Haas: Aus Fehlern lernen - 20 Jahre Auktion sind genug
Marcus Haas erläuterte in einer Telefonkonferenz seine Planungen zum Start von 5G und dem weiteren Ausbau im o2-Netz
Foto: Telefónica Deutschland
In Rahmen einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz vermittelte ein gut gelaunter Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland, seine Einschätzung und die Bewertung 5G-Auktion für sein Unternehmen.
20 Jahre Auktionen sind genug
Marcus Haas erläuterte in einer Telefonkonferenz seine Planungen zum Start von 5G und dem weiteren Ausbau im o2-Netz
Foto: Telefónica Deutschland
Mehr als 20 Jahre mache Deutschland jetzt Auktionen, für Haas ist es die fünfte Auktion, woran er unmittelbar beteiligt ist. Man müsse nach vorne blicken, zügig vorankommen und aus den Fehlern, die gemacht wurden, lernen. Eins sei für ihn klar, eine Auktion sei eindeutig der falsche Weg, nach 20 Jahren müsse die Praxis dringend geändert werden. Haas plädierte dafür, sich an den Nationen zu orientieren, welche die besten Netze betreiben. Haas schätzt, dass die Diskussion darüber in Kürze einen neuen Höhepunkt erleben werde. Schon im Jahre 2018 hatten die Mobilfunknetzbetreiber das französische Modell vorgeschlagen.
Viel Netzausbau fürs Auktionsgeld
Der hohe Auktionspreis tut weh: „Mit 6,6 Milliarden hätten wir viel Netzausbau aufholen können. Jetzt geht das Geld nach Bonn und Berlin und nicht in den Neuaufbau.“ Schon früh habe die Branche darauf hingewiesen. „Es geht um Deutschland. Die Menschen können nicht in der notwendigen Geschwindigkeit von den Vorteilen der neuen Technik profitieren.“
60 MHz Minimum
Beim Planen der notwendigen Frequenz-Ressourcen hatten ihm alle Netzwerkhersteller gesagt, dass man bei einer Frequenz von 3,6 GHz etwa 60 MHz Bandbreite brauche. Telefonica hat 70 MHz ersteigert, was für o2 mehr als ausreichend sei. Nur: Dieses Ergebnis wäre schon viel früher möglich gewesen.
Ausbau von 4G geht weiter
Telefónica wird sein eigenes Netz weiter mit 4G (LTE) ausbauen, dieses Jahr gingen schon 2.500 Stationen on air, berichtete Haas, der nochmal darauf hinwies, dass die Frequenz 3,6 GHz für einen flächendeckenden Ausbau gar nicht geeignet sei. Viele seiner Stationen seien aber bereits „5G-ready“.
Haas wolle „nach vorne schauen“, denn Jammern helfe nichts. Dennoch verfolge Telefónica weiter seine eingereichte Klage gegen die Versteigerungsbedingungen, insbesondere die Vorabzuteilung von Frequenzen für die Industrie hält man in München weiter für rechtswidrig.
Für den Ausbau in der Fläche sind niedrige Frequenzen wichtig. „Wir erwarten auf 800 MHz eine Verlängerung unserer Lizenzen (ohne neue Auktion), das wäre eine wichtige Botschaft“, findet Haas.
Auf dem Wunschzettel stehen mehr Freiheiten bei der Kooperation mit anderen Netzbetreibern, speziell beim Ausbau im ländlichen Raum. Hier sei Unterstützung vom Kartellamt und der Bundesnetzagentur notwendig. Telefónica sei zu Kooperation bereit, das müsse aber freiwillig geschehen dürfen.
Staatlich gefördertes Ausbauprogramm?
"Wenn wir eine flächendeckende Netzversorgung der nicht bewohnten Gebiete wollen, sollte der Staat gezielt in den Netzaufbau investieren. Haas stellt sich eine „pragmatische Förderung, unter der Leitung der Bundesnetzagentur oder des Digitalministeriums “ vor. Es sollten einfache Verfahren ohne komplizierte Einzelgenehmigung sein.
1 Milliarde pro Jahr
Telefónica wird für 5G etwa eine Milliarde pro Jahr ausgeben und sei auch bereit, aufzustocken. Der genaue Investmentplan solle im Laufe des Jahres erstellt werden. 5G wird in urbanen (städtischen) Gebieten auf 3,6 GHz erfolgen, in der Fläche auf 700 MHz.
Im dritten Quartal will Telefónica entscheiden, bei welchen Lieferanten die notwendige Technik eingekauft werden soll, dann werde man auch Namen nennen.
Haas sieht sich gut gerüstet, denn „75 Prozent unserer Standorte sind bereits mit Glasfaser ausgestattet. [Update]: Auf Nachfrage hat Telefónica diese Zahl konkretisiert: "Eine zweistellige Prozentzahl unserer Mobilfunkstandorte verfügt bereits über einen Glasfaseranschluss. Für 75 Prozent unserer Standorte ist die Anbindung mit leistungsfähigen Glasfaseranschlüssen bereits durch umfangreiche Glasfaser-Kooperationen mit anderen Netzbetreibern und Infrastrukturdienstleistern gesichert.[Ende des Updates]
Viele Stationen lassen sich über ein Software-Upgrade auf 5G hochrüsten, der Aufwand nicht mehr so groß.“
Haas plädierte für einen koordinierten Ausbau in der Fläche, man werde Standorte seinen Mitbewerbern proaktiv anbieten. „Wir sind offen für aktives Network-Sharing, wir suchen noch Partner für 5G in der Fläche.“
Wann geht es los?
Als Zeitplan stellt sich Haas zunächst 700 MHz in der Fläche und die Verdichtung der Städte vor, dann will er Campusnetze bauen. 5G-fähige-Geräte sollen schon früh in Markt gebracht werden, damit sich die Kunden daran gewöhnen könnten. Vermutlich würden viele Endkunden erst später zugreifen.
Weiter bleibt der 4G Layer mVoLTE der Basis-Layer für den Netzausbau, auch für 5G.
Kooperationen auf Augenhöhe mit anderen Netzbetreibern
Haas stellt sich Kooperationen beim Netzbetrieb vor. Es solle kein einfaches 5G-Roaming geben, sondern der Wunschpartner solle ebenfalls ein 4G-Netz aufbauen, um dann 2G/3G/4G Roaming haben zu können. Die Kooperation soll dann auch ein Handover ins jeweilige 5G-Netz enthalten, eine konkrete Vereinbarung gebe es aber noch nicht.
Wann wird der erste 5G-Tarif "kaufbar" sein?
Das 4G-Netz von o2 ist bereits "5G-ready", aber die Einschaltung des 5G-Netzes von o2 werde 2019 nicht mehr erfolgen. o2 habe bundesweit die meisten Privatkunden, die Städte seien heute schon gut ausgebaut, und schnell auf 5G umrüstbar.
Für 5G gebe es intern schon unterschiedliche Preismodelle, aber noch keine konkrete Entscheidung.
Für Haas geht es "jetzt los". Dieses Jahr seien wichtige Entscheidungen für die nächsten Jahre getroffen werden. Neben der abgeschlossenen 5G-Auktion sei das die beantragte Fusion von Vodafone und Unitymedia und die Entscheidung zur Zukunft der Glasfaser.