Mediennutzung

5G Media: Next Level-Rundfunk wird erprobt

Rundfunk über 5G könnte die heutigen Technologien DVB-T2 und DAB+ beerben. Namhafte Firmen und Organisationen haben daher die “5G Media Initiative“ ins Leben gerufen, um das Potential des zukünftigen Netzstandards für die elektronische Medienbranche auszuloten.
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Die 5G Media-Initiative will Rundfunk fit fürs neue Medienzeitalter machen Die 5G Media-Initiative will Rundfunk fit fürs neue Medienzeitalter machen
Foto: dpa
Aktuell wird digital-terrestrischer Rundfunk in Deutschland über DVB-T2 (Fernsehen) und DAB+ (Hörfunk) übertragen. Aber die Mediennutzung ändert sich. Smartphones werden auch bei der Mediennutzung immer mehr unser Lebensmittelpunkt. Bisher jedoch ist die Nutzung von Rundfunk über Mobilfunk mit Restriktionen wie hohen Kosten und einer Netzüberlastung verbunden. Mit der neuesten Mobilfunk-Generation 5G soll sich das ändern.

Austausch von Know-How

Die 5G Media-Initiative will Rundfunk fit fürs neue Medienzeitalter machen Die 5G Media-Initiative will Rundfunk fit fürs neue Medienzeitalter machen
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Namhafte Firmen und Organisationen haben daher jetzt die "5G Media Initiative" ins Leben gerufen, um das Potential des zukünftigen Netzstandards für die elektronische Medienbranche mit Forschung und Entwicklung zu fördern. Zu den Partnern gehören die Kathrein Werke KG, Nokia, Rohde&Schwarz, Telefonica, der Bayerische Rundfunk, der Südwestrundfunk, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS), das Institut für Rundfunktechnik (IRT) und das Münchner Start-up-Unternehmen Cadami.

Die 5G Media Initiative vernetzt Medien, Wissenschaft und Industrie um Know-How auszutauschen, gemeinsame Positionen zu erarbeiten und Forschungsprojekte zu initiieren. Gegenüber anderen 5G-Initiativen in Deutschland steht der starke Medienbezug, also die Übertragung von Bewegtbildern und Audio, Fernsehen und Hörfunk, im Vordergrund der Forschungstätigkeit.

Höhere Datenraten und geringere Latenzzeiten

Die nächste Generation des Mobilfunks 5G bedeutet nicht nur höhere Datenraten und geringere Latenzzeiten, sondern sie wird als umfassendes Kommunikationssystem ganze Branchen und Märkte verändern, heißt es von den Initiatoren. 5G gelte als Schlüsseltechnologie für automatisiertes Fahren, Industrie 4.0, Smart Grid und eHealth. Darüber hinaus besitzt 5G auch ein großes Potential für die Medien-, Kultur- und Kreativbranche.

"Die 5G Media Initiative bietet eine hervorragende Plattform, um zukünftig die Verbreitung von Medieninhalten über moderne und konvergente 5G-Netze zu testen und dadurch entstehende Geschäftsmodelle zu evaluieren", sagt Uwe Löwenstein, Spectrum Technology Manager, Telefónica Germany.

"Medieninhalte werden immer mehr auf mobilen Endgeräten konsumiert, während umgekehrt Smartphone und Mobilfunk zunehmend in der Produktion und Übertragung von Inhalten zum Funkhaus genutzt werden können und in manchen Fällen den Ü-Wagen ersetzen", erläutert Wilhelm Dresselhaus, Deutschland-Chef von Nokia. "5G eröffnet aufgrund seiner universellen Anwendbarkeit vielfältige Optionen für Medienproduktion, -verbreitung und -konsum bis hin zu neuen Geschäftsmodellen."

Öffentlich-rechtliches Distributionsmodell soll sich auch in 5G wiederfinden

Helwin Lesch, Leiter der Hauptabteilung Verbreitung und Controlling beim BR, will vor allem das öffentlich-rechtliche Distributionsmodell in die neue Netztechnik überführen: "Als Netz der Zukunft wird 5G für die Produktion und Distribution von Rundfunk eine tragende Rolle spielen und zudem vollkommen neue Möglichkeiten der Radio- und Fernsehnutzung eröffnen. Der BR beteiligt sich am Projekt, um die Infrastrukturen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kostensenkend für diese zukunftsträchtige Entwicklung einzubringen und damit für Rundfunkkunden den freien und einfachen Empfang zu sichern."

Jochen Mezger, Geschäftsfeldleiter Netztechnologien, IRT, sieht hier riesiges Potenzial: "Mit der Einführung von 5G könnte ein Markt mit Millionen von Smartphones und Tablet-PCs als potentielle Rundfunkempfänger entstehen, welche Live-TV-Dienste, Mediatheken, Soziale Netzwerke und viele weitere Dienste attraktiv kombinieren können." 5G werde auch völlig neue Medienformate, wie etwa Object-based Broadcasting, ermöglichen. Dieses erlaubt, audiovisuelle Objekte sowohl inhaltlich als auch technisch für stationäre und mobile Nutzung und für neue Formate, wie zum Beispiel 360 Grad, Augmented und Virtual Reality sowie für barrierefreie Dienste empfangsseitig anzupassen.

Flächendeckende Frequenzen erst ab 2030

Erste technische Ansätze zur Integration von Rundfunk in LTE/5G wurden im bayerischen Forschungsprojekt IMB5 von 2014 bis 2016 erfolgreich untersucht und in großflächigen Versuchsnetzen in München und Erlangen demonstriert. 2016 wurden die Anforderungen des Rundfunks, unter anderem von der European Broadcasting Union (EBU), BBC, IRT und Nokia, an 5G formuliert und in die Standardisierungsgruppe 3GPP eingebracht. Die "5G Media Initiative" soll weiteren interessierten Firmen und Institutionen offenstehen, die sich aktiv in die Erreichung der Ziele der Initiative einbringen wollen. Die Initiative stehe dazu in Gesprächen mit weiteren Partnern aus Deutschland.

Bis der Nutzer in der Praxis davon etwas mitbekommt, vergehen jedoch noch viele Jahre. Voraussichtlich erst ab 2030 stehen flächendeckend Frequenzen für 5G in Deutschland bereit, erste Ansätze werden ab 2020 erwartet. Bis dahin sind beim Rundfunk DVB-T2 und DAB+ das Maß der Dinge. Ob die heutigen Technologien nur eine Brücke zu 5G darstellen, oder ob 5G sie lediglich ergänzen wird wie heute bereits zahlreiche internetbasierte Anwendungen, ist noch Zukunftsmusik.

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