Netflix und Co. könnten im Notfall abgeschaltet werden
Könnte Netflix der Saft abgedreht werden?
(c) dpa
"Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, wann ich einen Film auf Netflix anschaue und welchen Verbreitungsweg ich für Radio oder Fernsehen nutzen soll". Viele Leser haben ziemlich empört auf den Appell, das Streaming-Verhalten in den Krisenzeiten zu überdenken und vor allem während der Hauptgeschäftszeiten weniger - vor allem über Mobilfunk - zu streamen, reagiert. Aktuell gibt es laut der Telkos wie der Telekom, Vodafone oder Telefónica auch noch keinen Anlass für Panik, es seien noch genügend Netz-Reserven vorhanden.
Aber: Mit einem Datendurchsatz von neun Terabit pro Sekunde hat der Internetknoten DE-CIX in Frankfurt am Main in dieser Woche bereits seinen bislang höchsten Wert erreicht und damit einen neuen Weltrekord aufgestellt. Doch damit ist nicht genug, es wird erwartet, dass der Traffic schon in Kürze um 30 Prozent steigen wird. Bei der Telekom habe man daher bereits im Januar die "Notfall- und Pandemiepläne" aktiviert. Oberstes Ziel sei es, "den Betrieb der Infrastruktur sicherzustellen und aufrechtzuerhalten".
BNetzA: Netzneutralität könnte bei Bedarf ausgehebelt werden
Könnte Netflix der Saft abgedreht werden?
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Was im Moment noch keiner wahrhaben will: Stößt die Infrastruktur tatsächlich an ihre Grenzen, könnte das Streaming über Netflix, YouTube und Co. gestoppt oder die Dienste nur noch mit begrenzter Datenrate durchs Netz gelenkt werden.
Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks (BR24) erklärt die Bundesnetzagentur: Sogenanntes "Verkehrsmanagement", also die bevorzugte Behandlung von bestimmten Datenströmen, sei grundsätzlich zulässig, solange "objektiv unterschiedliche technische Anforderungen" vorhanden seien. Ein lebenswichtiger Datenaustausch zwischen Kliniken ließe sich somit anders kategorisieren als ein Katzenvideo auf YouTube – und könne im Ernstfall auch entsprechend behandelt werden.
Zudem sehe die EU-Verordnung zur Netzneutralität Ausnahmen im Falle von einer "außergewöhnlichen Überlastung" vor, etwa bei einer "erheblichen Zunahme des Netzverkehrs aufgrund von Notsituationen". Im Ernstfall werde die Politik eingreifen.
Der BR rät: Wer im Fall der Fälle auf bestimmte Filme und Serien auch zu Hauptgeschäftszeiten nicht verzichten möchte, der kann diese bei vielen Streaming-Anbietern auch herunterladen. So stünden die Filme auch zur Verfügung, wenn das Netz schwächelt oder bestimmte Angebote gedrosselt werden. Auch der BR rät: Wer das Netz schonen möchte, der solle eher Nebenverkehrszeiten nutzen. Etwa die klassische Fernsehzeit ab 20 Uhr, wo viele nicht mehr arbeiten.
EU-Kommission wendet sich an Netflix
Im Moment können die deutschen Netze die erhöhte Datennutzung in der Coronakrise noch verkraften. Zwischen den Zeilen liest man aber auch eine gewisse Unsicherheit heraus, was die weitere Entwicklung betrifft. Wegen der Sorgen, die verstärkte Nutzung von Video-Streamingdiensten könnten in der Krise das Internet ausbremsen, hat sich die EU-Kommission an Netflix gewandt. Das berichtet der Nachrichtensender n-tv.
Dabei sei es unter anderem um die Idee gegangen, die Bildqualität bei starker Auslastung automatisch von HD- auf Standard-Auflösung runterzuschrauben, teilte die Kommission mit.