Mesh statt Repeater

WLAN-Problem-Lösung: Ein Mesh-Netzwerk für Zuhause

Router-Hersteller versprechen durch Mesh beste WLAN-Versorgung. Doch die Mesh-fähige Hardware ist meist etwas teurer. Wann also lohnt sich der Einsatz eines Mesh-Netzwerks zu Hause? Und wie kann sogar die Telefonie davon profitieren?
Von Dennis Knake

Mesh Anwendungsbeispiel. Foto: AVM Deutschland Ein Mesh-Netzwerk soll im ganzen Haushalt stets die beste WLAN-Versorgung ermöglichen.
Grafik: AVM Deutschland
Endlich nahtlos gute WLAN-Ausleuch­tung ohne Band­brei­ten­ver­lust im ganzen Haus. Die Mesh-Tech­no­logie verspricht störungs­freies Video­strea­ming bis in Küche und Bade­wanne. Keine umständ­liche Verwal­tung mehrerer WLAN-Netz­werke mehr und naht­loser Über­gang von Access-Point zu Access-Point. Ist Mesh-WLAN also ein Muss?

Das kommt ganz darauf an. Die WLAN-Ausleuch­tung mittels Mesh-Tech­no­logie lohnt sich vor allem in größeren Wohnungen oder in Wohnungen, in denen der Internet- und Tele­fon­an­schluss und damit meist auch der Router an einer ungüns­tigen Stelle stehen und somit den Rest der Wohnung nur noch schlecht ausleuchten können. Aber vor allem dort, wo mehrere Etagen versorgt oder über­brückt werden müssen, kann Mesh seine Vorteile ausspielen.

Mesh vs. Repeater

Mesh Anwendungsbeispiel. Foto: AVM Deutschland Ein Mesh-Netzwerk soll im ganzen Haushalt stets die beste WLAN-Versorgung ermöglichen.
Grafik: AVM Deutschland
Im Gegen­satz zu herkömm­li­chen Repea­tern, bei denen das origi­nale WLAN Signal von einem Gerät aufge­nommen und „wieder­holt“ (repeated) wird, um damit die Reich­weite zu erhöhen, bauen Mesh-Repeater ein eigen­stän­diges WLAN-Signal auf und kommu­ni­zieren aktiv mit den anderen Mesh-WLAN-Stationen der Umge­bung. Dabei wird der Netz­werk­name (SSID) sowie die Sicher­heits­ein­stel­lungen des origi­nären WLAN-Routers über­nommen, sodass in der gesamten Wohnung ein einheit­li­ches WLAN entsteht, das auch nur zentral an einer Stelle verwaltet werden muss.

Ein einfa­cher Repeater verlän­gert zwar die Reich­weite eines WLAN-Signals, das geht aber meist auf Kosten der verfüg­baren Band­breite. Da der Repeater mit dem ihm zur Verfü­gung stehenden WLAN-Signal gleich­zeitig senden und empfangen muss, ist die Band­breite des Repea­ters effektiv halbiert.

Auch der Über­gang eines Gerätes im WLAN, etwa von Repeater zur WLAN-Basis­sta­tion, ist mit der herkömm­li­chen Methode nicht immer reibungslos, selbst wenn man den glei­chen Netz­werk­namen verwendet. Bewegt man sich beispiels­weise mit einem Smart­phone, dass aktuell mit dem Repeater verbunden ist, in Rich­tung WLAN-Basis­sta­tion, so wird die Verbin­dung zum Repeater in der Regel solange aufrecht­erhalten, bis sie voll­ständig abbricht. Erst dann verbindet sich das Smart­phone mit dem stär­keren Signal des WLAN-Routers. Es kann also sein, dass das Smart­phone, nachdem man beispiels­weise vom Arbeits­zimmer ins Wohn­zimmer gelaufen ist, die viel schlech­tere WLAN-Verbin­dung zum Repeater hält, obwohl man nun direkt neben der Basis­sta­tion steht.

Anders bei einem Mesh-WLAN: Hier hilft das soge­nannte „Roaming“, bei der sich WLAN-Geräte stets mit der stärksten Station in der Nähe verbindet. Ein flie­ßender Über­gang ohne Unter­bre­chung.

Viele Mesh-Systeme, kein Stan­dard

WLAN Equip­ment mit Mesh-Funk­tio­na­lität gibt es aktuell von vielen unter­schied­li­chen Herstel­lern. AVM, Devolo, D-Link, Netgear oder Google sind nur einige der Anbieter, die hier mit Produkten am Markt aktiv sind. Das Problem: Leider gibt es noch keinen einheit­li­chen Stan­dard. Wer also ein Mesh-Netz­werk zu Hause aufbauen möchte, muss sich für einen Anbieter entscheiden. Unter­ein­ander kompa­tibel sind die Geräte bislang leider noch nicht. Zwar kündigte im letzten Jahr die WiFi-Alli­ance den Easy­Mesh-Stan­dard an und bot Herstel­lern die Möglich­keit, ihre Geräte dafür zu zerti­fi­zieren, bislang scheint seitdem aber noch nicht viel passiert zu sein. Ledig­lich der im Privat­kun­den­markt eher wenig bekannte US-ameri­ka­ni­sche Hersteller von Netz­werk­tech­no­logie, Arris, stellte vor einigen Monaten ein erstes Easy­mesh-kompa­ti­bles Gerät vor.

Bei der Wahl der Mesh-Hard­ware lohnt auch ein Blick ins Klein­ge­druckte: Neben klas­si­schen Dual­band Mesh-Repea­tern, die das 2,4 und 5 GHz-Band nutzen, gibt es auch Triband-Repeater, die zusätz­lich eine weitere Funk­ein­heit auf dem 5 GHz-Band bereit­halten. Die Anbin­dung zwischen den Mesh-Geräten erfolgt dann ausschließ­lich über das zusätz­liche 5 GHz-Band, während die anderen beiden Bänder ganz den ange­schlos­senen Endge­räten zur Verfü­gung stehen.

Mesh in Verbin­dung mit Power­line

Prak­tisch kann auch die Nutzung eines Mesh-WLAN in Verbin­dung mit Power­line sein, beson­ders dann, wenn man ein iden­ti­sches WLAN-Netz­werk über mehrere Etagen etablieren möchte. Auch in einem Mehr­par­tei­en­haus ist das beispiels­weise eine prak­ti­sche Lösung, wenn etwa noch der Hobby­keller mit Internet versorgt werden muss, dazwi­schen aber einige Etagen zu über­brü­cken sind. Hier kann das Internet-Signal dann von der eigenen Wohnung aus über die Strom­lei­tung per Power­line-Adapter in den Keller geschickt werden. In Empfang genommen wird die Verbin­dung unten dann entweder gleich mit einem passenden Mesh-WLAN-Power­line-Adapter oder, wenn man noch ein wenig mehr als reine WLAN Versor­gung im Keller vorhat, einen weiteren Mesh-fähigen WLAN-Router. Dieser wird zunächst per LAN-Kabel an einen einfa­chen Power­line-Adapter ange­schlossen.

Bei letzt­ge­nannter Vari­ante ist man wenigs­tens frei in der Wahl der Power­line-Adapter, da diese selbst dann kein WLAN-Mesh unter­stützen müssen und man gänz­lich auf Adapter mit inte­griertem WLAN verzichten kann. Hier über­nimmt nun der zweite Router, konfi­gu­riert als Mesh-Repeater, die Einstel­lungen aus der Wohnung und stellt dasselbe WLAN noch einmal in den Keller­räumen zur Verfü­gung. Zusätz­lich stehen nun weitere Router­an­schlüsse und Funk­tionen bereit.

Tele­fonie im Mesh-Netz­werk

So ergeben sich in Verbin­dung mit den Multi­funk­tions-Routern FRITZ!Box des Berliner Herstel­lers AVM inter­es­sante Anwen­dungs­bei­spiele im Bereich Tele­fonie. Wer mehr als eine FRITZ!Box verwendet, kann jede weitere Box als Mesh-Repeater einrichten. Diese Box über­nimmt dann nicht nur die WLAN-Einstel­lungen des Mesh-Masters, sondern auch die Einstel­lungen der Internet- und Fest­netz­te­le­fonie. Alle Ände­rungen im Mesh-Master werden auto­ma­tisch auf den Mesh-Repeater über­tragen.

Zurück zum Beispiel Hobby­keller: In der Regel ist dort unten kein Tele­fon­an­schluss vorhanden. Dank Mesh-Funk­tion kann nun aber ein Fest­netz oder DECT-Telefon an die entfernte FRITZ!Box, den Mesh Repeater, ange­schlossen werden. Screenshot FritzBox Oberfläche Um die Telefoniefunktionen auch auf dem Mesh-Repeater zu nutzen, muss dieses einmalig im Mesh-Master freigegeben werden.
Screenshot
Um die Tele­fonie-Funk­tionen auch im Mesh-Repeater zu nutzen, muss dies zunächst im Mesh-Master frei­ge­schaltet werden. In unserem Beispiel eine FRITZ!Box 7590. Im Admi­nis­tra­ti­ons­menü wird dazu unter Heim­netz - Mesh - Mesh Einstel­lungen eine als Mesh-Repeater genutzte FRITZ!Box 7560 für die Tele­fonie einge­richtet.

Vor der Frei­schal­tung sollte man nur darauf achten, dass in der FRITZ!Box, die künftig als Mesh-Repeater fungieren soll, nicht bereits eigene Rufnum­mern konfi­gu­riert sind. Diese müssen vorher gelöscht werden. Auch sollten im Mesh-Master nicht bereits mehr als 9 IP-Tele­fone einge­richtet sein. 10 sind das Maximum, aber ein IP-Telefon wird auto­ma­tisch bei der Frei­schal­tung für den Mesh Repeater einge­richtet. Wer also bereits 10 IP Tele­fone einge­richtet hat, muss eines vorher wieder entfernen.

Nach der Frei­schal­tung stehen sämt­liche im Mesh-Master konfi­gu­rierten Tele­fon­num­mern auch auf dem Mesh-Repeater zur Verfü­gung. Ein Telefon kann hier nun via Kabel oder DECT ange­schlossen und einer der verfüg­baren Rufnum­mern zuge­ordnet werden.

Auch interne Gespräche sind dann zwischen den Tele­fonen auf den unter­schied­li­chen Boxen möglich. Aller­dings muss dazu einmalig an jedem Telefon an jeder FRITZ!Box der Rundruf mit **9 gewählt werden. Dadurch werden die Tele­fone in das interne Tele­fon­buch des jeweils anderen Gerätes über­nommen.

Was aller­dings nicht geht, ist sich mit einem schnur­losen DECT Telefon vom Einzugs­be­reich der einen FRITZ!Box zur anderen zu bewegen. Zwar über­nimmt der Mesh-Repeater die Tele­fon­ein­stel­lungen des Mesh-Masters, die Geräte fungieren jedoch nicht als DECT-Repeater.

Tele­fo­nie­merk­male wie das Anzeigen von Rufnum­mern CLIP oder das Unter­drü­cken der eigenen Rufnum­mern CLIR werden am Mesh-Repeater unter­stützt. Faxver­bin­dungen funk­tio­nieren nach Aussage von AVM am Mesh-Repeater jedoch nicht zuver­lässig. Für die tele­fo­ni­sche Erreich­bar­keit in unserem Hobby­keller-Beispiel genügt die Funk­tion jedoch allemal.

Fazit

Ein Mesh-Netz­werk im Haus ergibt dann wirk­lich Sinn, wenn beste Band­breite in jedem hintersten Winkel zur Verfü­gung stehen soll, oder man zwei entfernte Orte mit einem einheit­li­chen Netz­werk versorgen möchte. Während man eine flächen­de­ckende WLAN-Ausleuch­tung aller Räum­lich­keiten mit einer ausrei­chenden Anzahl von Mesh-WLAN-Repea­tern oder Mesh-Power­liner Repea­tern erreicht, ist auch der Gedanke von zwei Mesh-fähigen Routern, wie etwa der FRITZ!Box, nicht unin­ter­es­sant. Vor allem dann, wenn auch weitere Funk­tionen wie etwa Tele­fonie an unter­schied­li­chen Stand­orten zur Verfü­gung stehen soll.

Bei der Verwen­dung von reinen Mesh-WLAN-Repea­tern wird man dennoch ein engma­schi­geres Netz spannen müssen. Größere Distanzen über mehrere Etagen lassen sich hingegen mit Mesh-Power­line-Adap­tern recht einfach über­brü­cken. Power­line hat jedoch wiederum den Nach­teil, dass diese sich störend auf VDSL-Anschlüsse auswirken können. Daher sollten diese Adapter nach Möglich­keit eher sparsam einge­setzt werden. Nicht unter­schlagen sollte man zudem auch, dass Mesh-Geräte mehr Strom verbrau­chen als herkömm­liche Repeater.

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