CompactFlash-Karten Platz.

Der Kohjinsha SA5SX04A hat eine 40 Gbyte 1,8" HDD an Bord, der SA5SX12A verfügt über ganze 120 Gbyte Speicherplatz und ein integriertes Bluetooth-Modul. Der Test wurde mit dem 990g leichten Top End Modell durchgeführt.

Preise, Verfügbarkeit

Der Kohjinsha SA5 ist in Europa (noch) nicht erhältlich, bei der Bestellung muss auf Online-Shops in Übersee ausgewichen werden. Empfehlenswert ist hier Kabatek aus Japan, dem Heimatland des Herstellers.

Das Basismodell Kojinsha SA5SX04A (40 Gbyte) kostet bei Kabatek EUR 460 [Link entfernt] , für den Kojinsha SA5SX12A (120 Gbyte, Bluetooth) fallen EUR 53 mehr an (EUR 513 total) [Link entfernt] . In jedem Fall kommen EUR 50 Versandkosten dazu, woraus ein Gesamtbetrag von EUR 510 bzw. EUR 563 resultiert - bezahlt werden kann via Auslandsüberweisung, Moneybookers oder Paypal. Weiterhin werden 19% Einfuhrumsatzsteuer fällig, die sich Gewerbetreibende allerdings vom Finanzamt zurückholen können.

Das Gerät wurde noch am Tag der Bestellung versendet, kam innerhalb von zwei Tagen auf deutschen Boden. Nach weiteren vier Tagen beim Zoll erreichte uns der Kohjinsha SA5 nach einer glatten Woche - absolut vertretbar.

Kabatek bietet neben dem UMPC diverses Zubehör sowie ein RAM-Upgrade an, wovon allerdings Abstand genommen werden sollte: Obwohl Kohjinsha unverständlicher Weise einen langsamen wie teuren DDR1 333 MHz Riegel verbaute, lässt sich bei der eigenhändigen Aufrüstung viel Geld sparen. Der Umbau geht genauso einfach von der Hand wie beim Eee PC, der RAM-Slot ist leicht durch die Lösung von zwei Schrauben auf der Gehäuseunterseite zugänglich.

Eine Überlegung wert ist dagegen die Mitbestellung eines 5200mAh Akku: Die Batterie wird zwar kaum benötigt (mehr dazu unten), könnte allerdings zu einem späteren Zeitpunkt enorm wichtig werden. Hintergrund ist, dass Ersatzteile von Kohjinsha momentan nur schwer erhältlich und möglicherweise auch in Zukunft mit hohen Versandkosten verbunden sind. Wir haben darum schon hier zugeschlagen.

Lieferumfang

Der stabil verpackte Karton enthält neben Gerät, Netzteil & Akku(s) die Bedienungsanleitung, einen Quick Start Guide und eine WinXP Broschüre - alles auf japanisch. Weiterhin liegt dem SA5 eine gut verarbeitete Stoffhülle zum sicheren Transport sowie ein Stylus zur Bedienung des Touchscreens bei.

Erste Schritte

Nach rd. 35 Sekunden Boot-Zeit empfängt den Anwender die bekannte Windows XP Oberfläche in der nativen Geräteauflösung von 1024x600px. Das englischsprachige Betriebssystem ist auf den aktuellen Stand gepatched.

Der japanische Hersteller hat glücklicher Weise davon abgesehen, sein Produkt (wie mittlerweile leider üblich) ab Werk mit unnützer Shareware zu befüllen. Vorinstalliert ist lediglich eine virtuelle Tastatur, ein Handschrift-Erkennungsprogramm sowie ein Konfigurationstool für den Touchscreen.

Tastatur & Touchpad

Das QWERTY-Keyboard macht - wie das gesamte Gerät - einen soliden Eindruck, die Tasten haben knackige Druckpunkte. Wie beim Eee PC 4G dauert es eine Weile, bis man sich an die kleinen Tasten gewöhnt hat. Ist man mit Dimensionen und asiatisches Layout (u.a. seperate @-Taste) vertraut, geht die Arbeit aber flott von der Hand.

Das Touchpad ist recht klein geraten, aber durchaus funktional. Im Vergleich zum Eee PC 4G fällt positiv die leichtere Bedienung der - klar getrennten - Tasten auf.

Der Touchscreen

Vorab: Der Bildschirm hätte sich auch ohne Berührungsempfindlichkeit ein Sonderlob verdient. Das 7" Display ist gestochen scharf und erstrahlt extrem hell - ASUS sollte sich hieran ein Beispiel nehmen.

Sofort ins Auge stechen die Bedienelemente an den Seiten des Bildschirms. Über Tasten kann die Helligkeit reguliert und gescrollt werden, weiterhin wird das Display von einem IBM/Lenovo-Laptops bekannten Trackpoint und zwei weiteren Maustasten flankiert. Das ermöglicht die tastaturlose Bedienung ohne oder als Ergänzung zum Touchscreen und ist wohl primär ein Relikt früherer Gerätegenerationen, die - ansonsten fast baugleich - noch keinen berührungsempfindlichen Bildschirm hatten.

Der Touchscreen kann auch bei normal positioniertem Bildschirm genutzt werden. Wirklich sinnvoll wird er aber erst bei der Drehung des Display um 180°, welches anschließend über die Tastatur geklappt wird.

Auf Gesten und Geschriebenes reagiert das Gerät ohne Verzögerung, allerdings ist der mitgelieferte Stylus ein wenig zu kurz für europäische Männerhände. Dafür kann der Touchscreen mit jedem beliebigen Stift und sogar mit dem Finger (dann natürlich nur bedingt präzise) bedient werden. Die Handschrifterkennung arbeitet selbst ohne Konfiguration recht genau und eignet sich etwa, um im Tablet-Modus URLs in die Browserzeile zu schreiben. Längere Texte werden dagegen wesentlich schneller mit der realen Tastatur verfasst.

Usability

Insbesondere nach einem RAM-Upgrade (1 Gbyte: Rd. EUR 40) lässt sich mit dem Kohjinsha SA5 angenehm schnell arbeiten. Behält man im Hinterkopf, dass der Kojinsha SA5 mit dem Ziel einer langen Akkulaufzeit bei maximaler Mobilität konzipiert ist, lässt sich den Japanern ein gut gemachter Job bescheinigen: Das parallele Surfen mittels mehrerer Tabs bei gleichzeitiger iTunes-Beschallung über die (mäßigen) Stereo-Boxen oder Bluetooth-Kopfhörer und einem geöffneten OpenOffice-Dokument geht problemlos von der Hand.

An seine Leistungsgrenzen stößt der Kojinsha SA5 bei Flash-Dateien: flv-Videos, wie sie alle großen Video-Portale verwenden, spielt das Gerät nur mitsamt grober Ruckler ab. An 3D-Anwendungen oder Spiele ist - anders als beim Eee PC, dessen Intel GMA 950 Grafikchip deutlich leistungsfähiger zu sein scheint - nicht zu denken.

Konventionelle Videos (mpg, divx) werden dagegen flüssig wiedergegeben, womit der Kohjinsha SA5 / E8 dank seines großzügig bemessenen Speicherplatzes einen perfekten Entertainer abgibt. Bei umgedrehtem Display ist das Gerät zudem viel platzsparender als andere Sieben-Zöller.

Ebenfalls bewährt hat sich die Nutzung des Japaners als eBook Lesegerät. Dank des ausgesprochen scharfen Displays und der hohen Auflösung lassen sich im Querformat ganze Seiten darstellen - geblättert wird über eine simple Berührung des Bildschirms.

Da der Kohjinsha SA5 nahezu geräuschlos arbeitet - die CPU kommt ohne Lüfter aus, die mechanische Festplatte ist fast nicht zu hören -, lässt sich das Gerät weiterhin zur Protokollierung von Konferenzen oder Vorlesungen gebrauchen.

Im Normalbetrieb - maximale Displayhelligkeit, gemischte Nutzung von Internet, OpenOffice und Idle - wurde mit 2600mAh Akku nach knapp drei Stunden der Bildschirm schwarz. Über den 5200mAh Ersatzakku ließen sich sogar fast sechs Stunden Laufzeit erzielen. Allerdings ist diese Batterie fast dreimal so groß wie der Standardakku, verlängert und erschwert das Gerät spürbar.

Fazit

Mit dem Touchscreen hat der Kohjinsha ein wichtiges Differenzierungsmerkmal gegenüber dem Eee PC und sämtlichen jüngst annoncierten Konkurrenzprodukten, die in den nächsten Monaten den deutschen Markt erreichen.

Allerdings platziert sich der Japaner zwischen vielen Stühlen. Wer lediglich auf der Suche nach einer internetfähigen Schreibmaschine für unterwegs ist, wird schon mit dem EUR 200 günstigeren Eee PC 4G glücklich. Die vom Eee PC 900 eingeläutete neue Generation ultramobiler Laptops eröffnet mit einem größeren Display und mehr Hardware-Power dagegen Anwendungsmöglichkeiten, die Nutzern des recht schwachbrüstigen Kojinsha SA5 verwehrt bleiben.

In sofern sprechen wir an dieser Stelle nur eine Kaufempfehlung für Alle aus, die das entscheidende Bisschen zuviel im Portemonnaie und Freude an neuer Technik haben. Für relativ kleines Geld bekommt man mit dem Kohjinsha SA5 ein ungewohnt funktionales IT-Gadget, das einfach Spaß macht und überall neidische Blicke auf sich zieht.