Kritik

Liberty-Global-Chef teilt aus: Netflix lügt, Telekom hat schlechtes Netz

Im Handelsblatt-Interview nimmt der Chef der Unitymedia-Mutter Stellung zu Netflix und Zero-Rating-Abkommen. Dabei geht er mit dem Streaming-Anbieter hart ins Gericht, teilt aber auch in Richtung Telekom aus.
Von Thorsten Neuhetzki

Liberty-Global-Chef Mike Fries (Archivbild) Liberty-Global-Chef Mike Fries (Archivbild)
Foto: dpa
"Netflix will die Anbieter dazu bringen, mit ihnen einen Deal für die Übertragung abzuschließen oder sie zu bestrafen, wenn sie es nicht tun", erklärt der Chef des weltgrößten Kabelkonzerns Liberty Global, Mike Fries dem Handelsblatt. Liberty Global ist der Mutterkonzern des deutschen Kabelnetzbetreibers Unitymedia. Netflix und andere Streaminganbieter würden sich darüber beschweren, dass ihre Dienste bei Liberty Global oder anderen langsamer laufen, so Fries weiter.

Um Druck zu erzeugen, erstelle Netflix Rankings von Internetanbietern, auch in Deutschland, wie gut Netflix-Filme über deren Leitungen gesehen werden können. "Wenn es Probleme gibt, hängt das allerdings oft damit zusammen, dass sie uns die Daten nicht richtig zuführen", sagt Fries. "Das ist also nicht unser Fehler." Das Handelsblatt zitiert ihn in diesem Zusammenhang sogar in der Überschrift des Interviews mit den Worten "Uns stört, dass Netflix lügt".

Gleichzeitig befürwortet Fries ein Zero-Rating-Abkommen mit Inhalteanbietern. Dabei geht es darum, dass das gebuchte Datenvolumen der Kunden nicht belastet wird, wenn sie die Dienste bestimmter Anbieter nutzen. Kritiker sehen darin eine Einschränkung der Netzneutralität, weil deren Daten anders behandelt werden als der Rest. "Es ist Wettbewerb", erklärt Mike Fries. "Wenn wir einen Vertrag mit einem Unternehmen schließen und sich ein drittes das nicht leisten will, kann es sich mit einem anderen Anbieter zusammentun.

Fries unterstellt Telekom schlechtes Netz

Liberty-Global-Chef Mike Fries (Archivbild) Liberty-Global-Chef Mike Fries (Archivbild)
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Mit Blick auf von anderen Providern geforderte Durchleitungsgebühren für Streamingdienste sagte Fries der Zeitung: "Ein Konzern wie die Deutsche Telekom mag das fordern, weil er kein gutes Netz hat. Wir haben die Bandbreite und sehen da kein Problem. "

Mit Blick auf das Geschäft in Deutschland sagte Fries der Zeitung, dass man eine Zeit lang etwas überambitioniert gewesen sei. Man habe viel Bandbreite in ein Paketangebot gepackt und den Preis dafür 20 Prozent angehoben. Daraufhin seien die Verkaufszahlen gesunken. Man habe den Preis wieder gesenkt und die Nachfrage sei wieder angestiegen.

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