Gesundheit

5G-Technologie: Gefahr oder Chance für die Gesundheit?

Die Politik diskutiert beim Thema 5G fast ausschließlich über Chancen, während potenzielle Risiken kaum eine Rolle spielen. Kritiker sehen im kommenden Mobilfunkstandard jedoch eine Gesundheitsgefahr. Ist die Sorge berechtigt?
Von Björn König

5G: Gefahr oder Chance für die Gesundheit? 5G: Gefahr oder Chance für die Gesundheit?
Fotos: Vodafone/shapiso-fotolia.com, Montage: teltarif.de
Politik und Regie­rung, Netz­werk­aus­rüster, Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­kon­zerne sowie Endge­rä­te­her­steller sind sich im Prinzip einig: Ohne 5G-Tech­no­logie wird Deutsch­land bei großen Zukunfts­themen wie künst­liche Intel­li­genz, auto­nomes Fahren oder Tele­me­dizin voll­kommen abge­hängt. Disku­tiert wird vor allem über die Frage, wie die Netz­be­treiber möglichst zügig ein flächen­de­ckendes 5G-Netz aufbauen können. Eine durchaus nach­voll­zieh­bare Debatte, schließ­lich kämpfen Bundes­re­gie­rung sowie Telekom, Voda­fone und o2 auch heute noch mit unzäh­ligen Funk­lö­chern in den LTE-Netzen. Und genau dies möchte man verständ­li­cher­weise beim kommenden Mobil­funk­stan­dard von Anfang an vermeiden.

Poten­zi­elle Gesund­heits­ri­siken

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Fotos: Vodafone/shapiso-fotolia.com, Montage: teltarif.de
Weitaus weniger im Fokus stehen aller­dings poten­zi­elle Gesund­heits­ge­fahren durch den neuen Mobil­funk­stan­dard. Das ist eini­ger­maßen bemer­kens­wert, denn als zu Beginn der 1990er-Jahre die GSM-Netze an den Start gingen, waren vor allem Anwohner hoch­gradig skep­tisch. Immer wieder gab es Proteste und Gerichts­ver­fahren, die Sorge vor unkal­ku­lier­baren Gesund­heits­ri­siken durch GSM-Sende­an­lagen waren groß. Es wurden unzäh­lige Studien zu mögli­chen gesund­heit­li­chen Folge­schäden durch Mobil­funk­strah­lung in Auftrag gegeben. Auch fast 30 Jahre später gibt es nach wie vor keine hand­festen wissen­schaft­li­chen Ergeb­nisse zu dem Thema. Doch was bedeutet dies nun konkret mit Blick auf 5G für die Zukunft?

Höhere Sende­leis­tung

So lange es keine beleg­baren wissen­schaft­li­chen Ergeb­nisse gibt, raten Medi­ziner nach wie vor zum sorg­samen Umgang mit der Mobil­funk­tech­no­logie. Dazu gehört zum Beispiel die Nutzung der Frei­sprech­funk­tion, eines Head­sets bzw. eines Smart­phones mit einem tenden­ziell nied­rigen SAR-Wert. Auch sollte das Gerät möglichst nicht in Räumen benutzt werden, wo eine erhöhte Sende­leis­tung erfor­der­lich ist. Dies trifft typi­scher­weise auf bestimmte Stahl­be­ton­bauten zu. Diese Empfeh­lungen beziehen sich auf alle bereits exis­tie­renden und künf­tigen Mobil­funk­stan­dards.

Wichtig ist in diesem Zusam­men­hang zu unter­strei­chen, dass wir hier nicht von ioni­sie­render, sondern von nicht-ioni­sie­render elek­tro­ma­gne­ti­scher Strah­lung spre­chen. Dazu zählen neben dem Mobil­funk weiterhin Radio und Radar­wellen. Zudem wurden gerade aus Gründen der Gesund­heits­prä­ven­tion für elek­tro­ma­gne­ti­sche Strah­lung zusätz­lich sehr nied­rige Grenz­werte fest­ge­legt. Korrekt ist aller­dings, dass die Strah­len­ex­po­si­tion durch 5G noch einmal deut­lich zunehmen wird. Grund dafür ist, dass die neue Tech­no­logie ein erheb­lich engma­schi­geres Netz benö­tigt und deshalb sehr viel mehr Sende­an­lagen als im Falle von UMTS oder LTE benö­tigt werden. Mit anderen Worten: Der Abstand zwischen Mensch und Antenne wird kürzer, es entsteht eine höhere Zwangs­ex­po­si­tion. Ist 5G erst einmal flächen­de­ckend einge­führt, haben Anwohner noch weniger Möglich­keiten, der elek­tro­ma­gne­ti­schen Strah­lung im Alltag aus dem Weg zu gehen.

Berech­tigte Sorgen?

Präven­tion ist beim Thema Gesund­heit beson­ders wichtig. Politik und Netz­be­treiber sind gut beraten, die Sorgen der Bürger nicht auszu­blenden. Dennoch sollte man das Thema aus einer möglichst sach­li­chen Perspek­tive betrachten. Die D- und E-Netze sind seit den 1990er-Jahren in Betrieb und wurden ständig weiter ausge­baut. Heute nutzen Milli­arden Menschen auf der Erde jeden Tag ein Mobil­te­lefon. Empi­risch belegt ist zumin­dest, dass es auch nach 30 Jahren Mobil­funk in Deutsch­land keine expo­nen­ti­elle Zunahme an beispiels­weise Hirn­tu­moren gibt.

Das heißt im Umkehr­schluss natür­lich nicht, dass die Gefahr­lo­sig­keit elek­tro­ma­gne­ti­scher Strah­lung belegt ist. Mit der Einfüh­rung von 5G wird man sich auf jeden Fall noch einmal erneut die Grenz­wert-Thematik anschauen müssen. Auch die Effi­zienz der Sende­an­lagen inklu­sive einer geogra­fisch sinn­vollen Posi­tio­nie­rung wird eine noch größere Rolle spielen. Klar ist aber auch: Ein zukunfts­fä­higes mobiles Kommu­ni­ka­ti­ons­netz kommt nicht ohne mehr Sende­an­lagen aus. Ironi­scher­weise sind wir damit auch wieder beim Thema Medizin: Denn 5G macht es möglich, dass der Haus­arzt, Kardio­loge oder Onko­loge per Video­schal­tung auch schnell dort sein kann, wo bislang keine breit­ban­dige Inter­net­lei­tung liegt. Zumin­dest in dieser Hinsicht leistet die Tech­no­logie also auf jeden Fall einen Beitrag zu mehr Gesund­heit.

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