Einstieg

Zukunft mit Pinguin: So starten Linux-Novizen

Linux zu instal­lieren ist leicht. Wichtig ist die Auswahl der rich­tigen Distri­bution. Hier lesen Sie, welche Schritte zu beachten sind.
Von dpa /

Linux-Maskottchen: Der Pinguin Tux Der Pinguin "Tux" ist das Maskottchen des freien Betriebssystems Linux
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Egal ob als Alter­native oder zusätz­lich zu Windows: Wer auf der Suche nach einem sicheren und stabilen Betriebs­system ist, stößt auf Linux. Das freie Betriebs­system mit dem Pinguin als Maskott­chen hat viele Vorteile und meint es mit der Frei­heit wirk­lich ernst: Der Nutzer kann selbst entscheiden, ob und wann welche Updates einge­spielt werden. Auch wie das System aussieht, und wie es sich bedienen lässt, ist eine indi­vidu­elle Ent­scheidung.

Wichtig: Wer Linux nutzen möchte, sollte sich auf etwas Neues einstellen. "Man muss wissen, dass Dinge nicht so funk­tio­nieren wie unter Windows und dass sie neu erlernt werden müssen", sagt Mirko Lindner vom Online-Magazin Pro-Linux.de. Viele Programme, die Anwender auf ihrem Windows- oder Mac-Systemen nutzen, sind für Linux nicht verfügbar. Linux-Maskottchen: Der Pinguin Tux Der Pinguin "Tux" ist das Maskottchen des freien Betriebssystems Linux
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Wichtig ist die Wahl der Distri­bution

Hinzu kommt, dass es das eine Linux nicht gibt. Linux ist nur der Betriebs­system­kern, um den herum Soft­ware grup­piert wird, damit es benutzbar wird. Ein solches Komplett­paket nennt sich dann Distri­bution. Und da Linux frei ist, und die Ansichten über das opti­male System ausein­ander­gehen, sind im Laufe der Zeit viele Distri­butionen entstanden. Damit vor allem Anfänger die Linux-Ausgabe finden, die am ehesten zu ihnen passt, hat der Program­mierer Chris­toph Müller Distrochooser.de einge­richtet. Auf der Seite bekommt der Nutzer einige Fragen gestellt, und je nachdem, wie er sie beant­wortet, werden ihm dann Distri­butionen vorge­schlagen. Man sollte aber vorher schon zumin­dest in Grund­zügen wissen, was man eigent­lich mit seiner Linux-Distri­bution machen will, rät Müller. So dürfte etwa Gamer inter­essieren, dass die Spie­leplatt­form Steam gut von Ubuntu unter­stützt wird: "Wenn ich nur im Internet surfen will, habe ich natür­lich eine größere Auswahl." Ähnlich funk­tio­niert auch der Distro Picker auf Tuxradar.com.

Linux ohne Instal­lation als Live-System testen

Hilf­reich für Einsteiger könne der Besuch von Foren oder das Lesen von Fach­zeit­schriften sein, sagt Dominik Wagen­führ, Mit­heraus­geber von FreiesMagazin.de, das sich unter anderem mit Open-Source-Soft­ware und Linux beschäf­tigt. Insbe­son­dere auch an Einsteiger richten sich etwa EasyLinux oder die LinuxWelt.

Das Schöne an Linux ist, dass man viele Distri­butionen ganz einfach auspro­bieren kann, denn es gibt sie als soge­nannte Live-Systeme. Das heißt, sie laufen direkt, ohne instal­liert werden zu müssen, von einem Speicher­medium wie CD, DVD, USB-Stick oder SD-Karte. Dann muss der Rechner nur noch so einge­stellt werden, dass er von diesem Medium startet. Bei dem Test kann man dann auch gleich prüfen, ob vom WLAN-Adapter bis hin zum Drucker alles erkannt wird und funk­tio­niert. Dies ist notwendig, da nicht für jede Rechner­komponente linux-kompa­tible Treiber vorliegen. Insbe­son­dere Grafik­karten sind hiervon betroffen. Während die eher schwä­cheren Grafik­adapter von Intel besser unter­stützt werden, fahren die rechen­stärkeren Adapter von AMD und nvidia ihre Leis­tung nicht voll aus. Grund­sätzlich funk­tio­nieren jedoch alle Geräte mit Stan­dard-Trei­bern.

"Es gibt da einige einsteiger­freundliche Distri­butionen, die man ohne schlechtes Gewissen weiter­empfehlen kann", sagt Chris­toph Müller. Zum Beispiel Ubuntu. Gezielt an Einsteiger richten sich etwa PCLinuxOS (PCLOS) oder ZorinOS mit ihren Windows ähnelnden Ober­flä­chen.

Hilfe findet sich an vielen Stellen

Auf der Beliebt­heits-Rang­liste von Distrowatch.com führt derzeit mit deut­lichem Abstand Mint, gefolgt von Ubuntu - wobei man wissen muss, das Mint auf Ubuntu basiert. In den Top 100 finden sich weitere Ubuntu-Ableger wie Lubuntu, Xubuntu oder Kubuntu. Die große Ubuntu-Familie hat für Anfänger den Vorteil, dass es eine rege Commu­nity gibt. So finden Einsteiger etwa in Foren oder Wikis schnell Hilfe bei Ubuntu-Problemen. Das deutsch­sprachige Ubuntuusers.de sei sicher eines der besten Ubuntu-Foren, sagt Müller.

Der auffäl­ligste Unter­schied zwischen den Ubuntu-Able­gern ist die Benutzer­oberfläche. Ubuntu selbst pflegt eine Ober­fläche namens Unity. Mint gibt es mit den Ober­flä­chen MATE, Cinnamon, KDE und XFCE. Lubuntu nutzt LDE, Xubuntu auch XFCE und Kubuntu KDE. Und das sind noch längst nicht alle. Auch da sollte man einfach mal auspro­bieren. "Das ist einer der Vorteile von Linux, dass ich viele Sachen kostenlos auspro­bieren kann", sagt Mirko Lindner. "Zeit muss ich natür­lich mitbringen."

Ein weiterer Unter­schied liegt in der Verwal­tung des Rech­ners, erklärt Dominik Wagen­führ. Da kümmern sich viele Windows-Nutzer gar nicht drum. Das ist bei Linux anders. Grund­lage jeder Distri­bution sind bestimmte Repo­sito­ries, also Verzeich­nisse mit den zur Verfü­gung stehenden Programmen - und meist sind es gleich Tausende. "Das ist eigent­lich so etwas ähnli­ches wie ein App-Store", sagt Wagen­führ. "Wenn man ein Programm sucht, guckt man zuerst dort nach - und mit ein, zwei Klicks ist es instal­liert." Das sei nicht schwer. Die meist quellof­fene Soft­ware ist auch unter Windows lauf­fähig und den Nutzern daher bereits bekannt. Zu nennen sind hier der Browser Mozilla Firefox, der E-Mail-Client Mozilla Thun­der­bird sowie die Büro­suiten OpenOffice und LibreOffice.

Daten­siche­rung vor der Instal­lation

Wenn man dann seine Lieb­lings­dis­tri­bution gefunden hat, muss sie "nur" noch instal­liert werden. "Das ist oft einer der größten Knack­punkte", räumt Wagen­führ ein. Wer tech­nik­affin sei, könne das bestimmt, sonst hilft es, wenn man sich Unter­stüt­zung holt - etwa von Bekannten, die so etwas schon einmal gemacht haben. Aber auch viele Linux-Commu­nitys vermit­teln lokale Helfer.

Zwar sind die Installations­programme inzwi­schen schon sehr ausge­reift und laufen größ­ten­teils auto­matisch ab. Aber trotz allem können Fehler passieren: "Wenn man die falsche Fest­platte oder Parti­tion zur Instal­lation auswählt, ist man hinterher natür­lich sauer, und möchte kein Linux mehr benutzen", weiß Wagen­führ. Deshalb gilt: Daten vorher auf jeden Fall sichern. Eben­falls wichtig: Linux und Windows können problemlos neben­ein­ander instal­liert werden. Nach dem Einschalten entscheidet man jedes mal neu, mit welchem Betriebs­system der Rechner starten soll.