HSDPA

UMTS-Rückblick: HSDPA brachte Datenraten auf DSL-Niveau

HSDPA war eine Erwei­terung für UMTS und erhöhte die Daten­raten im Down­stream. Typi­sche Stufen waren bis zu 3,6, 7,2 oder 14,4 MBit/s. Wir zeigen Ihnen, was der Mobilfunk­standard in der Praxis bot.
Von / Julian Ruecker

HSDPA (High Speed Down­link Packet Access) war eine Erwei­terung des 3G-Mobilfunk­standards UMTS, die den Down­stream erhöhte und auch als 3,5G bezeichnet wurde. Mit "normalem" UMTS waren Down­load-Geschwindig­keiten von bis zu 384 kBit/s möglich, im Upstream standen 64 kBit/s zur Verfü­gung. HSDPA bot mit einem Down­stream von mindes­tens 1,8 MBit/s eine wesent­lich schnel­lere Über­tragung.

HSDPA wurde in Deutsch­land von der Telekom und von Voda­fone zur CeBIT 2006 offi­ziell einge­führt. Auch o2 und E-Plus hatten in der Folge nach­gezogen. HSDPA kam auch mit Steckkarten fürs Laptop HSDPA kam auch mit Steckkarten fürs Laptop
Bild: Vodafone

HSDPA mit Geschwin­dig­keiten bis zu 14,4 MBit/s - dann folgte HSPA+

HSDPA erhöhte den Down­stream im Mobil­funk via UMTS zunächst auf bis zu 14,4 MBit/s (fest­gelegt im soge­nannten 3GPP Release 5) - danach kamen mit HSPA+ weitere Geschwindigkeits­stufen bis hin zu 42 MBit/s (3GPP Release 7). Soweit die Theorie - welche Geschwindigkeits­stufen in der Praxis ange­boten wurden, war abhängig vom Provider. So waren Zwischen­stufen mit bis zu 3,6 oder 7,2 MBit/s möglich, zudem musste nicht das gesamte Netz mit jeweils derselben Daten­rate abge­deckt sein.

Mit den gebo­tenen Band­breiten rangierte HSDPA seiner­zeit auf DSL-Niveau - je nach Anwendungs­zweck bot HSDPA trotz allem aber keinen Ersatz für Fest­netz-gebun­dene Breit­band-Anschlüsse: Die soge­nannten Ping-Zeiten, welche die Zeit zwischen dem Senden eines Daten­pakets über das Internet und der Antwort des Servers bezeichnen, waren hier bedeu­tend höher. Zudem handelte es sich bei den ange­gebenen Geschwin­dig­keiten um theo­reti­sche "bis-zu-Werte", die in der Praxis nicht erreicht wurden - trotzdem waren unter güns­tigen Bedin­gungen erheb­lich höhere Daten­raten als über "klas­sisches" UMTS möglich.

Durch HSDPA stieg zwar die Geschwin­dig­keit des Down­streams, der Upstream blieb indes bei maximal 384 kBit/s. Als Pendant zu HSDPA gab es aber HSUPA (High Speed Uplink Packet Access), das den Upstream erhöhte. Waren HSDPA und HSUPA parallel imple­men­tiert, sprach man kurz von HSPA.

Beispiel einer damaligen PCMCIA-Datenkarte für HSDPA Beispiel einer damaligen PCMCIA-Datenkarte für HSDPA
Bild: teltarif.de

HSDPA: Das war die Technik

Bei HSDPA wurde also die UMTS-Technik durch bessere Nutzung der vorhan­denen Kapa­zitäten und eine Reihe von Maßnahmen opti­miert, wie etwa bessere Modu­lati­ons­ver­fahren und eine adap­tive Fehler­kor­rektur. Letz­teres bedeu­tete, dass sich Sender und Empfänger dauernd über die Qualität des Übertragungs­kanals verstän­digten. War diese gut oder sehr gut, verwen­dete der Sender entspre­chend weniger Korrektur­bits, sodass mehr Platz für echte Nutz­daten blieb.

Durch den Einsatz von Beam­forming beim Raum­multiplex konnte die Effi­zienz weiter gestei­gert werden. Dazu musste eine NodeB (UMTS-Basis­sta­tion) mit mehreren Antennen ausge­stattet sein, die in unter­schied­liche Rich­tungen zeigten. Ohne diese Technik war der Raum­bereich, den eine Antenne abdeckte, durch deren Ausrich­tung fest vorge­geben. Aktives Beam­forming bedeu­tete, diese bishe­rigen Antennen trick­reich zusammen­zuschalten, sodass sich jeweils neue Abde­ckungs­bereiche ergaben. Dies konnte dazu dienen, einen bisher stark abge­schat­teten Bereich zu errei­chen, oder in eine Raum­rich­tung, in welcher der Sender andere Funk­zellen stören würde, beson­ders schwach zu senden.

Stei­gende Zahl an HSDPA-fähigen Endge­räten

Die ersten HSDPA-fähigen Handys kamen 2006 mit den Modellen SGH-ZV50 und SGH-Z560 von Samsung sowie dem EF91 von Benq-Siemens auf den Markt.

Später wurde die HSDPA-Unter­stüt­zung bei Smart­phones zum Quasi-Stan­dard. Handys, die zwar UMTS, aber kein HSDPA boten, fanden sich fast gar nicht mehr am Markt. Auch neuere UMTS-Surf-Sticks und -Router unter­stützten die Technik für den schnel­leren mobilen Inter­net­zugang per Note­book oder PC. Neben HSDPA fand sich auch HSUPA, die UMTS-Erwei­terung zur Beschleu­nigung des Upstreams, immer häufiger an Bord.

Abschal­tung von UMTS im Jahr 2021

Nach diversen Ankün­digungen entschlossen sich die drei deut­schen Netz­betreiber Telekom, Voda­fone und Telefónica dazu, ihre UMTS-Netze im Lauf des Jahres 2021 endgültig abzu­schalten. Der wich­tigste Grund dafür: Die frei werdenden UMTS-Frequenzen wurden und werden drin­gend für den Ausbau der beiden Nach­fol­getech­niken LTE und 5G gebraucht.

Im Rahmen der UMTS-Abschal­tung been­dete die Telekom den UMTS-Betrieb nach diversen Vorbe­rei­tungen und Feld­tests auf einen Schlag am 1. Juli 2021. Voda­fone schal­tete sein UMTS-Netz in mehreren Wellen bis zum Spät­sommer desselben Jahres ab. Telefónica been­dete den UMTS-Betrieb der meisten Stationen bis Mitte November 2021, den der rest­lichen Stationen bis zum Jahres­ende.