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Netflix & Co.: Steigende Abo-Preise durch mehr Konkurrenz?

Mehr Wett­bewerb bedeutet für Kunden in der Regel güns­tigere Preise. Im Bereich Strea­ming scheint die Welt aber etwas anders zu ticken, denn hier wird es für Zuschauer sogar teurer. Dafür gibt es jedoch einen guten Grund.
Von Björn König

Es ist ein markt­wirt­schaft­liches Grund­prinzip: Konkur­rieren mehrere Unter­nehmen in der glei­chen Branche, sinken für gewöhn­lich die Preise. Das ist leicht nach­voll­ziehbar, denn es gibt in diesem Falle schließ­lich kein Monopol, bei dem ein einzelner Anbieter den Preis für sein Produkt einfach nach Gutdünken fest­legen kann. Setzt er diesen aus Kunden­perspek­tive zu hoch an, wech­selt dieser zum Wett­bewerber und der Anbieter bleibt schlicht auf seiner Ware sitzen. Merk­würdi­gerweise funk­tioniert aber genau dieses markt­wirt­schaft­liche Prinzip im Bereich Strea­ming nicht. In den vergan­genen Jahren passierte sogar das genaue Gegen­teil: Trotz zuneh­mendem Wett­bewerb wurden Strea­ming-Ange­bote teils sogar teurer.

Beispiel Netflix

Robin Wright als US-Präsidentin Claire Underwood in "House of Cards" Robin Wright als US-Präsidentin Claire Underwood in "House of Cards"
Foto: David Giesbrecht/Netflix
Als Netflix 2014 in Deutsch­land an den Start ging, war die Konkur­renz insge­samt noch sehr über­schaubar. Amazon, Maxdome und die Vivendi-Tochter Watchever standen sich gegen­über. Vor Gegen­wind im Stil von Disney, Warner oder NBCUniversal musste sich der Streamer aus Los Gatos eben­falls nicht fürchten. Maxdome war ohnehin nie ein wirk­lich starker Wett­bewerber und Watchever musste später mangels Erfolg seinen Geschäfts­betrieb in Deutsch­land sogar komplett einstellen.

Auch der Katalog von Amazon hielt damals noch nicht mit. Im Grunde hätte Netflix seiner­zeit also ohne Probleme einen Preis­punkt über zehn Euro für sein HD-Abo ansetzen können. Tatsäch­lich verlangte man aber nur 8,99 Euro im Monat und lang damit preis­lich sogar auf dem Niveau des nicht unbe­dingt attrak­tiveren Ange­bots von Watchever. Im Jahr 2020 kostet das entspre­chende HD-Abo knapp 12 Euro und wurde damit satte drei Euro teurer.

Kost­spie­lige Origi­nals

Der Grund für diese Entwick­lung lässt sich aber leicht erklären. Insbe­sondere große Studios, wie WarnerMedia mit ihrer Tochter HBO und Disney haben Netflix in den USA mit quali­tativ hoch­wertigem Content unter Druck gesetzt. Um weiterhin im Wett­bewerb erfolg­reich bestehen zu können, war Netflix also gezwungen, mehr Geld für eigene Origi­nals in die Hand zu nehmen. Zu den teuren Produk­tionen gehörte von Beginn an das Polit-Drama "House of Cards", welches bereits ohne Haupt­darsteller Kevin Spacey in die sechste und damit finale Staffel ging.

Auch andere Block­buster, wie "Stranger Things" oder "Orange Is The New Black" gehörten mit ihren Budgets nicht gerade zu den güns­tigsten Produk­tionen für den Bran­chen-Primus. Im März dürfte der Druck auf Netflix auch in Deutsch­land noch einmal deut­lich zunehmen, dann geht hier­zulande Disney+ mit einem voraus­sicht­lichen Kampf­preis von unter sieben Euro im Monat an den Start.

Womög­lich wird es noch teurer

Das Ende der Fahnen­stange ist in Sachen Preis­gestal­tung wohl noch nicht erreicht. Es ist gut vorstellbar, dass Netflix für sein HD-Abo auf zwei Geräten durchaus in naher Zukunft um 15 Euro pro Monat abruft. Origi­nals sind für alle Strea­ming-Dienste das neue Gold und die Schlag­zahl an eigenen Produk­tionen wird sich wohl noch weiter erhöhen, zumal auch Amazon mitt­lerweile verstärkt auf hoch­karä­tigere Origi­nals setzt.

Man muss aller­dings auch fairer­weise sagen, dass insbe­sondere US-Streamer das Quali­täts­niveau im Seri­enbe­reich erheb­lich ange­hoben haben. Zuschauer müssen einer­seits mehr Geld für Serien und Filme ausgeben, bekommen dafür jedoch auch Inhalte geboten, die vor einigen Jahren selbst im linearen Pay-TV kaum vorstellbar gewesen wären. Selbst wenn es einigen Nutzern sauer aufstößt - ein Preis von 15 Euro ist gemessen am Katalog von Netflix immer noch sehr günstig. Schließ­lich gibt es dafür sonst besten­falls eine Kino­karte samt kleiner Portion Popcorn on top.

Ein guter SVoD-Service sollte nicht nur mit der Qualität von Inhalten glänzen. Auch eine intui­tive Navi­gation inner­halb von Apps und genaue Content-Empfeh­lungen sind wichtig. Welcher Strea­ming-Dienst in Sachen Nutzer­freund­lich­keit über­zeugen kann, lesen Sie in einer weiteren News.

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