Bezahlverfahren

Netzbetreiber gehen bei Mobile Payment offenbar getrennte Wege

Die Deutsche Telekom hat die Einstellung ihrer MyWallet-App inzwischen offiziell bestätigt. Vodafone will weiter machen, o2 setzt auf sein o2-Banking.
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Mobile Payment: unsichere Zukunft Mobile Payment: unsichere Zukunft
Bild: Fotolia 29915709 S
Beim mobilen Bezahlen scheinen die deutschen Mobilfunkanbieter künftig getrennte Wege beschreiten zu wollen. Während die Deutsche Telekom in einem offiziellen Statement und einem Newsletter an ihre Kunden und Interessenten den Ausstieg aus dem mobilen Bezahlen nun offiziell bekannt gegeben hat, sieht Vodafone bei NFC noch eine Zukunft.

Telekom: Nur niedrige fünfstellige Kundenzahl

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In den letzten Monaten habe die Deutsche Telekom daran gearbeitet, so die offizielle Erklärung, einen "attraktiven Bezahlservice in der MyWallet App" anbieten zu können. Mit der mobilen Brieftasche und der eigenen mobilen Bezahlkarte (MyWallet Card) sei die Telekom vor zwei Jahren recht früh am Markt gewesen und wollte "als einer der ersten Player" gemeinsam mit Partnern attraktive Angebote und Geschäftsmodelle entwickeln.

Technisch habe man bewusst auf eine NFC-basierte SIM-Karten Lösung gesetzt, weil diese die sicherste Abwicklung der Bezahlvorgänge biete. Nachdem insbesondere international agierende Unternehmen massiv in konkurrierende Modelle investierten, sei es fraglich, ob sich die SIM-basierte Lösung als Standard durchsetzen werde.

Der Markt habe sich langsamer entwickelt als angenommen, stellten die Bonner enttäuscht fest, trotz des Einstiegs von Discountmärkten und anderen Händlern zur Verbreitung von NFC-fähigen Terminals im Handel. Zwar hätten die Banken grundsätzlich Interesse gezeigt, seien sich aber über den richtigen Ansatz (Cloud-, Endgeräte- oder SIM-basierte Sicherheit?) nicht einig gewesen. Logisch, dass die Kundennachfrage verhalten blieb. Die Telekom nennt sogar Kundenzahlen: Sie hätten im niedrigen fünfstelligen Bereich gelegen.

Daher habe sich die Deutsche Telekom entschieden, das Konzept der mobilen Wallet nicht weiter zu verfolgen und alle Projekte rund um das Thema Wallet und Payment zum 31. Dezember 2016 einzustellen. Die Bonner halten sich aber noch eine kleine Hintertür offen. In bestimmten Ländern, beispielsweise in Polen, wird das Projekt "mobiles Bezahlen" mit MyWallet weiter verfolgt.

Vodafone will weiter machen

Bei Vodafone sieht man das hingegen anders. Voraussichtlich noch in diesem Jahr will Vodafone weitere Bezahlmöglichkeiten integrieren, so ein Vodafone-Sprecher. "Dabei hat Vodafone mit der NFC-SIM von Anfang an auf einen Standard gesetzt, der in ganz Europa an über drei Millionen Kassenterminals verschiedenster Geschäfte, Tankstellen und Restaurants funktioniert", so der Sprecher. Der Einstieg von großen Einzelhandelsketten wie Aldi und Lidl bei NFC-Kontaktlos-Terminals habe den Einsatz von Smartphones als Geldbörse im Alltag der Kunden deutlich attraktiver gemacht.

Neben der Bezahlmöglichkeit will Vodafone weitere sinnvolle Funktionen anbieten - wie beispielsweise die Verwaltung von digitalen Kunden-Karten, von Parkscheinen und Einkaufscoupons, also genau das, wovon sich die Telekom verabschiedet. Für Vodafone werde das Smartphone für seine Kunden zu einem immer wichtigeren Begleiter im alltäglichen Leben.

Telefónica setzt voll auf o2-Banking

Auch bei Telefónica in München bestätigte man uns den Ausstieg aus den NFC-basierten Bezahldiensten Mobile Wallet und mPass. Künftig wolle man sich voll und ganz auf o2-Banking fokussieren, das erste "komplett mobile Bankkonto", das o2 in Kooperation mit der Fidor Bank AG anbietet. o2-Banking sei bereits drei Monate nach Launch die beliebteste Direktbanking-App in Deutschland geworden, berichtet die o2-Pressestelle. Das komplett mobile Bankkonto bietet Überweisungen an andere Kunden per Mobilfunknummer (man muss die komplizierte IBAN-Kontonummer des Geldempfängers nicht kennen), einen Finanzplaner (z.B. für Daueraufträge) mit Push-Benachrichtigungen, verschiedene einstellbare Sicherheitsfeatures sowie kleinere Sofortkredite auf Knopfdruck, sofern die Bonitätsprüfung bestanden wurde. Das o2-Banking-Konto kann nur über eine App (für die Betriebssysteme iOS oder Android) genutzt werden, einen Zugang über einen PC oder Laptop über einen Internet-Browser gibt es nicht.

Wer nach drei Monaten bei o2 einen monatlichen Kartenumsatz von 100 Euro überschreitet, muss keine Kontogebühren zahlen. Wer o2-Banking als Gehaltskonto nutzt oder mehr als 500 Euro pro Monat mit der Karte umsetzt, kann die inkludierte MasterCard unbegrenzt kostenlos für Bargeldabhebungen am Geldautomaten einsetzen.

Prinzipiell kann das o2-Banking-Konto auch mit der SIM-Karte und dem Vertrag eines anderen Mobilfunkanbieters genutzt werden, dann aber ohne Einsatzmöglichkeiten für das erworbene Bonusdatenguthaben. In einer weiteren Meldung beschreiben wir, wie das o2-Banking funktioniert.

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