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Leser-Appell an Mobilfunker: Klare Preise & VoLTE für alle

Poli­tiker kommen oft zu Wort. Menschen von der Basis fühlen sich oft nicht gehört oder verstanden. Ein Leser hat sich deut­lich zu Wort gemeldet.
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Politiker oder Prominente können sich leicht Gehör verschaffen. Was aber denkt die Basis? Politiker oder Prominente können sich leicht Gehör verschaffen. Was aber denkt die Basis?
Foto: Picture Alliance /dpa
Poli­tikern wird oft unter­stellt, "keine Ahnung" zu haben. Sie können sich jeder­zeit zu Wort melden und werden (in der Regel) "gehört". Menschen von der Basis, die ihre eigenen Themen und Vorschläge vermit­teln wollen, finden oft kein Sprach­rohr.

Wir haben aus unserem E-Mail-Post­fach einen Beitrag von Teltarif-Leser Stefan Schulze heraus­gefischt, der sich "als Normal­sterb­licher" den Frust von der Seele schreibt und dabei einige inter­essante und in der Tat wider­sprüch­liche Themen aufgreift.

Poli­tiker sollten sich infor­mieren, bevor sie Experten-Themen aufgreifen

Politiker oder Prominente können sich leicht Gehör verschaffen. Was aber denkt die Basis? Politiker oder Prominente können sich leicht Gehör verschaffen. Was aber denkt die Basis?
Foto: Picture Alliance /dpa
Schulze stößt bitter auf, dass gerade Poli­tiker, die vom Thema Mobil­funk und Internet "wenig oder keine Ahnung haben, sich öffent­lich am meisten dazu äußern". Ein markantes Beispiel war für ihn das Einge­ständnis der ehema­ligen Verbrau­cher­minis­terin Kata­rina Barley (SPD), die seiner­zeit "über­sehen" hatte, dass Anrufe vom Handy in Deutsch­land mit Ziel im euro­päischen Ausland sehr teuer (bis zu 1,99 Euro pro Minute) werden konnten.

"Die Minis­terin hätte ihren Tele­fonver­trag und den dazu­gehö­renden Tarif­prospekt vorher genau lesen können."

Immerhin: Als Folge dieser Schock­rech­nung gebot die EU mit einer Höchst­grenze diesen Preisen Einhalt. Poli­tiker können also auch lern­fähig sein.

Erst 4G richtig, bevor 5G kommt

Schulze wieder­holt die oft zu hörende Kritik, dass "viel über den halb­fertigen Stan­dard 5G" gespro­chen werde, "der eigent­lich nur 4,5G ist". Er stellt die Frage, wann es echtes 5G geben wird, zumal die Sprach­tele­fonie - nach allem was bekannt ist - bei 5G noch gar nicht fertig spezi­fiziert ist, das gleiche Problem wie mit Sprache bei 4G/LTE.

5G solle solange kein Thema sein, "solange nicht einmal die Fähig­keiten von 4G für jeden Kunden nutzbar sind".

VoLTE und WLAN-Call sollten verpflich­tend sein

Um opti­males Netz zu haben, fordert Schulze, dass alle Mobil­funk­anbieter unbe­dingt für alle Kunden

  • VoLTE (Sprache über LTE)
  • WIFI-Calling (Tele­fonieren über WLAN)
anbieten müssen.

Viele Mobil­funk-Teil­nehmer verwenden ihre Mobil­tele­fone gerne zu Hause, wo es oft beson­ders schwache Netz­versor­gung gibt. "Tele­fonieren über WLAN" (= WLAN-Call oder WiFi-Calling) könnte weiter­helfen, wenn das bei allen Netz­betrei­bern verpflich­tend wäre.

"Es gibt Orte, die festes Internet mit 100 MBit/s aber kein vernünf­tiges Mobil­funk­netz haben und in den meisten Wohnungen steht schon ein WLAN/WiFi-fähiger Router."

RCS-e netz­über­grei­fend, MMS soll kostenlos sein

Wer sich nicht auf WhatsApp oder einen anderen Messenger einlassen will oder nur ein "einfa­cheres" Handy hat, ist auf die Nach­rich­tendienste SMS (nur Text) und MMS (Text und bestimmte Dateien bis maximal 300 kB) ange­wiesen. Der Nach­folge­dienst RCS-e (Rich Commu­nica­tion Suite enhanced), der vom Dach­verband GSMA spezi­fiziert wurde, geis­tert seit Jahren durch die Lande (zeit­weise unter dem Begriff "Joyn"), kommt aber nicht wirk­lich vom Fleck.

Obwohl von offenen Grenzen und Europa geredet werde, kostet eine SMS von Deutsch­land nach Deutsch­land derzeit mehr (von 9 bis 19 Cent das Stück, sofern man keine Flat­rate gebucht hat) als eine SMS von Deutsch­land z.B. nach Spanien: Maximal 7,14 Cent das Stück, die übli­cher­weise nicht in Flat­rates enthalten sind.

Völlig absurd ist die Beprei­sung der MMS (Multi­media-Nach­richten) in Deutsch­land. Alle drei Netz­betrei­bern verlangen nach wie vor 39 Cent pro Stück im Inland und "absurde 79 Cent pro Nach­richt von Deutsch­land ins Ausland".

Wir meinen: Ein in der Tat viel zu hoher MMS-Preis, der voll­kommen aus der Zeit gefallen ist.

RCS-e verpflich­tend einführen

Ginge es nach den Vorstel­lungen von Schulze, sollten alle Mobil­funk­anbieter dazu verpflichtet werden, den RCS-e-Stan­dard endlich zu unter­stützen. Da einige Anbieter hier tech­nisch noch nicht so weit sind, sollten sie die bei vielen Anwen­dern längst in Verges­senheit gera­tenen MMS (Multi­media-Nach­richten) verpflich­tend gratis über­tragen, also "zu den Bedin­gungen einer WhatsApp-Nach­richt".

Verschie­dent­lich dürfte die Abschal­tung des MMS-Dienstes bei den Netz­betrei­bern intern schon disku­tiert worden sein. Schulze findet, er dürfe erst abge­schaltet werden, wenn alle Deut­schen Anbieter den Dienst RCS-e (Rich Commu­nica­tion Service) wirk­lich aktiv und unter­einander kompa­tibel unter­stützen.

Schulze findet es unbe­greif­lich, dass sich die Mobil­funk-Provider ohne Wider­spruch dem von der GSMA entwi­ckelten Dienst RCS-e "verwei­gern" können: Telefónica (o2) mache komplett nicht mit und Voda­fone und Telekom (T-Mobile) seien nicht unter­einander kompa­tibel.

Wir meinen: Die gute alte E-Mail könnte hier in vielen Fällen weiter­helfen und sie ist, bis auf den Daten­transfer kostenlos und stan­dardi­siert. MMS wird ein Auslauf­modell bleiben, könnte aber bis dahin durchaus im Preis gesenkt werden.

Offene Stan­dards statt geschlos­sene Ange­bote

Schulze wirft den Poli­tikern vor, lieber kommer­zielle Ange­bote wie "Face­book oder Twitter" zu fördern, statt auf offenen gegen­seitig kompa­tiblen Stan­dards zu bestehen. Als Nutzer von Face­book/WhatsApp stehe man besser da, als wenn man einen "jahr­zehn­tealtes stan­dardi­siertes System" wie den Mobil­funk nutzt.

Wir meinen: In der Tat gibt es schon länger die Forde­rung, nach einer Pflicht zur Kompa­tibi­lität zwischen den Messen­gerdiensten. Damit wäre es möglich, eine Nach­richt sagen wir von WhatsApp zu Threema zu schi­cken, ohne Kunde aller Dienste sein zu müssen. Dazu müssten einheit­liche Inter­connect-Stan­dards geschaffen und gere­gelt werden. Das Thema wurde beispiels­weise von Telekom-Chef Höttges vor einiger Zeit einmal aufge­griffen, weil die Telekom sich einer ziem­lich weit­gehenden Regu­lierung gegen­über sieht, während OTT (Over The Top) Anbieter wie die Messenger-Dienste relativ "unbe­helligt" operieren können.

Prepaid ist ideal

Aufgrund seiner persön­lichen Lebens-Situa­tion lebt Stefan Schulze sehr kosten­bewusst. Er findet Prepaid-Mobil­funk perfekt, um das Kosten­risiko zu elimi­nieren. Egal, was er tue, bei einer Aufla­dung von beispiels­weise 30 Euro könne er maximal genau diese 30 Euro verlieren, selbst wenn er in einem Flug­zeug oder auf einem (Kreuz­fahrt-)Schiff tele­foniere oder aus Versehen mobile Daten nutze.

Nur ärgere ihn, dass kaum über Kunden berichtet werde, die vorher einfach nach­gedacht hätten und die Kosten im Griff hätten. Statt­dessen gebe man den unvor­berei­teten Menschen viel Raum, die Horror­rech­nungen produ­zieren, obwohl die hohen Preise vorher bekannt seien.

Was meinen Sie zu diesen Vorschlägen? Haben MMS oder RCS-e noch eine Zukunft? Nutzen Sie WLAN-Call? Schreiben Sie Ihre Meinung ins Forum.

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