kassiert

Editorial: Das Ende der Gleichheit

Auktionsergebnis bietet viele Chancen für die Mobilfunkanbieter
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Es fing an, richtig teuer zu werden. Am Mittwoch überschritt die aktuelle Mobilfunkauktion in Runde 215 die 4-Milliarden-Euro-Grenze. Und Runde für Runde kamen über 50 Millionen Euro hinzu, weil in jeder Runde einer der vier Auktionsteilnehmer gezwungen war, diese Summe zusätzlich für einen der sechs verfügbaren Frequenzblöcke der Digitalen Dividende zu bieten, um einen soeben verlorenen Block zurückzuerobern. Denn die vier Bieter hätten zusammen gerne sieben Blöcke ersteigert, aber es waren nur sechs verfügbar.

Und so zog E-Plus am Donnerstag in Runde 222 die Notbremse und bot nicht erneut für einen Block der digitalen Dividende, sondern für einen zusätzlichen Block aus dem UMTS-Frequenzbereich. In Runde 223 lieferten sich Vodafone und T-Mobile noch ein kleines Scharmützel um mehrere ungepaarte (und daher vor allem für Datendienste gut geeignete) Frequenzblöcke im hohen 2,6-GHz-Bereich, dann war Schluss: Keine neuen Gebote in Runde 224.

Viele Gewinner

Mobilfunkmast Bild: nobbi.com N. Hüttisch Die Auktion kennt nun tatsächlich viele Gewinner. Zunächst einmal haben alle Anbieter eine erhebliche Zahl an neuen Frequenzbändern erhalten, für die sie nun Planungssicherheit haben, und die sie zum Ausbau bestehender Dienste und zum Aufbau neuer Dienste, insbesondere für LTE, nutzen können. Und sie bezahlen dafür nur einen Bruchteil des Betrages, den der UMTS-Wahnsinn 2000 kostete.

So investieren o2, Vodafone und T-Mobile jeweils nur etwa ein Sechstel des Betrages von damals und erhalten dafür allein die dreifache Menge an gepaarten LTE-Frequenzen (nämlich je zwei Blöcke der Digitalen Dividende bei 800 MHz, und je vier Blöcke im 2,6-GHz-Bereich) wie damals an gepaarten UMTS-Frequenzen, sowie je nach Anbieter einige weitere Blöcke. Freilich war es in absoluten Zahlen für die genannten Anbieter mit 1,3 bis 1,42 Milliarden Euro auch nicht gerade billig. o2 bezahlt für die Frequenzen beispielsweise mehr als einen ganzen Jahresgewinn!

Zu den Gewinnern zählt aber auch E-Plus: Diese sparen durch den Verzicht auf die digitale Dividende über eine Milliarde Euro im Vergleich zu den drei vorgenannten Anbietern. Und sie konnten sich den UMTS-Frequenzen sogar am meisten Blöcke sichern. So ersteigerte E-Plus insgesamt sechs gepaarte Frequenzblöcke. Zum Vergleich: o2 kommt auch nur auf sieben gepaarte Blöcke, trotz des vielfachen Einsatzes.

Schließlich gewinnt auch der Markt - und damit alle Nutzer - dadurch, dass die vier Bieter zwar in Summe etwa gleich viele, im Detail aber stark unterschiedliche Frequenzblöcke erworben haben. Wir werden daher in Zukunft noch stärker unterschiedliche Netzaufbaustrategien sehen als bisher. Im Sinne dessen, dass auch die Kunden unterschiedliche Anforderungen haben - etwa an Verfügbarkeit von Sprach- und Datendienste, an erreichbaren Datenraten, an Preise oder an Inklusivleistungen bei Flatrates - ist das nur gut.

Mehr Daten mit bestehender Technik

Wie schon erwähnt konnte E-Plus zwei der vier verfügbaren Blöcke der von Quam und MobilCom zurückgegebenen UMTS-Frequenzen ersteigern. Damit verdoppelt E-Plus seine Frequenzausstattung im derzeit größten Wachstumsmarkt für mobile Internetzugänge. Sie können die neuen Frequenzen auch sofort nutzen. Oft ist nicht einmal die Installation neuer Antennen nötig, um die Kapazität einer Basisstation zu erhöhen. Einfach ein zusätzlicher Transceiver für die neuen Bänder und gut ist. Und selbstverständlich sind die "neuen" Frequenzen kompatibel mit allen bestehenden UMTS/HSPA-Handys und -Datenkarten.

Freilich wird auch E-Plus nicht ohne größere Investitionen in sein Netz auskommen. Ohne HSPA werden die UMTS-Frequenzen nicht sonderlich effizient genutzt. Die weitere Bandbreitensteigerung per HSPA+ setzt auch auf MIMO, was zusätzliche Antennen erfordert. Und schließlich ist da noch das große Thema der Backbone-Anbindung, die immer dicker werden muss, damit die vielen Bits, die die Antennen einer Basisstation abstrahlt, überhaupt aus dem Internet geliefert werden können. Bei Nutzung der vollen 20 MHz kommt eine Ultra High Site mit zwölf Sektoren und der bestmöglichen Modulation (64QAM) auch ohne MIMO bereits auf eine Brutto-Datenrate von über 1000 MBit/s, die "in die Luft gepumpt" werden können.

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