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Netz-Fazit FIFA-WM: Bestens verbunden

Die Fußball-WM in Moskau und anderen russischen Städten war ein idealer Testfall für künftige Mobilfunknetze. Das Moskauer IT-Department legte Zahlen vor.
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Die Fußball-Weltmeisterschaft war ein idealer Lasttest für aktuelle Mobilfunktechnologie. Die Stadt Moskau hat jetzt interessante Zahlen veröffentlicht. Die Fußball-Weltmeisterschaft war ein idealer Lasttest für aktuelle Mobilfunktechnologie. Die Stadt Moskau hat jetzt interessante Zahlen veröffentlicht.
travnikovstudio-fotolia.com
Die FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ist schon ein paar Tage her, da erreichen uns aus Moskau einige interessante Zahlen. Die russischen Netzbetreiber haben rund 17 Millionen Euro in die Netzwerkinfrastruktur für die Moskauer Fußball-Stadien investiert. Das Geld war nicht umsonst, denn Moskau will bereits im Jahre 2019 ein 5G-Pilot-Netz aufbauen.

144 Petabyte übertragen

Die Fußball-Weltmeisterschaft war ein idealer Lasttest für aktuelle Mobilfunktechnologie. Die Stadt Moskau hat jetzt interessante Zahlen veröffentlicht. Die Fußball-Weltmeisterschaft war ein idealer Lasttest für aktuelle Mobilfunktechnologie. Die Stadt Moskau hat jetzt interessante Zahlen veröffentlicht.
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Die Besucher des Weltcups haben 144 Petabyte (etwa 144 000 Terabyte) Daten über mobile Netze übertragen, was etwa 72 Milliarden Bildern auf Facebook, 11 000 Filmen im 4K-Format oder 3000 Kopien des digitalisierten Bestandes der größten Bibliothek in Moskau entsprechen soll.

Moskau war ein idealer Testfall für die neueste Technik an vier wichtigen Standorten: Das Luzhniki-Stadion, das Spartak-Stadion und die Fanmeile davor und die FIFA-Fan-Meile Worobjowy Gory (zu deutsch „Sperlingsberge“). Insgesamt wurden 1300 Sendemasten und 55 Mobilfunktechnikstandorte aufgebaut und 25 000 km Glasfaser verlegt.

Im Luzhniki-Stadion konnten gleichzeitig 150 000 Nutzer online gehen, ihnen standen durchschnittliche Downloadgeschwindigkeiten von etwa 20 bis 100 MBit/s (Down) und 10-30 MBit/s (Up) zu Verfügung, die Spitze lag bei 260 MBit/s.

Das Spartak-Stadion verkraftete 60 000 Nutzer bei gleicher Geschwindigkeit, die Sperlingshügel waren für 120 000 und die Fanmeile am Spartak-Stadion war für 50 000 Nutzer ausgebaut worden.

Wo die technisch mögliche Spitzengeschwindigkeit von 260 MBit/s erreicht wurde, hätte man ein HD-Video eines kompletten Spieles in nur vier Minuten herunterladen können. Die Spitzenauslastung wurde während des Duells Russland-Kroatien erreicht, das die traditionelle Neujahrs-Spitzenlast um den Faktor 1,5 übertraf.

Viele Besucher haben russische Prepaid-Karten gekauft

Interessanterweise haben 50 Prozent der FIFA-Gäste aus Europa und sogar 85 Prozent der Besucher aus Lateinamerika in Moskau vor Ort eine Prepaidkarte von russischen, genauer Moskauer Netzbetreibern gekauft und diese intensiv genutzt.

Moskau goes 5G

Moskau plant, Anfang 2019 eine Pilot-Zone für 5G einzurichten. Diese wird von der Moskauer Regierung zusammen mit dem russischen Netzbetreiber Megafon eingerichtet. Geplant ist, den kommerziellen 5G-Netzbetrieb bis 2022 aufzunehmen. Getestet werden sollen die Bereiche Gesundheitsvorsorge (Healthcare), Transport, Bau und Smart-Home-Lösungen.

Eines der Pilotprojekte ist die Ultraschall-Diagnose, die aus der Ferne über 5G-Netze durchgeführt werden kann. Ein weiteres Projekt ist der Einsatz von Drohnen, die Großbaustellen über das 5G-Netz überwachen sollen.

WLAN in Moskau

Für WLAN (WiFi)-Technologie hatten die Moskauer Behörden vor der Meisterschaft etwa 10,8 Millionen Euro investiert und stellten damit den Besuchern freie öffentliche Hotspots zur Verfügung. Insgesamt wurden 2000 neue WiFi-Hotspots zu der bereits existierenden Infrastruktur von über 30 000 Hotspots hinzugefügt. Das WiFi-Netz in den Fußballstadien und Fanmeilen lieferte durchschnittlich 7 MBit/s und war damit 3,5 mal schneller, als die FIFA gefordert hatte.

Im Luzhniki-Stadion wurden 420 Wireless Access Points für 84 000 zeitgleiche Nutzer installiert, im Spartak-Stadion waren es 200 Access Points für 45 000 Besucher, weitere 100 wurden in den Sperlingsbergen für 25 000 Besucher aufgebaut.

70 000 WLAN-Nutzer

Andrey Belozerov, technischer Berater der IT-Abteilung der Moskauer Verwaltung (DIT) berichtet: "In Kooperation mit den Mobilfunknetzbetreibern haben wir ein hochwertiges Netzwerk aufgebaut. Anfangs hatten wir rund 30 – 35 000 Besucher auf den Sperlingsbergen erwartet, aber dann wurden es 70 000. Wir mussten unsere Netze schnell aufrüsten, um die Spitzenlast abfangen zu können."

Am Ende haben diese 70 000 Besucher alleine 9,5 Terabyte Daten übertragen. Auf der Hitliste der beliebtesten Online-Dienste standen Instagram, WhatsApp, VK (die russische Version von Facebook), YouTube und Original-Facebook. Die Besucherstatistik der WiFi-Online-Nutzer verzeichnet Russland mit 71,3 Prozent auf Platz 1, gefolgt von Gästen aus den USA und Kanada (3,2 Prozent), Großbritannien (2,8 Prozent) und Deutschland mit 2,3 Prozent.

4288 Überwachungskameras

Für die Sicherheit der Gäste hatten die Behörden ein Überwachungskamera-System aufgebaut, das aus 4288 Kameras an FIFA-Standorten und in neun benachbarten Metro-Stationen im Einsatz war.

Drei Zonen wurden für Videoanalysen ausgewählt, um Gesichtserkennungssysteme zu testen. Dafür waren 321 Kameras installiert. Insgesamt wurden 98 Besucher daran gehindert, die FIFA-Bereiche zu betreten, da ihr Foto vorher in einer entsprechenden Datenbank gespeichert war, teilte das „Moscow Smart City Lab“ mit.

Digitale Stadt Moskau

DIT ist die IT-Abteilung der Moskauer Stadtregierung, die mit moderner IT die Großstadt in eine "Smart City" verwandeln möchte. Die vorgesehenen Projekte umfassen E-Government, öffentliche digitale Angebote, ein medizinisches Informationssystem, ein allgemeines Informationssystem und noch einiges mehr.

Moskau sieht sich unter den europäischen Städten mit digitalen Angeboten in einer Liga mit Paris, Wien, Helsinki, Barcelona oder London.

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