LG G4: Besondere Kamera-Funktionen im Check
In kaum einem Bereich zeigt sich die Entwicklung von Smartphones deutlicher als bei den Kameras. Aktuelle High-End-Smartphones müssen hier einiges leisten und kommen zuweilen schon als Ersatz für einen eigenständigen Foto-Apparat im Urlaub zum Einsatz.
Der zweite Teil des Testtagebuchs zum LG G4 behandelt die Kamera-Funktionen des Smartphones und beleuchtet vor allem, ob die neue RAW-Funktionalität des Smartphones für einen weiteren Quantensprung in puncto Qualität sorgen kann.
Das Datenblatt listet imposante Daten: Ein 16-Megapixel-Sensor sorgt für Fotos, deren Auflösung maximal 5 312 mal 2 988 Pixel beträgt. Die f1.8-Blende sei laut LG besonders lichtstark und ein Bildstabilisator beugt verwackelten Bildern vor. RAW-Bilder speichert das Smartphone auch - dieses Dateiformat enthält die Daten des Bildsensors, ohne dass eine Software dabei Optimierungen vorgenommen hätte. Die Dateien sind dafür aber auch um einiges größer - im Test waren die Bilder dann rund 20 MB groß.
LG G4 im manuellen Modus und RAW-Format
Die Kamera des LG G4 im Test
Bild: teltarif.de
Beim LG G3 hatte die Kamera eine ordentliche Qualität - und LG will noch nachgelegt haben. Mit Spannung erwartete ich, was beispielsweise der RAW-Modus bringen wird. Dieses Format ermöglicht erfahrenen Nutzern, Fotos weitreichend zu bearbeiten und den Farbeindruck einer Aufnahme zu perfektionieren. Dabei werden die Rohdaten des Kamera-Sensors gespeichert.
Die Kamera-App bietet diese Funktion aber nur, wenn ich den - ebenfalls neuen - manuellen Modus auswähle - dann kann ich beispielsweise ISO-Wert, Verschlusszeit und den Weißabgleich manuell vornehmen - Automatiken gibt es aber auch hier.
Gegenüber manuellen Einstellungen bei einer Spiegelreflex- oder Systemkamera hinkt das G4 aber (neben anderem) in einem entscheidenden Detail hinterher: Die Blende lässt sich nicht verändern. Das bedeutet konkret, dass die Gestaltungsmöglichkeiten erheblich geringer sind, als es zunächst den Anschein hat. Denn eine lange Belichtungszeit führt in vielen Situationen zu einem sehr hellen - mitunter ganz weißen - Bild. Ein Beispiel dafür wäre der Versuch, eine einfahrende U-Bahn mit Bewegungsunschärfe zu fotografieren. Das wollte mir auch nach mehreren Versuchen nicht so recht gelingen - stets war das Foto zu hell.
Die Benutzeroberfläche des manuellen Modus des LG G4.
Screenshot: teltarif.de
Die manuellen Einstellungen kommen insbesondere dann zum Tragen, wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind. In unserem Testszenario konnte ich so ein Foto schießen, dass beinahe an die Ergebnisse mancher Kameras unter guten Lichtbedingungen herankommt. Im Dunklen unserer Fotokammer reichte es aus, manuell zu fokussieren sowie die Belichtungszeit zu verlängern. Dies zeigt das wesentliche Anwendungs-Szenario des manuellen Modus, nämlich in schlechten Lichtverhältnissen noch bessere Fotos zu schießen. Hier gibt es das Bild in voller Größe zum Download:
LG-G4-Foto in Adobe Lightroom
Spätestens in Adobe Lightroom wird klar, warum RAW-Aufnahmen mit einem Smartphone noch nicht tauglich für den Alltag sind. Zwar kommt beim G4 das verbreitete Adobe-Digital-Negative-Dateiformat zum Einsatz, aber das enthält ja eben nicht einfach nur eine unkomprimierte Version des JPEG-Bildes, sondern ein unverändertes Abbild der Sensorwerte des 16-Megapixel-Chips. Es lässt viele Verarbeitungsschritte vermissen, die eine Kamera oder ein Smartphone vor der Komprimierung zu einem JPEG-Foto vornimmt.
RAW vs. JPEG
Testfoto (JPEG)
Bild: teltarif.de
Testfoto (RAW)
Bild: teltarif.de
Einschätzung der RAW-Bilder
Für den Test habe ich ein Motiv sowohl als RAW- als auch JPEG-Datei gespeichert, um die Unterschiede beurteilen zu können. Schon im direkten Vergleich fällt der Qualitätsunterschied beider Fotos auf. Das JPEG-Foto ist deutlich besser belichtet und die Farben besser austariert. Das RAW-Foto hingegen wirkt beinahe verwaschen und sogar unscharf. Da die Dateien aus einer einzigen Aufnahme stammen, zeigt sich daran deutlich, wie stark die Smartphone-Software die Bilder nachbearbeitet. Das ist nicht weiter verwunderlich und bei "großen" Kameras genau so der Fall. Für die Entwicklung von RAW-Fotos kommt deswegen auch Spezial-Software zum Einsatz, ich habe mich für Lightroom entschieden.