Zeitreise

Zeitreise: Neue Technik macht Berliner Mauer wieder erlebbar

Von der eins­tigen Grenze zur DDR ist fast nichts mehr zu sehen. Zum 30. Jahrestag des Mauer­falls bringen AR- und VR-Technik Touristen und Einhei­mischen die geschicht­lichen Ereig­nisse von damals nahe.
Von dpa / Wolfgang Korne

28 Jahre lang teilte sie die Stadt, vor 30 Jahren schließ­lich fiel die Mauer in Berlin. An vielen Stellen der Haupt­stadt sind kaum noch Spuren zu erkennen. Teils markiert ein schnell zu über­sehender Streifen aus Pflas­tersteinen den ehema­ligen Verlauf auf den Straßen. Histo­risch bedeu­tende Orte wie der Check­point Charlie oder die Bernauer Straße halten die Erin­nerung wach und sind Brenn­punkte für Berlin-Touristen. Tech­nolo­gien wie virtu­elle oder erwei­terte Realität (VR und AR) eröffnen jetzt noch einmal eine ganz neuar­tige Möglich­keit in die Geschichte einzu­tauchen und auf Zeit­reise zu gehen.

App zeigt alten Mauer­verlauf

Die iOS-App "MauAR" vom Berliner Entwickler Peter Kolski gehört zum offi­ziellen Programm für den 30. Jahrestag des Mauer­falls, der in dieser Woche feier­lich in der Haupt­stadt begangen wird. Die Smart­phone-App nutzt soge­nannte Augmented Reality - erwei­terte Realität, um den Nutzer die geschicht­lichen Ereig­nisse noch näher zu bringen. Befindet sich der Nutzer in der Nähe des ehema­ligen Mauer­verlaufs, so blendet die App über das Kame­rabild des Smart­phones ein, wie die Mauer damals an dem entspre­chenden Ort ausge­sehen hat und vermit­telt damit einen unmit­telbaren Eindruck, wie bedrü­ckend das Stadt­bild gewirkt haben muss.

Auch histo­rische Szena­rien werden einblendet

VR-Technik macht die Berliner Mauer wieder erlebbar VR-Technik macht die Berliner Mauer wieder erlebbar
Bild: picture alliance/Christoph Soeder/dpa
Über 160 Kilo­meter Mauer­verlauf lässt sich über die App erkunden. Die Geschichte erzählt die Anwen­dung anhand von zwei fiktiven Personen. Andreas aus Ost-Berlin und Johanna aus West-Berlin beschreiben aus ihrer Perspek­tive, wie sie damals den Bau der Mauer und ihren stetigen Ausbau miter­lebt haben. In das Stra­ßenbild werden zum Beispiel Panzer der Sowjet-Union und der West­mächte einge­blendet, die sich in der Stadt urplötz­lich feind­lich gegen­über­standen.

Videos zeigen Filme von damals

Ihren Höhe­punkt erfährt die Geschichte schließ­lich im Herbst 1989. An fünf Orten, etwa dem Bran­denburger Tor, dem Kurfürs­tendamm und dem Alex­ander­platz, lässt sich der Fall der Mauer auch über doku­menta­rische Filme fast realis­tisch miter­leben. Wer unter­wegs als Tourist die App nutzt, sollte aller­dings auf einen ausrei­chend gela­denen Akku achten, der Rechen­aufwand für die AR-Darstel­lung benö­tigt offenbar kräftig Strom.

Infor­mationen auch für zu Hause

MauAR lässt sich auch zu Hause nutzen. Die App zeigt zum Beispiel, wie die Mauer aufge­baut war. Ein Modell veran­schau­licht, wie sie sich in den verschie­denen Bauphasen durch die Straßen Berlins zog und wo die Wach- und Kontroll­türme standen. Zahl­reiche Fotos und Texte der "Stif­tung Berliner Mauer" geben weitere Einblicke in die Geschichte Berlins.

Mit der VR-Brille am Check­point Charlie

Berlin-Besu­cher können sich seit kurzen aber auch am Check­point Charlie auf Zeit­reise begeben - mit Hilfe von Virtual Reality (VR). Die TimeRide GmbH bietet dort eine virtu­elle Reise durch das geteilte Berlin an. Nach einer kurzen Einfüh­rung per Video in die Zeit, als der "anti-impe­rialis­tische Schutz­wall" die Stadt noch in zwei Teile schnitt, können sich Besu­cher aus drei verschie­denen Charak­teren einen "Zeit­zeugen" wählen, der sie begleitet und dabei von seinen eigenen Erfah­rungen berichtet.

Die virtu­elle Reise startet direkt am Check­point Charlie. Mit Hilfe von VR-Brillen (Oculus Rift) schlüpfen die Besu­cher in einen Reisebus samt Fahrer. Die Fahrt geht entlang der Fried­rich­straße zunächst über den alten Grenz­posten samt Kontrolle, dann am Gendar­menmarkt vorbei, an dem nur vom Krieg zerstörte Ruinen erkennbar sind, und über die Leip­ziger Straße mit ihren DDR-Pracht­bauten nahe der Mauer. Ende der Reise ist am Palast der Repu­blik.

Zeit­reisen auch an anderen Orten Deutsch­lands

Es sei das Ziel, geschicht­liches Wissen auf emotio­nale Art und Weise zu vermit­teln, erklärte TimeRide-Gründer und Geschäfts­führer Jonas Rothe zur Einwei­hung vor rund zwei Monaten. Mit Hilfe von Tech­nolo­gien wie Virtual Reality komme er seinem Kind­heits­traum von Zeit­reisen ein ganzes Stück näher. Die Nieder­lassung in der Zimmer­straße am Check­point Charlie ist nur einer der Stand­orte der TimeRide GmbH. Das Unter­nehmen bietet auch in Köln und Dresden virtu­elle Stadt­rund­fahrten durch die histo­rischen Städte an, in München geht es seit Kurzem auf eine Zeit­reise durch Bayern und über 7000 Jahre Geschichte.

Solche virtu­ellen Führungen boomen. Viele Städte und Gemeinden bieten mitt­lerweile auch selber digi­tale Stadt­führungen an. teltarif.de berich­tete.

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