3CA

LTE mit 375 MBit/s: Das bringt der Telekom-Test für die Kunden

375 MBit/s per LTE bringt nicht nur einen höheren Peak, sondern vor allem mehr Kapazität für alle Kunden. Wir erklären, was hinter dem Telekom-Test steckt.
Von Thorsten Neuhetzki

341 MBit/s im Live-Betrieb 341 MBit/s im Live-Betrieb
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Wie vergangene Woche berichtet, startet die Telekom in Berlin einen LTE-Test im Live-Netz, der es erstmals ermöglicht, drei verschiedene LTE-Frequenzen miteinander zu koppeln. Bei dieser dreifachen Carrier Aggregation (3CA) werden Frequenzen um 800, 1800 und 2600 MHz miteinander gekoppelt und bringen so Datenraten von bis zu 375 MBit/s - zumindest theoretisch. Doch diese Peak-Rate ist gar nicht die Kern-Botschaft der Telekom, die dieses Projekt gemeinsam mit Huawei rund um den Berliner Mauerpark im Live-Netz gestartet hat. Vielmehr wolle man per­spektivisch die durch­schnittliche Datenrate für den Kunden anheben bzw. bei hoher Netzlast konstant halten.

3CA lässt sich aktuell nur mit Endgeräten nutzen, die eine spezielle Software aufgespielt haben. Dabei handelt es sich nur um vier Testgeräte der Telekom. Doch wenn die neue Form der Carrier Aggregation das Teststadium verlassen hat, wäre es möglich, über ein Softwareupdate jene Geräte, die alle drei Frequenz­bereiche unterstützen, entsprechend nachzurüsten. Primär würde dieses aber wohl bei Geräten mit einem Telekom-Branding passieren, weil diese ohnehin für das Telekom-Netz angepasst sind. "Bei diesem Test in unserem Wirknetz geht es uns unter anderem darum zu zeigen, dass wir 3CA realisieren können", erklärt Telekom-Deutschland-Technik-Chef Bruno Jacobfeuerborn. Das sichere in Zukunft auch zusammen mit anderen Technologien wie MIMO die Kapazität im Netz.

Erstmals 800-MHz-Frequenzen in Berlin

341 MBit/s im Live-Betrieb 341 MBit/s im Live-Betrieb
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
"Für uns ist ein solches Projekt eine der härtesten Übungen", sagte Michael Lemke, Wireless-Marketing-Chef bei Huawei Deutschland gegenüber teltarif.de. Das sei gleichzeitig eine Ehre. Schließlich wird die neue Technik im echten Telekom-Netz getestet, das heißt Störungen für die Kunden darf es unter keinen Umständen geben. Im Gegenteil: Für Telekom-Kunden können auch ohne 3CA schon jetzt von dem Testgebiet profitieren können. Denn erstmals kommt so in Berlin das 800-MHz-Band gemeinsam mit den anderen Frequenzen zum Einsatz. "Das verbessert gleichzeitig die Indoor-Versorgung für unsere Kunden, weil diese Frequenzen noch besser Wände durchdringen können und schafft dabei zusätzliche Kapazitäten", erklärt Jacobfeuerborn.

Wo 3CA künftig konkret eingesetzt werden soll, ließ der Technik-Chef zum jetzigen Zeitpunkt offen. "Wir werten jetzt erst einmal unsere Erfahrungen mit diesem Testgebiet aus und entscheiden dann, wann und wo wir Technologien wie 3CA einsetzen werden", sagte er. Die Erhöhung der Kapazitäten legt jedoch zunächst eine Nutzung in Gebieten mit einer hohen Nachfrage an mobilen Daten nahe, also etwa in Stadien, Ver­anstaltungs­hallen oder Flughäfen und Bahnhöfen. Das Testgebiet in Berlin ist ein solches Gebiet, da durch den wöchentlichen Flohmarkt am Mauerpark sowie die Max-Schmeling-Halle zeitweise eine hohe Nachfrage besteht. Und dieser Test dürfte nicht der einzige in dem Gebiet sein. "Das Gebiet dort ist prädestiniert, um einige Dinge im Live-Netz auszuprobieren", heißt es von Jacobfeuerborn. Es könne durchaus sein, dass künftig noch weitere neue Technologien hier erprobt werden.

Huawei-Technik steuert die Verteilung

Damit alles ohne Probleme läuft, arbeitet im Hintergrund die Technik vom Netz­werk­ausrüster Huawei. Sogenannte Scheduler verteilen den Datentraffic auf die einzelnen Frequenzen - abhängig davon, welche Frequenzen und welche Carrier Aggregation von den End­geräten der Kunden genutzt werden. Auch kümmert sich die Technik darum, dass es zu möglichst geringen Interferenzen in den Über­schneidungs­gebieten zwischen den Sende­standorten kommt und die verschiedenen Frequenz-Layer mit ihren unterschiedlichen Frequenz­ausdehnungs­eigen­schaften koordiniert, so dass diese einen möglichst identischen Sende-/Empfangsbereich haben. Künftig soll es auch möglich sein, dass verschiedene LTE-Frequenzen von ver­schiedenen LTE-Standorten aus gesendet und am Handy dann gekoppelt werden.

Die Telekom führte unserer Redaktion in Berlin die 3CA-Technologie in der Praxis vor. Zur Mittagszeit demonstrierte uns die Telekom mittels der App von Speedtest auf dem modifizierten Gerät, welche Datenraten auf dem Gerät ankommen. Dabei erreichte das Gerät in der Spitze einen Wert von 341,38 MBit/s im Downstream. Angesichts des theoretischen Laborwertes von 375 MBit/s ist das ein beachtliches Ergebnis, bei dem bedacht werden muss, dass auch die Kunden in der Umgebung zu dem Zeitpunkt die verwendete Zelle nutzten. Entsprechend waren andere Messwerte auch niedriger. Die besten Werte erreichte die Telekom bei Tests in der Nacht.

Keine Carrier Aggregation beim Upstream

Am Upstream ändert sich übrigens durch 3CA nichts. Die Carrier Aggregation erfolgt nur im Downstream. Es gäbe noch keine Technik für die Bündelung der Frequenzen im Upstream, hieß es von Telekom und Huawei. Von den theo­retischen maximal 50 MBit/s im Upstream erreichten wir im Test in der Regel um 40 MBit/s.

Deutlich wird der Unterschied zwischen der heute im Netz bereits genutzten 2CA-Technik, die die Frequenzen um 1800 und 2600 MHz bündelt, und dem neuen 3CA im direkten Vergleich. Mit einem handelsüblichen Gerät erreichten wir bei Messungen zwischen 128 und 183 MBit/s im Downstream, aber ebenfalls um 40 MBit/s im Upstream.

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