Zero Rating

Rückblick: Das waren die Streaming-Optionen der Netzbetreiber

Telekom und Voda­fone boten bis zu deren Verbot spezi­elle Strea­ming-Optionen (Zero Rating). o2 bot und bietet hingegen echte Flat­rates vergleichs­weise günstig an. Wir schauen auf die ehema­ligen Netz­betreiber-Ange­bote zurück.
Von / Christian Bekker /

Immer mehr Smart­phone- und Tablet-Besitzer wollen ihre mobilen Endge­räte auch für Musik- und Video­strea­ming nutzen. Spotify und Apple Music, Netflix und DAZN erfreuen sich auch unter­wegs einer großen Beliebt­heit, um die Lieb­lings-Play­list zu hören, um eine Serie anzu­sehen oder (ggf. über einen Live-TV-Dienst im Internet) mit der Lieb­lings­mann­schaft in der Bundes­liga oder Cham­pions League mitzu­fiebern.

Tech­nisch funk­tioniert das in allen deut­schen Netzen mitt­lerweile sehr gut, wenn LTE- oder 5G-Empfang zur Verfü­gung steht, was selbst abseits der Ballungs­zentren mitt­lerweile vieler­orts der Fall ist. Aller­dings gilt es auch, den Daten­verbrauch im Auge zu behalten. Vor allem beim Video­strea­ming werden große Daten­mengen über­tragen. So mancher Handy­tarif stößt dabei nach wie vor schnell an seine Grenzen.

Rückblick auf die Streaming-Optionen der Netzbetreiber Rückblick auf die Streaming-Optionen der Netzbetreiber
Logos: Anbieter, Fotos: Rugolo - fotolia.com/teltarif.de, Montage: teltarif.de
Die Mobil­funk-Netz­betreiber hatten Optionen im Angebot, mit denen sich das Daten­volumen speziell beim Strea­ming einsparen ließ. Aller­dings waren dabei einige Beson­derheiten zu beachten und die Features waren längst nicht für alle Kunden bzw. Tarife verfügbar. Wir schauen zurück auf die ehema­ligen Optionen und Tarife, die Telekom, Voda­fone und o2 ihren Kunden offe­rierten.

Telekom StreamOn und Voda­fone Pass verboten

Nach jahre­langen Strei­tig­keiten darüber, ob Telekom StreamOn und Voda­fone Pass mit der Netz­neu­tra­lität vereinbar sind, die bis vor den EuGH führten, hat die Bundes­netz­agentur am 28. April 2022 die beiden Optionen endgültig unter­sagt. Außerdem hat sie die Been­digung von Bestands­kun­den­ver­trägen ange­ordnet. Die Ange­bote verstießen laut der Behörde gegen die Netz­neu­tra­lität, weil sie den Daten­ver­kehr nicht gleich behan­deln.

Die Neuver­mark­tung von Telekom StreamOn und Voda­fone Pass wurde nach der Anord­nung der Bundes­netz­agentur zum 1. Juli 2022 einge­stellt. Für die endgül­tige Einstel­lung der Zero Rating-Optionen im Bestands­kun­den­geschäft hatten die Anbieter bis Ende März 2023 Zeit.

Telekom: StreamOn war kostenlos für MagentaMobil-Tarife

Die Deut­sche Telekom bot mit StreamOn ein soge­nanntes Zero-Rating-Modell an. Sprich: Der Daten­verbrauch, der anfällt, wenn ein in der gebuchten Option enthal­tener Dienst genutzt wird, belas­tete das Inklu­sivvo­lumen des Tarifs nicht. Hatte der Kunde seine Inklu­sivleis­tung verbraucht, so griff die Dros­selung der Internet-Perfor­mance aber auch beim Versuch, StreamOn-Dienste zu nutzen.

Star­tete StreamOn im April 2017 zunächst für Audio- und Video­strea­ming, so gab es die Zero-Rating-Optionen später auch für Gaming und für die Nutzung von Messen­gern und sozialen Netz­werken. Dabei war die Buchung in den meisten Tarifen kostenlos, wie Sie auch der Tabelle, die wir in diesem Ratgeber einge­bunden haben, entnehmen können. Ledig­lich die Option für Social&Chat war in den "klei­neren" Verträgen aufpreis­pflichtig.

Ehema­lige Strea­ming-Optionen bei der Telekom

  Telekom
StreamOn Gaming StreamOn Music StreamOn Music&Video StreamOn Social&Chat
Grund­gebühr 0,00 0,00 0,00 0,00 4,95
Lauf­zeit keine, war täglich kündbar
Tarife MagentaMobil:

FamilyCard:
MagentaMobil:

FamilyCard:
MagentaMobil:

FamilyCard:
MagentaMobil:

FamilyCard:
MagentaMobil:

FamilyCard:
Max. Down- / Upstream
(in MBit/s)
500 / 50
Dros­selung 1)
(in kbit/s)
64 / 16
Weitere Infor­mationen
Daten-Flat für 44 Gaming-Dienste 281 Musik- und Audio-Strea­ming Dienste 281 Musik- und 132 Video-Strea­ming Dienste 17 Messa­ging-Dienste
ausge­wählte Dienste 2) Asphalt 9, Black Desert Mobile, Fort­nite, Fifa Mobile, Harry Potter Wizard Unite, Magenta Gaming, State of Survival!, Pokémon GO, The Sims Mobile Apple Music, Amazon Music, Deezer, Sound­cloud, Spotify, Tidal, Radioplayer.de etc. Amazon Prime Video, Disney+, DAZN, Joyn, Netflix, Sky, , TikTok, Twitch, YouTube, Zattoo Dogorama, Discord, Face­book, Insta­gram, schul.cloud, Snap­chat, Tele­gram, Threema,TikTok, Tinder, Twitter, Twitch, WhatsApp
Über­sicht über alle Partner (nicht mehr verfügbar)
Einschrän­kung Laden von Werbung oder sons­tigen (externen) Inhalten
- Laden von Covern, Werbung oder Spielen Sprach- und Video­tele­fonie
Roaming inner­halb der EU, Groß­bri­tan­nien, Island, Liech­tenstein, Norwegen und Schweiz
Stand: März 2023. Preise in Euro.
1) Die Drossel galt auch für die gebuchte Option, wenn das Daten­volumen durch nicht abge­deckte Dienste ausge­schöpft wurde.
2) Durch bestimmte Dienste fielen weitere Gebühren an.
Wichtig für den Nutzer war es, zu bedenken, dass nicht auto­matisch jedes Webradio oder jeder Video­strea­ming-Dienst bei StreamOn Berück­sich­tigung fand. Das Zero Rating galt nur für Part­nerdienste der Deut­schen Telekom. Wichtig war es außerdem, immer die jeweils aktu­ellste Version der App des jewei­ligen Part­ners zu haben. Sonst konnte es zu einer fehler­haften Nutzung der StreamOn Option kommen.

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Voda­fone Pass: Nur eine Option war kostenlos

Der Voda­fone Pass wurde als Pendant zu StreamOn einge­führt und funk­tio­nierte nach einem ähnli­chen Prinzip. Aller­dings konnte Voda­fone nicht einmal ansatz­weise so viele Partner für die Zero-Rating-Optionen gewinnen wie die Deut­sche Telekom, und das Zero Rating galt auch hier nur für Part­neran­gebote des Netz­betrei­bers. Beispiels­weise war kein einziger Webradio-Aggre­gator dabei, während die Telekom unter anderem den Radioplayer.de, Radio.de und Receiver Radio im Port­folio hatte.

Voda­fone-Kunden hatten zudem den Nach­teil, nur einen Pass kostenlos zu ihrem bestehenden Vertrag hinzu­buchen zu können. Bei der Telekom ließen sich die StreamOn-Optionen ohne Aufpreis beliebig mitein­ander kombi­nieren, sofern sie im Tarif des Kunden grund­sätz­lich zur Verfü­gung standen. Immerhin ließen sich die Option monat­lich ohne zusätz­liche Kosten wech­seln.

Der Vodafone Pass wurde als Antwort auf StreamOn eingeführt Der Vodafone Pass wurde als Antwort auf StreamOn eingeführt
Foto: Gina Sanders - fotolia.com, Grafik: Vodafone, Montage: teltarif.de
Kunden, die mehr als einen Voda­fone Pass nutzen wollten, konnten weitere Optionen für jeweils 5 Euro im Monat (Video Pass 10 Euro) hinzu­buchen. Doch hier war Vorsicht geboten: Für diese zusätz­lichen Pässe fiel eine 24-mona­tige Mindest­lauf­zeit an. Nach­teil bei Voda­fone war auch, dass es anders als bei der Telekom Musik- und Video­strea­ming nicht als Kombi­nation gab. Wer beides nutzen wollte, brauchte zwei Pässe. Abseits dessen gab es den Voda­fone Pass auch für die Bereiche Chat, Social und Gaming.

o2: Echte Flat­rate statt Zero Rating

Bei o2 gab es keine spezi­ellen Strea­ming-Optionen, die mit StreamOn von der Telekom oder dem Voda­fone Pass vergleichbar waren. Dafür bot die Münchner Telefónica-Marke bis Februar 2020 Tarife mit Internet-Zugang an, bei denen das Unter­nehmen mit "endlosem Weiter­surfen" (mit 1 MBit/s nach Verbrauch des High­speed-Daten­volu­mens) warb. Diese Tarife eigneten sich auch für unbe­grenztes Strea­ming. Mitt­ler­weile wurden diese Preis­modelle durch unli­mitierte mobile Daten-Flat­rates mit verschie­denen Geschwin­dig­keits­stufen ersetzt.

Konkret sah das so aus, dass o2 in den Free-Tarifen nach dem Verbrauch des High­speed-Surf­volu­mens die Perfor­mance des Internet-Zugangs recht moderat gedros­selt hat. Stehen in den meisten anderen deut­schen Mobil­funk­tarifen in diesem Fall nur noch 64, 32 oder gar 16 kBit/s im Down­stream zur Verfü­gung, so hatten o2-Kunden mit "Weiter­surf-Garantie" seiner­zeit noch bis zu 1 MBit/s zur Verfü­gung. Die früher übliche Abschal­tung des LTE-Zugangs bis zum Beginn des nächsten Abrech­nungs­zeit­raums gab es damals also nicht mehr.

Ehema­lige Strea­ming-Tarife bei Voda­fone und o2

  Voda­fone Telefónica (o2)
Chat-Pass Social-Pass Music-Pass Video-Pass Gaming-Pass 1) keine extra Option
Grund­gebühr ein Pass konnte kostenlos gebucht werden
jeder weitere Pass kostete 5,00 bzw.
der Video-Pass 10,00
ab 29,99
Junge Leute: ab 19,99
Lauf­zeit kostenlos: monatl. konnte der Pass gewech­selt werden
kosten­pflichtig: 24 Monate
1 / 24 Mon.
Tarife Free Unli­mited:

Free Unli­mited (Junge Leute):
Max. Down- / Upstream
(in MBit/s)
500 / 100 ab 2 / 1 bis 500 / 50 4)
Dros­selung 2)
(in kbit/s)
32 / 32 -
Weitere Infor­mationen
Daten-Flat für 10 Messa­ging-Dienste 8 Social Media Apps, Bilder und Videos teilen 72 Musik-Strea­ming Dienste 31 Video-Strea­ming Dienste 10 Spiele-Apps unabh. von konkreten Diensten
ausge­wählte Dienste 3) Discord, Face­book, schul­cloud, Tele­gram, Threema, Voda­fone Chat, WhatsApp Dogorama, Face­book, Insta­gram, Lovoo, Pinte­rest, Snap­chat, TikTok, Twitter Apple Music, Amazon Music, Deezer, JUKE, Sound­cloud, Spotify, div. Radio-Sender Amazon Prime Video, DAZN, Joyn, Netflix, Sky, Twitch, Zattoo, etc. Asphalt 9, Forge of Empires, Pokémon GO, etc. alle Dienste
Über­sicht über alle aktu­ellen Partner (nicht mehr verfügbar)
Einschrän­kung Laden von Werbung oder sons­tigen (externen) Inhalten -
Sprach- und Video­tele­fonie Laden von Covern, Videos und Werbung - Spiele mit Peer-to-Peer-Tech­nologie -
Roaming 5) inner­halb der EU, Groß­bri­tan­nien, Island, Liech­tenstein und Norwegen
Stand: März 2023. Preise in Euro.
1) Der Gaming-Pass war in den Young-Tarifen kostenlos enthalten. Zusätz­lich konnte ein weiterer Pass kostenlos hinzu­gebucht werden.
2) Die Drossel galt auch für die gebuchte Option, wenn das Daten­volumen durch nicht abge­deckte Dienste ausge­schöpft wurde.
3) Durch bestimmte Dienste fielen weitere Gebühren an.
4) Je nach gebuchtem Tarif betrug die max. Band­breite: 2 / 1 MBit/s, 10 / 5 MBit/s oder 500 / 50 MBit/s.
5) Für die Voda­fone-Optionen galt eine Fair-Use-Policy in den genannten Ländern. Diese beinhal­tete monat­lich 45 GB für Dienste des gewählten Voda­fone-Pass.
Während 1 MBit/s für Audio-Strea­ming mehr als ausrei­chend war, mussten Nutzer beim Video­strea­ming mit Quali­täts­einbußen leben. Die meisten Anbieter stellten und stellen aber Streams bereit, die sich der Band­breite des verfüg­baren Internet-Zugangs auto­matisch anpassen. Damit war und ist zumin­dest die ausset­zerfreie Wieder­gabe gewähr­leistet - wenn auch nicht in aller­höchster Auflö­sung, was zumin­dest auf kleinen Smart­phone-Displays in der Regel nicht auffällt.

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In diesen Tarifen brauchte man keine Strea­ming-Optionen

Wer bereits einen Tarif nutzte, der eine echte Flat­rate für die mobile Internet-Nutzung bot, benö­tigte natur­gemäß keine zusätz­liche Strea­ming-Option. Viel­mehr ist das unbe­grenzte Strea­ming von Musik und Webradio, TV und Serien Bestand­teil des Tarifs. Mit freenet Funk gibt es dafür ein vergleichs­weise güns­tiges Discount-Angebot. Hier schlägt die echte Flat­rate mit 99 Cent pro Tag zu Buche.

Telekom (MagentaMobil XL), Voda­fone (Red XL) und o2 (zum Beispiel Free Unli­mited) hatten und haben eben­falls Tarife mit echter Flat­rate im Angebot. Bei o2 begannen die Monats­preise bei 29,99 Euro (dafür wurden im Gegenzug die bereits erwähnten Ange­bote mit Weiter­surf-Garantie einge­stellt). Bei der Telekom (84,95 Euro) und bei Voda­fone (79,99 Euro) waren die monat­lichen Grund­gebühren für die echten Flat­rates aber sehr hoch. Die Buchung lohnte sich in den "D-Netzen" demnach nur für echte Viel­nutzer und nicht allein für Strea­ming.

Strea­ming im EU-Roaming

StreamOn war seit April 2017 verfügbar StreamOn war seit April 2017 verfügbar
Logo: Telekom, Foto/Montage: teltarif.de
Im EU-Roaming gilt seit vielen Jahren die Roam-like-at-Home-Rege­lung. Das heißt, dass der heimi­sche Mobil­funk­vertrag in allen EU- und EWR-Ländern ohne zusätz­liche Kosten genutzt werden kann. Das gilt auch für die Internet-Nutzung, wobei die Provider hier eine Fair-use-Policy anwenden können. Diese kam bei StreamOn von der Deut­schen Telekom auch seit Sommer 2019 zum Tragen, wie gemäß Regu­lierung vorge­sehen.

Der Voda­fone Pass konnte seit Ende 2019 eben­falls im euro­päischen Ausland genutzt werden, bis zum 31. März 2023. Anstelle eines vom Tarif des Kunden abhän­gigen Daten­kontin­gents standen für das Zero Rating monat­lich gene­rell 54 GB Daten­volumen zur Verfü­gung. Die Weiter­surf-Garantie in den o2-Free-Altta­rifen konnte auch im EU-Roaming genutzt werden. Aller­dings war die Internet-Geschwin­digkeit nach Verbrauch des High­speed-Volu­mens auf 256 kBit/s begrenzt. Das war für Musik und Webradio noch ausrei­chend, für Video­strea­ming in guter Qualität aber nicht mehr.

Prepaid­kunden blieben außen vor

Alle Netz­betreiber boten ihre Strea­ming-Optionen nur für Kunden an, die sich für ein festes Vertrags­verhältnis entschieden hatten. In den Prepaid-Tarifen standen StreamOn, Voda­fone Pass und die Weiter­surf-Garantie von o2 nicht zur Verfü­gung. Die Telekom bot und bietet auf Prepaid-Basis mit dem Tarif MagentaMobil Prepaid Max eine echte Flat­rate für Sprache, Text und Daten an, die natür­lich auch für unbe­grenztes Strea­ming genutzt werden kann. Der Preis von knapp 100 Euro in vier Wochen dürfte sich jedoch nur für wenige Nutzer lohnen.

Nicht zuletzt kann man auch darüber nach­denken, welche Dienste wirk­lich genutzt werden und ob es Alter­nativen zum Live­strea­ming gibt. Wie in einem weiteren Ratgeber berichtet ist es in vielen Fällen auch möglich, die gewünschten Inhalte zur Offline-Nutzung auf dem Smart­phone oder Tablet zu spei­chern.

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