Netzausbau

Telekom, Vodafone und o2 bei Netz­test abgeschlagen

Im internationalen Vergleich haben die deutschen Mobilfunknetze in einem Netztest einen schlechten Eindruck hinterlassen. Wir fassen die Ergebnisse zusammen.
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Vergangene Woche haben wir bereits erste Details zum Netztest, die das Münchner PC Magazin in Zusammenarbeit mit der Aachener Firma P3 durchgeführt hat, veröffentlicht. Es handelte sich um einen grenzübergreifenden Netztest, der neben Deutschland auch Österreich und die Schweiz berücksichtigt hat.

Dabei wurden - anders als beim ebenfalls von P3 durchgeführten connect-Netztest - nicht etwa Teams mit standardisiertem Mess-Equipment durch die Lande geschickt, um Daten zu erheben. Stattdessen hat das Unternehmen insgesamt 1,3 Milliarden Einzelmesswerte von 242 000 deutschen, österreichischen und schweizerischen Mobilfunkkunden ausgewertet.

Praxistest mit 242 000 Teilnehmern

Mobilfunknetze im Test Mobilfunknetze im Test
Foto: teltarif.de
Es handelt sich demnach eher um einen Praxistest - ähnlich wie der jährliche Netztest von teltarif.de. Der Unterschied: Während wir nur selbst Erfahrungen auf Reisen auswerten, greifen das PC Magazin und P3 auf die Werte der Community zurück, die in einem Zeitraum von Mai bis Juli 2018 erhoben wurden.

Wie berichtet hat die Deutsche Telekom den Netztest gewonnen, wenn man ausschließlich die Ergebnisse für die deutschen Netzbetreiber betrachtet. Im Drei-Länder-Vergleich sind alle deutschen Mobilfunknetze wiederum weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Ein Ergebnis, das den Ende vergangenen Jahres veröffentlichten Daten des grenzübergreifenden connect-Netztests sehr ähnlich ist.

Schweizerische Netze liegen vorne

Im Drei-Länder-Vergleich schnitten die schweizerischen Netze am besten ab. Dabei erreichte die Swisscom mit 91 von 100 möglichen Punkten das beste Ergebnis. Sunrise lag mit 89 Punkten nur knapp dahinter und auch das Ergebnis von Salt kann sich mit 86 Punkten sehen lassen. In die Punktewertung sind die Ergebnisse bei der Netzabdeckung für Sprache und Daten sowie die Datenübertragungsrate im Download eingeflossen.

Swisscom kam im Test auf eine 99,5-prozentige Netzabdeckung für Sprache und Daten. Den gleichen Wert ermittelten die Tester für das LTE-Netz des Unternehmens. Damit konnte kein anderer Betreiber in den drei deutschsprachigen europäischen Ländern mithalten. Nicht zuletzt wurden im Swisscom-Netz den Angaben zufolge auch die höchsten Datenübertragungsraten gemessen.

A1 Testsieger in Österreich

Als bestes Mobilfunknetz in Österreich wurde A1 mit 85 Punkten ermittelt. Für Telefonie lag die Netzverfügbarkeit mit 99,7 Prozent sogar noch knapp über der bei Swisscom, dafür wurden für den mobilen Internet-Zugang "nur" 97,7 Prozent und speziell für LTE 95,8 Prozent gemessen. T-Mobile Austria muss sich mit 84 Punkten nur knapp geschlagen geben, während Drei.at mit 76 Punkten schon einen größeren Abstand aufweist.

Den Testergebnissen zufolge erreicht Drei.at zwar eine gute Abdeckung für Handy-Gespräche. Dafür sei die Abdeckung für den mobilen Internet-Zugang schlechter als bei A1 und T-Mobile. Insbesondere das LTE-Netz erreiche eine geringere Abdeckung als bei der Konkurrenz. Wo 4G von Drei.at verfügbar ist, wurden wiederum im Durchschnitt sogar höhere Datenraten als in den beiden anderen österreichischen Netzen gemessen. Deutsche Netze mit Defiziten Deutsche Netze mit Defiziten
Foto: teltarif.de

Telekom besser als Vodafone und o2

Für die Deutsche Telekom wurden 71 Punkte ermittelt. Bei der Verfügbarkeit für Handy-Telefonate gilt das Unternehmen mit 99,6 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie Swisscom und A1. Dafür wurden für das Datennetz "nur" 96,7 Prozent und speziell für LTE 94,8 Prozent ermittelt. Damit ist Telekom zwar Spitzenreiter innerhalb Deutschlands. In der Drei-Länder-Wertung liegt der Bonner Betreiber aber hinter allen schweizerischen und österreichischen Netzen.

Vodafone erreichte nur 65 Prozent. Dabei wurde im Test unter anderem die geringe LTE-Abdeckung gegenüber den Mitbewerbern bemängelt. Bei der Sprachtelefonie liegen die Düsseldorfer bei guten 99,5 Prozent, beim Datennetz wurden 94,1 Prozent erreicht, aber die LTE-Verfügbarkeit lag bei nur 88,9 Prozent - ein Ergebnis, das sich mit unseren Beobachtungen deckt.

Telefónica mit schlechter LTE-Verfügbarkeit

Bei Telefónica wirkt sich offenbar noch immer der Netzumbau aus. So wurden für den Münchner Betreiber nur 46 Punkte ermittelt. Zwar kann o2 den Angaben zufolge bei der Telefonie mit seinen Konkurrenten mithalten. Das sei beim mobilen Internet und speziell bei der LTE-Verfügbarkeit jedoch nicht der Fall. Auch die Datenübertragungsraten liegen mit durchschnittlich 4 MBit/s noch deutlich hin Vodafone (4,8 MBit/s) und Telekom (4,9 MBit/s).

Insgesamt betrachtet zeigt der Netztest, dass die deutschen Mobilfunknetz im direkten Vergleich mit den Nachbarländern noch deutliches Verbesserungspotenzial haben. Ob sich der Rückstand jemals aufholen lässt, ist unsicher. Schon vor einigen Wochen räumte Telefónca-Chef Markus Haas ein, mobiles Telefonieren an jedem Ort werde es in Deutschland auch in Zukunft nicht geben.

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