Lizenzfrei

MuLTEfire: LTE so einfach wie WLAN

Mit der LTE-Version MuLTEfire entwickelt Qualcomm eine LTE-Erweiterung, die ohne Lizenzen auskommt und so einfach zu handhaben sein soll wie WLAN. Das könnte die herkömmlichen Mobilfunk-Netzbetreiber unter Druck setzen.
Von Marie-Anne Winter

LTE so einfach wie WLAN LTE so einfach wie WLAN
Grafik:lteuforum.org
WLAN-Netze sind einfach einzurichten und zu benutzen - deshalb sind sie inzwischen in vielen Unternehmen, Haushalten und zunehmend auch im öffentlichen Raum anzutreffen. Der Chiphersteller Qualcomm hat nun eine Erweiterung für den schnellen Mobilfunkstandard LTE vorgestellt, mit der LTE-Netze so einfach zu handhaben sein sollen wie WLAN – und das auch noch ohne Lizenzen.

Wie Technology Review heute berichtet, sollen dank der neuen LTE-Version auch Privatleute oder Unternehmen wie MacDonald's oder Starbucks schnelle LTE-Verbindungen für Mobilgeräte zu Verfügung stellen können. LTE so einfach wie WLAN LTE so einfach wie WLAN
Grafik:lteuforum.org
Das bedeutet natürlich auch, dass für die herkömmlichen Mobilfunknetze auf diese Weise neue Konkurrenz entstünde, was sich wiederum auf die Preise auswirken dürfte. Auch Internet-Provider und Kabelnetz-Betreiber könnten die von Qualcomm als MuLTEfire bezeichnete Technik in ihre Router integrieren und auf diese Weise eigene mobile Datennetze schaffen.

Stabiler und schneller als WLAN

MuLTEfire codiert Daten genauso wie die LTE-Technologie in aktuellen Mobilfunknetzen, nutzt aber den Frequenzbereich von WLAN und hat auch ungefähr dieselbe Reichweite. Laut Qualcomm sind damit schnellere und zuverlässigere Verbindungen als mit WLAN möglich, weil die LTE-Technologie für Mobilfunknetze entwickelt wurde, bei denen es genau darauf ankommt. Weil das WLAN-Frequenzspektrum genutzt wird, kann im Prinzip jeder MuLTEfire anbieten. Klassisches LTE dagegen gibt es bislang nur auf Frequenzen, für die Mobilfunknetzbetreiber sehr viel Geld an Lizenzgebühren bezahlt haben. Ein weiterer Unterschied ist, dass MuLTEfire-Hotspot unabhängig von Mobilfunk-Verträgen beliebige Geräte versorgen kann, genau wie das auch bei WLAN der Fall ist.

Das Konzept von Qualcomm ist die Weiterentwicklung einer Technologie namens LTE-U, mit der die Telekom-Branche bereits erste Tests vornimmt. Mit ihr können Mobilfunkbetreiber LTE in denselben Frequenzbändern betreiben wie WLAN. Laut Qualcomm ist der Nutzen von MuLTEfire jedoch größer, weil die Hotspots auch von Unternehmen ohne Spektrum eingerichtet werden können und eben für alle mobilen Geräte offen sind. Unternehmen wie McDonald's oder Starbucks, die heute bereits öffentliches WLAN anbieten, könnten in Zukunft MuLTEfire-Hotspots installieren, um ihren Kunden schnellere und bessere Verbindungen anzubieten. Auch für Anbieter von DSL- oder Kabel-Internet und Internet-Unternehmen wie Google oder Amazon, sei die Technologie attraktiv.

Mit MuLTEfire Funklöcher schließen

Alles ganz einfach: MuLTEfire Alles ganz einfach: MuLTEfire
Grafik: Qualcomm
Google hat bereits ein günstiges Mobilfunk-Angebot namens Project Fi herausgebracht, das je nach den örtlichen Bedingungen WLAN oder die Netze von Sprint oder T-Mobile nutzt. Mit MuLTEfire könnten derartige Vorhaben noch leichter umgesetzt werden. Auch in Einkaufszentren, Flughäfen oder Stadien könnten MuLTEfire-Hotspots installiert werden, um die Netzabdeckung in ihrer Umgebung zu verbessern. Mobilfunknetz-Betreiber stellen deshalb bei Bedarf schon jetzt kleine Basisstationen auf, um beispielsweise für Unternehmen in Firmengebäuden Pico-Zellen anzubieten. Diese können aber jeweils nur von ihren eigenen Kunden genutzt werden. Mit MuLTEfire-Hotspots dagegen könnte zum Beispiel ein Flughafen alle Passagiere versorgen.

Aber auch Mobilfunknetz-Betreiber könnten von eigenen MuLTEfire-Hotspots profitieren. Manchmal kooperieren sie ohnehin mit der Konkurrenz, um Orte abzudecken, bei denen es ihnen an geeigneten Frequenzen oder Infrastruktur mangelt. MuLTEfire könnte eine Alternative sein, derartige Lücken selbst zu schließen. Noch befindet sich das Qualcomm-Konzept in einem frühen Stadium. Jetzt kommt es erst einmal darauf an, einen industrieweiten Standard für MuLTEfire zu entwickeln.

Dass die Mobilfunk-Anbieter ihrerseits den WLAN-Frequenzbereich um 5 GHz mitnutzen wollen, hatten wie bereits vor einiger Zeit gemeldet.

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