Bürgerbeauftrager: 5G-Bedenken ernst nehmen
Mobilfunkantennen: Der Fan erkennt sofort die Möglichkeiten, andere Mitbürger haben "Angst" davor.
Telefónica o2 / Jörg Borm
Es ist nichts Neues. Wenn neue Technik eingeführt wird, haben Menschen, die sich damit nicht auskennen,
erst einmal Bedenken oder sogar Angst. Das war beispielsweise bei der ersten Eisenbahn zwischen Nürnberg
und Fürth der Fall. Kritiker hatten Bedenken, dass die hohe Geschwindigkeit der Züge (etwa 35-40 km/h)
gesundheitliche
Folgen für die Reisenden haben könnte. Inzwischen gibt es Züge, die in Deutschland mit 300 km/h und
international noch wesentlich schneller fahren.
Als der digitale Mobilfunk ab etwa 1991 in Deutschland eingeführt wurde, kamen bald die Bedenken. Diese "Strahlen" könnten doch, müssten doch, würden doch... Es wurde geforscht und untersucht und Studien erstellt und am Ende kam heraus, dass möglicherweise ... Auf jeden Fall würden noch mehr Studien gebraucht, es müsse weiter geforscht werden.
Was spricht ausgerechnet gegen 5G?
Mobilfunkantennen: Der Fan erkennt sofort die Möglichkeiten, andere Mitbürger haben "Angst" davor.
Telefónica o2 / Jörg Borm
Nun also 5G. Der technisch nicht so interessierte Bürger fragt sich, was ist das? Brauch ich das?
Will ich das? Schadet mir das?
Die Strahlung. Strahlung gibt es in der Natur, im Weltraum, seit Anfang an. Zur Nachrichtenübertragung werden auf der Erde seit knapp 120 Jahren Sender betrieben, teilweise mit richtig hohen Leistungen. Ein UKW-Sender auf dem Berg kann mit 100 kW oder 100.000 Watt senden. Ein Radar-Sender, zum Beobachten von Flugzeugen oder anderen Dingen konnte noch viel stärker sein. TV-Sender aus der analogen TV-Zeit brachten es locker auf 500 kW und Kurzwellensender wie der (nicht mehr existierende) Mittelwellen-Sender bei Heusweiler (Saarland) hatte 1,2 MW oder 1.200 kW Sendeleistung.
Wie weit sollte ich wegbleiben?
Die Leistung eines Mobilfunksenders liegt mit etwa 10 bis 50 Watt weit darunter. Nur, deren Antennen sehen manchmal irgendwie "bedrohlich" aus. Ein D-Netz-Mobiltelefon der Anfangszeit sendete mit 8 Watt, ein GSM-Handy mit maximal 2 Watt, heute liegen die Werte weit darunter. Die Sendeleistung reduziert sich, je "näher" der nächste Mobilfunksender steht. Rund um jeden Mobilsender gibt es Sicherheitsabstände, die auf den Seiten der Bundesnetzagentur nachgelesen werden können.
Werden wir alle überwacht?
Die Überwachung: 5G ermöglicht, viel schneller, viel mehr Daten aus allen Ecken und Enden unserer Welt auszutauschen. Jeder Kühlschrank, jede Zahnbürste können Daten austauschen. Damit kann man Menschen helfen, sie aber auch überwachen. Nur die Technik komplett abzulehnen hilft da nicht weiter. Jeder, der ein Smartphone mit Android oder iOS verwendet, kann heute schon überwacht werden, wenn die Passwörter "einfach" sind oder an Freunde und Bekannte weiter verteilt werden. Wir sollten uns dessen bewusst sein und dann in Ruhe entscheiden, welche Infos wir weiter geben wollen und welche nicht.
Bürgerbeauftragter: Bedenken ernst nehmen
Politik und Wirtschaft müssen sich nach Ansicht des Bürgerbeauftragten der bayerischen Staatsregierung beim Ausbau des 5G-Netzes für den Mobilfunk und schnelles Internet mehr mit den Sorgen der Menschen befassen. "In all der Euphorie über die Umsetzung der Technologie machen sich die Bürgerinnen und Bürger Bayerns allerdings auch Sorgen über die gesundheitlichen Auswirkungen durch den Ausbau und den Einsatz von 5G. Diese Sorgen müssen alle Verantwortlichen viel ernster nehmen", sagte Klaus Holetschek gestern in München.
Nur wie könnte das gehen?
Dazu gehöre, so Holetschek, dass die Bevölkerung ausreichend und fortlaufend über Forschungsergebnisse und Grenzwerte sowie über den Ausbau unterrichtet würden. "Wir müssen den Dialog mit den Bürgern suchen", betonte Holetschek. Er sieht auch die Mobilfunkbetreiber in der Pflicht: "Diese müssen sich noch viel stärker präventiv engagieren." Wenn man die Menschen, die mit Technik nicht so vertraut sind, mit teilweise widersprüchlichen Forschungsergebnissen überschüttet, kann das vielleicht mehr verwirren, als helfen.
Wichtig ist, dass die Branche lernt, ihren Kunden zuzuhören und aufhört, ihnen Dinge zu verkaufen, von denen klar absehbar ist, das der einzelne Kunde im Laden sie höchstwahrscheinlich gar nicht braucht oder nicht will. Wichtig ist, dass Hilfe suchenden Kunden, die mit der Bedienung ihres Gerätes nicht klar kommen, geholfen wird. Das wird Zeit und damit auch Geld brauchen.
Wenn aber die "abgehängten" und "enttäuschten" Kunden sich den "Heilspredigern" und vermeintliches "Strahlenschützern" anvertrauen und dann erst mal vor Gericht landen, um neue Sendeanlagen zu verhindern ist keinem geholfen.
Wer dem Frieden nicht traut, kann versuchsweise sein Handy ausschalten und (soweit möglich) den Akku herausnehmen. Doch genau das kann auch innere Unruhe auslösen. Wollte nicht in gerade diesem Augenblick mein bester Freund, meine beste Freundin mich erreichen?
Wie man eine bessere Netzversorgung mit kleineren (unsichtbaren) Antennen hinbekommt, zeigt die Deutsche Telekom in ihrem Video.