Mobile Payment

Plastikkarte statt Handy: So steht es um mobile Bezahlsysteme

Einsteck-Module verwandeln Smartphones in mobile Kassen-Terminals
Von dpa / Paulina Gesikowski

Bezahlen per Handy Mobile Bezahlsysteme kommen nur
langsam im Alltag an
Bild: dpa
Das Smartphone werde im Handumdrehen die Geldbörse entbehrlich machen, versprach die Mobilfunk-Branche schon vor Jahren. Doch die Zukunft, in der man nur kurz mit dem Smartphone vor der Kasse zu wedeln braucht, lässt weiter auf sich warten. Stattdessen scheint die mobile Bezahlrevolution eine Art Umweg durch die Hintertür zu nehmen: Es sprießen nämlich wie Pilze aus dem Boden Anbieter, die mit Einsteck-Modulen das Smartphone oder einen Tablet-Computer zum mobilen Kassen-Terminal machen wollen. Die Zielgruppe sind dabei Klein­unternehmer und nicht die Verbraucher. Diese müssen zum Bezahlen weiterhin ihre Plastik­karten statt Handys zücken.

Im vergangenen Jahr drängten allein in Deutschland gleich mehrere Anbieter in den noch jungen Markt, der in den USA von der Firma Square des Twitter-Mitgründers Jack Dorsey ins Leben gerufen wurde. In diesem Jahr erwarten Experten einen Verdrängungswettbewerb. Gute Chancen werden der Firma Payleven beigemessen - schließlich gehört sie zur Startup-Schmiede Rocket Internet der Samwer-Brüder, die schon viele internationale Geschäftsideen in Deutschland und anderen Ländern zum Erfolg gebracht haben.

Kaffeehauskette Starbucks soll das Geschäft ankurbeln

Bezahlen per Handy Mobile Bezahlsysteme kommen nur
langsam im Alltag an
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Aber auch der schwedische Anbieter iZettle kommt mit Rückenwind der Erfahrung aus Skandinavien nach Deutschland. Die Firma hat seit dem Start 2011 inzwischen rund 75 000 Nutzer in Großbritannien, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark gewonnen. Zum Markteintritt in Deutschland waren gleich 25 000 Lesegeräte verfügbar. "Auf Lange Sicht werden nicht alle Anbieter im Geschäft bleiben können", ist sich iZettle-Gründer und -Chef Jacob de Geer sicher. Weitere Player im Markt sind weniger bekannte Anbieter wie SumUp oder Streetpay.

Jetzt schon kommt ein Preiskampf in Gang. Die übliche Gebühr pro Transaktion pendelte sich bei bei 2,75 Prozent des bezahlten Betrags ein, nachdem Payleven zunächst mehr verlangte. Der Rivale Streetpay liegt sogar nur bei 1,90 Prozent. Auch Square nimmt in den USA eine Gebühr von 2,75 Prozent des Betrags und startete jüngst die internationale Expansion mit der Einführung des Dienstes in Kanada. Zudem soll die Abwicklung der Zahlungen der Kaffeehauskette Starbucks für deutlich mehr Geschäft sorgen. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde im Herbst soll Square mit 3,25 Milliarden Dollar bewertet worden sein.

Nur wenige Smartphones sind mit dem NFC-Nahfunk ausgestattet

Zugleich weiß noch niemand genau, ob das Bedürfnis von Handwerkern oder kleinen Dienstleistern, auch Kartenzahlungen anzubieten, tatsächlich so groß sein wird, dass die groß angelegte Wette aufgeht. Ein Warnsignal kam im Dezember als ein Platzhirsch unter den Bezahldienstleistern - die Firma Verifone, die weltweit Terminals für viele Geschäfte und Restaurants stellt - aus dem Geschäft ausstieg. Die Begründung: Die Margen seien extrem dünn und das System "fundamental unprofitabel".

Unterdessen breiten sich immer weiter auch Bezahl-Terminals mit dem NFC-Nahfunk aus, über den das Bezahlen per Smartphones laufen soll. So sind die Londoner Stadtbusse damit ausgerüstet. Und der Zahlungsdienstleister Mastercard plant schon mit Milliarden Nutzer mobiler Bezahlsysteme. Allerdings sind immer noch nur wenige Smartphones NFC-tauglich und weiterhin halten sich die Anbieter mit den entsprechenden Diensten zurück. So ist Google Wallet, das Handy-Portemonnaie des Internet-Konzerns weiterhin nur in den USA verfügbar, und selbst dort nicht flächendeckend. Und Apple machte erst einen zaghaften Schritt in diese Richtung mit der Passbook-App, die zunächst nur Treuekarten oder Tickets an einem Ort sammeln kann.

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