BNetzA: LTE auf 700 MHz jetzt bundesweit freigegeben
Mit der Freigabe von 700 MHz für Mobilfunk können ländliche Regionen besser versorgt werden. Als Technik wird LTE (4G) und später 5G verwendet.
Picture Alliance / dpa
Die 2015 versteigerten Frequenzen im Bereich 700 MHz können seit Anfang Juli für den Mobilfunk genutzt werden. Das meldet heute die Bundesnetzagentur. „Es stehen nun bundesweit weitere Flächenfrequenzen zur Verfügung, mit denen die Netzbetreiber die Mobilfunkversorgung insbesondere im ländlichen Raum verbessern können“, freut sich ihr Präsident, Jochen Homann.
Umstellung von DVB-T auf DVB-T2
Mit der Freigabe von 700 MHz für Mobilfunk können ländliche Regionen besser versorgt werden. Als Technik wird LTE (4G) und später 5G verwendet.
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Bei der Frequenzversteigerung 2015 wurden schon Frequenzen im Bereich 700 MHz versteigert, die zuvor noch vom terrestrischen Antennen-Fernsehen genutzt wurden. Nach der schrittweisen Umstellung auf den effizienteren Übertragungsstandard DVB-T2 (mehr Programme pro "Kanal" übertragbar) seien diese Frequenzen nun vollständig frei und könnten für mobiles Breitband bundesweit genutzt werden, verkündet die BNetzA.
Wo 700 MHz schon frei nutzbar ist, können diese Frequenzen zur Verbesserung der Mobilfunkversorgung in ländlichen Regionen besonders gut genutzt werden, weil sie eine relativ hohe Reichweite haben.
Da die terrestrischen TV-Sender in Deutschland jetzt mit DVB-T2 senden, können sie im verbliebenen Frequenzbereich 470 bis 694 MHz die Übertragung "eines unveränderten Programmumfangs bei weit geringerem Frequenzbedarf" durchführen, es ergibt sich also eine Win-Win-Situation, einzig die Kunden mussten sich neue TV-Geräte oder Beistell-Decoder kaufen.
In den USA ist man schon einen Schritt weiter, dort wird auch der Bereich 600 MHz für den Mobilfunk genutzt. Das könnte in Europa zu einem späteren Zeitpunkt noch kommen.
Ausbauverpflichtung von 2015 greift zum 1. Januar 2020
In der Frequenzversteigerung 2015 wurden die erfolgreichen Bieter verpflichtet, zum 1. Januar 2020 eine Mobilfunkversorgung von mindestens 97 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland und 98 Prozent bundesweit zu erreichen, ermahnt die Bundesnetzagentur. Zudem sei eine vollständige Abdeckung der Hauptverkehrswege zu gewährleisten, soweit dies rechtlich und tatsächlich möglich ist. Und da dürfte der Haken versteckt sein.
Die Bundesnetzagentur schreibt vor, Übertragungsraten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde pro Antennensektor zu erreichen. Den Haushalten sollen im Wettbewerb der Anbieter in der Regel Übertragungsraten von 10 Megabit pro Sekunde und mehr zur Verfügung gestellt werden.
Räumung des 700-MHz-Bandes in anderen EU-Mitgliedstaaten
In den Grenzregionen zu unseren Nachbarn könnte es auf 700 MHz noch Probleme geben. Nicht in allen Ländern sind diese Frequenzen so schnell für Mobilfunk nutzbar wie in Deutschland. Für den Zeitraum bis zum Abschluss der Räumung des 700-MHz-Bandes auch in den Nachbarländern haben die Mobilfunkbetreiber in Grenznähe den Schutz ausländischer Rundfunknutzungen zu beachten. So wird im Internet über aktive TV-Sender in Dänemark berichtet, die derzeit noch weit nach Norddeutschland einstrahlen sollen.
Die EU-Mitgliedstaaten haben bis zum 30. Juni 2020 – in besonderen begründeten Fällen bis zum 30. Juni 2022 – Zeit, den Frequenzbereich für drahtlose breitbandige elektronische Kommunikationsdienste zur Verfügung zu stellen, teilt die Bundesnetzagentur dazu mit. Man darf gespannt sein, ob diese Fristen eingehalten werden.
Wo kann 700 MHz bereits genutzt werden?
Aktuelle Handys sollten bereits LTE-700-MHz beherrschen, hierzulande wird das "Band 28" (758-803 MHz Uplink und 703-748 MHz Downlink) verwendet. Wer einen LTE-fähigen Mobilfunkvertrag (auch "Prepaid" ist ein Vertrag) besitzt, kann 700 MHz dort nutzen, wo es bereits angeboten wird. Eine separate Freischaltung ist nicht notwendig.
Ob die aktuell lieferbaren 5G-Handys auch schon für 5G-700 geeignet sind, sollte vor dem Kauf genau geklärt werden, falls die frühe Nutzung von 5G durch den Kunden angestrebt wird. Andernfalls stünde in zwei bis drei Jahren eine Neuanschaffung ins Haus.
Wann und wo konkret schon Stationen auf 700 MHz in Betrieb gehen oder bereits aktiv sind, wurde von den Netzbetreibern noch nicht kommuniziert. Dem Vernehmen nach soll es in Norddeutschland (bei Husum und in Hamburg) bereits erste Versuche von Telefónica geben, in Düsseldorf soll ein Sender von Vodafone auf 700 MHz entdeckt worden sein. Daneben sendet der Bayrische Rundfunk mit Frequenzen von Telefónica ein Versuchsprogramm im eMBMS ("5G-Broadcast") Standard, wofür es aber auf dem freien Markt derzeit keine Empfangsgeräte gibt.
teltarif.de-Leser, die entsprechende Endgeräte mit Monitor-Software haben ("Root" ist dafür nicht unbedingt erforderlich), sind eingeladen, ihre Beobachtungen im Forum mitzuteilen.