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Mobiles Bezahlen: Pleiten, Pech und Pannen - aber auch Erfolge

Viel wurde geträumt vom Bezahlen per Handy - doch die Ernüchterung ist groß: Viele Anbieter kochen ihr eigenes Süppchen, sind technisch zu komplex oder haben keinen langen Atem. In unserer Artikelserie zeigen wir eine Geschichte von Erfolgen, aber auch von Pleiten, Pech und Pannen.
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Mobiles Bezahlen: Pleiten, Pech und Pannen - aber auch Erfolge Mobiles Bezahlen: Pleiten, Pech und Pannen - aber auch Erfolge
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Die Idee des mobilen Bezahlens mit dem Handy ist nahezu so alt wie das Handy selbst. Das Handy als Geldbörse ist eigentlich naheliegend, denn schließlich werden seit Anfang an Sprachminuten, Kurzmitteilungen und später auch die übertragenen Datenmengen über die Handyrechnung oder das hinterlegte Prepaid-Guthaben bezahlt. Warum nicht auch Klingeltöne, bunte Bildchen, Filmchen oder gleich den Einkauf im Laden oder an der Tankstelle oder die Fahrt mit Bus, Bahn oder Taxi mit dem Handy bezahlen?

Doch die Geschichte des Mobile Payment ist ein steiniger Weg voller Chancen, Pleiten, Pech und Pannen - es gibt aber auch Erfolge zu melden. In unserer Artikelserie blicken wir nicht nur zurück in die Vergangenheit, sondern erläutern, was sich ändern muss, damit mobile Bezahlsysteme erfolgreicher werden.

Paybox - der Veteran wird 15

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Der Anbieter Paybox zeigte schon vor 15 Jahren (!) wie genial einfach mobiles Bezahlen mit dem Handy funktionieren konnte. Beispiel Taxi: Der Fahrer sagte den Preis, der Kunde antwortete mit seiner Handynummer. Der Taxifahrer wählte eine kostenfreie Nummer, gab die Handynummer des Kunden und den gewünschten Preis ein. Beim Kunden klingelte das Handy: Eine Stimme las den Preis vor und bat um die Eingabe einer PIN. Wenige Sekunden später hörte der Fahrer an seinem Telefon: "Ist bezahlt" - fertig. Das ging mit jedem noch so dummen Handy; die einzige Voraussetzung war eine ausreichende Funkversorgung am Ort der Zahlung.

Später wechselte man zum Handshake per SMS, was die Sache weiter vereinfachte. In vielen Ländern Afrikas funktioniert so das Online-Banking, über Mobilfunk nur per SMS. Nur in Europa geht das offenbar nicht, weil es ja viel zu einfach ist. Paybox erlaubte erstmals den privaten elektronischen Geld-Transfer von Mensch zu Mensch in Echtzeit, am klassischen Bankensystem vorbei. Die Branche war in heller Aufruhr.

Paybox buchte die fehlenden Beträge am Ende vom hinterlegten Bankkonto ab. Wer seine Handynummer nicht preisgeben mochte, konnte sogar eine virtuelle Handynummer (mit Vorwahl 000) bekommen. Interessanterweise ist die Abrechnung über die Telefonrechnung vielen Kunden unheimlich, deswegen der Zugriff auf das Bankkonto.

Tu felix Austria

Mobiles Bezahlen mit iPhone und Kreditkarte in den USA Mobiles Bezahlen mit iPhone und Kreditkarte in den USA
Bild: teltarif.de / Martin Müller
In Österreich stieg der Mobilfunkmarktführer Mobilkom bei Paybox mit ein. Der Erfolg gab dem Unternehmen Recht. In Deutschland kam es anders. Paybox ging hierzulande erst einmal ein, weil sich die deutschen Mobilfunker nicht dazu durchringen konnten, zum Beispiel durch günstige Verbindungspreise den Bezahlvorgang bezahlbar zu machen. Die damaligen Marktführer verpulverten lieber Abermillionen in Firmen wie Simpay, die am Ende nichts zustande brachten. Neue Anbieter wie Moxmo, Luupay und viele andere kamen und gingen, waren kaum bekannt und erreichten nie die kritische Masse oder endeten im Chaos.

Im Augenblick sind noch zwei oder drei große Anbieter übrig: Zum einen Paypal, die es erlauben, im Internet einzukaufen, ohne dem Verkäufer die eigene Bankverbindung nennen zu müssen und vom Auktionshaus eBay entsprechend gepusht wurden. Zum anderen Apple mit seinem iTunes, die schon lange Musik und Software verkaufen und über Apple Pay irgendwann die generelle Bezahlung aller Dinge des Lebens erlauben werden. Und schließlich Google, die in der Android-Welt mit Google Wallet schon gezeigt haben, wie einfach mobiles Bezahlen ablaufen kann. Bei Apple und Google braucht man zunächst eine Kreditkarte oder neuerdings eine Handyrechnung (sofern man Kunde bei o2 ist) oder zahlt mit vorausbezahlten Gutscheinen, wie es bei iTunes auch möglich ist.

Das Ende von Click and Buy

In Deutschland konnte man die Leistungen von iTunes ohne Kreditkarte über den englischen Dienstleister Click and Buy bezahlen, der sich das Geld danach vom realen Bankkonto des Kunden holen durfte. Click and Buy wurde von der Telekom übernommen, um einen mobilen Bezahldienstleister im Konzern zu haben, eigentlich die richtige Strategie. Nur: Click and Buy wird den Betrieb zum 30. April komplett einstellen, die Zeit drängt.

Zurück ins Geschehen: Wer mit Geld hantieren will, braucht dafür eine Lizenz. Die gibt es für elektronisches Geld, für richtige Bankgeschäfte braucht man eine richtige Bankenlizenz und das ist kein Kinderspiel, sondern wird streng überwacht - aus gutem Grund. Und damit beginnt das Trauerspiel.

Die Banken wollten das lieber selbst machen. Sie experimentierten mit einer "WIM" genannten, Bank-eigenen SIM-Karte, die zusätzlich im Handy hätte sein müssen. In Serie ging das nie, weil Netzbetreiber und Handyhersteller davon nicht so begeistert waren.

Die Deutsche Bank stieg damals folgerichtig bei Paybox ein, was einen zündenden Schub hätte auslösen können. Doch die Deutschen Banker schafften es nicht einmal, wenigstens alle eigenen Bankkonto-Inhaber über Paybox und seine Möglichkeiten zu informieren. Das vollbrachte der Mobilfunkserviceprovider Debitel, der früh das Potenzial erkannte und allen Mobilfunkkunden die Paybox über sein Händlernetz anbot.

Im Dschungel der Bezahlsysteme

Bekannte Kreditkartenanbieter Bekannte Kreditkartenanbieter
Bild: dpa
Für einen Bezahlvorgang braucht man einen Zahlungsdienstleister, etwa den Maestro-Verbund (früher EC-Karte genannt, aber Euroschecks gibt ja lange nicht mehr) oder die großen Kreditkarten-Anbieter dieser Welt, wie Mastercard, Visa oder vielleicht noch American Express (Amex). Dann gibt es noch den eigentlichen Erfinder der Kreditkarte mit Namen Diners Club und einige andere, die weniger bekannt sind.

Bei den Kreditkarten kommt heute nur noch selten das "Ratsch und Klick"-Verfahren zum Einsatz, wo man wirklich auf Kredit (credo = lateinisch für "ich glaube") einkauft und irgendwann später abgerechnet wird, wie beim Handy-Laufzeitvertrag auch. Heutzutage wird die Karte durch ein Gerät gezogen (auslaufendes System der Magnetstreifen mit Informationen darauf) oder kurz gesteckt (der Chip wird wie eine SIM-Karte ausgelesen). Dann klärt eine Online-Datenverbindung, ob alles in Ordnung ist. Die Handy-Netzgesellschaften sind da erst einmal außen vor und das ist ihr Problem.

Eine Verbindung zwischen Banken- und Mobilfunk-Welt wird daher meist über das kontaktlose Bezahlen hergestellt. Dabei kommt oft die Technik NFC zum Einsatz. Im zweiten Teil unserer Serie zu Mobile Payment widmen wir uns dem Bezahlen per NFC. Außerdem beleuchten wir, welche Apps dafür notwendig sind und wie komfortabel und sinnvoll die kontaktlosen Bezahlwege sind.

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