Auf dem Land

Smarte Landwirtschaft - mit Satellit und Drohne

Smart­phone und Tablet sind heute auf vielen Bauern­höfen und Äckern nicht mehr wegzu­denken. Einige Land­wirte im Südwesten setzen neuer­dings zudem auf Daten aus dem All.
Von dpa /

Vernetzte Landwirtschaft mit Drohne Vernetzte Landwirtschaft mit Drohne
Bild: dpa
Digi­tali­sierung hin oder her: Der Bauer und sein Spaten haben für Jürgen Rüdt nicht ausge­dient. "Nur der Blick in den Boden zeigt den tatsäch­lichen Zustand", sagt der Land­wirt aus Ditzingen. Und den schaut er sich auch persön­lich immer noch an. Was aber nicht heißen soll, dass Rüdt sich bei der Arbeit auf den Feldern seines Acker­baube­triebs nicht von moderner Technik helfen lässt - ganz im Gegen­teil. Dass er jeden Winkel seiner Felder ganz genau kennt, dafür sorgen neben dem Spaten mitt­lerweile auch Satel­liten­bilder und Spezi­alsoft­ware.

Rüdts Betrieb ist einer von zweien im Südwesten, die derzeit unter Regie des Agrar-Handels­konzerns BayWa in einem Pilot­projekt die Möglich­keiten des Smart Farming erproben. "Wir sehen das als große Zukunfts­chance", sagt BayWa-Spar­tenge­schäfts­führer Gerd Mezger. Für die Land­wirte, aber natür­lich auch als Geschäfts­feld für die BayWa selbst.

Qualität des Bodens fest­stellen

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Konkret geht es vor allem darum, die Qualität des Bodens mit Hilfe von Satel­liten­daten und Proben, die an zuvor exakt vermes­senen Stellen genommen werden, so genau wie möglich zu bestimmen. Nicht mit einem Durch­schnitts­wert, sondern indi­viduell für nahezu jeden Quadrat­meter. Denn auch wenn die meisten Felder einheit­lich aussähen, könne es in der Ertrags­kraft Unter­schiede von zum Teil 20 bis 30 Prozent geben, betont Mezger. Entspre­chend könne dann, wiederum mit Hilfe von exakten Karten und Satel­liten­navi­gation, die Vertei­lung von Saatgut und Dünge­mitteln auf den Feldern gesteuert werden - im Ideal­fall mit deut­lich größerer Effi­zienz.

Das soge­nannte Precision Farming, also der Einsatz GPS-gesteu­erter Mähdre­scher etwa, sei durchaus nicht neu, sagt Land­wirt Rüdt. "Aber so richtig etablieren konnte man das nicht." Jeden­falls nicht im Südwesten, wo die Land­wirt­schafts­betriebe im Vergleich eher klein und oft in Fami­lien­hand sind und sich die Inves­tition in die teure Technik schlicht nicht lohnt. Auch das sei ein Antrieb für das Pilot­projekt gewesen, das Rüdt einst selbst mit ange­stoßen hat.

Smart Farming: Oft von externen Firmen erle­digt

Markus Schaible hat aus dem Problem vieler Betriebe sein Geschäft gemacht. Der 40-Jährige ist Land­wirt und Elek­troniker. Vor allem aber ist er soge­nannter Lohn­unter­nehmer, der im Auftrag von Land­wirt­schafts­betrieben bestimmte Arbeiten erle­digt, die sie nicht selbst erle­digen wollen oder können, eben weil ihnen zum Beispiel die Technik dafür fehlt.

Und er hat sich auf Smart Farming spezia­lisiert und ist deshalb eben­falls Teil des Projekts. Mit einem Spezi­alfahr­zeug nimmt Schaible auf den Feldern die Boden­proben. Satel­liten­daten und exakt markierte Wegmarken sagen ihm, wo er hin muss.

Noch immer hätten viele Land­wirte Berüh­rungs­ängste, wenn es um die Digi­tali­sierung geht, sagt Schaible. Aber allmäh­lich wandele sich das. "Man merkt: Das Inter­esse steigt", betont er. Und so langsam zögen auch andere Lohn­unter­nehmer nach. Der Einsatz von Drohnen etwa, um Schlupf­wespen in Mais­feldern auszu­setzen, ist in der Land­wirt­schaft schon ein recht gängiges Mittel. Auch Schaible ist damit regel­mäßig unter­wegs. Schlupf­wespen sind die natür­lichen Feinde des Mais­züns­lers, eines Schäd­lings. Manch Land­wirt nutzt die Drohne aber auch, um Tiere in seinen Feldern aufzu­spüren, bevor die Mähma­schine kommt.

Effi­zienter Einsatz von Saatgut und Dünger

Wenn das Konzept so funk­tioniert, wie die Initia­toren des Pilot­projekts sich das vorstellen, würden nicht nur die Land­wirte profi­tieren, indem sie ihren Arbeits­aufwand verrin­gern und durch den effi­zien­teren Einsatz von Saatgut und Dünger auch Geld sparen. Auch die Umwelt soll etwas davon haben, dass Dünge­mittel gezielter einge­setzt werden, wie BayWa-Geschäfts­führer Mezger sagt. Der Agrar-Handels­konzern will sein Geld lang­fristig mit der Rolle des Vermitt­lers verdienen, der Land­wirte und Anbieter wie Schaible zusam­menbringt.

Dass Land­wirte auf lange Sicht um den Einsatz smarter Helfer ganz herum­kommen, glaubt man auch beim Bauern­verband nicht. Letzt­lich sei es für die Betriebe aber eine Kosten­frage, betont eine Spre­cherin. Dass Smart Farming mehr kostet, sei klar, sagt Land­wirt Rüdt. Wie viel mehr, sei aber noch nicht ganz klar. Das soll das Pilot­projekt erst noch zeigen. Wo die Grenze liegt, ab der es sich nicht mehr lohnt, könne je nach Betrieb durchaus unter­schied­lich sein.

Der Bauern­verband hat neben den Kosten noch einen weiteren Knack­punkt ausge­macht: Er rät Betrieben in jedem Fall, auch darauf zu achten, was eigent­lich mit den Daten geschieht, wo sie gespei­chert werden und wer Zugriff darauf hat. Auch das müsse eindeutig geklärt sein.

Für die smarte Land­wirt­schaft wurde beispiels­weise im vergan­genen Jahr auch ein Hybrid-Modem vorge­stellt.

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