Streit mit Telefónica: Drillisch-Aktie rutscht ab
1&1-Drillisch und United-Internet Chef Ralph Dommermuth hat es als vierter Anbieter nicht leicht.
Foto: Picture Alliance / dpa
Nach eine Niederlage im Streit mit Telefónica Deutschland müssen United Internet und 1&1-Drillisch ihre Jahresprognosen zusammenstreichen.
Es gibt vorerst kein Geld zurück
1&1-Drillisch und United-Internet Chef Ralph Dommermuth hat es als vierter Anbieter nicht leicht.
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Die 1&1-Drillisch AG hat im Streit um eine (nachträgliche, rückwirkende) Reduzierung der Vorleistungspreise mit der Telefónica Deutschland den Kürzeren gezogen. Das schlug sofort auf die Börsenkurse durch. Während der Kurs der Drillisch-Aktie in den Keller rutschte, ist die Telefónica-Aktie angestiegen.
Streit um Vorleistungen
Die 1&1-Drillisch AG hatte eine Preissenkung für bestimmte Vorleistungen gefordert, die sie von Telefónica Deutschland bezieht. Weil der Gutachter diese Ansprüche im ersten der eingeleiteten Preisanpassungsverfahren abgelehnt habe, würden die Geschäftszahlen 2017 und - zumindest vorerst - die Ergebnisse 2018 und 2019 von 1&1 Drillisch nicht durch Preissenkungen verbessert, teilte das Unternehmen mit.
Dadurch ist eine Preiserhöhung "aufgrund des Wegfalls eines befristeten vertraglichen Anpassungsmechanismus" - zumindest vorerst - immer noch wirksam. Und es laufen weitere Überprüfungen des Preisniveaus. Das ist für 1&1-Drillisch sehr ärgerlich: Aufgrund der Niederlage beim Sachverständigen senkte 1&1-Drillisch seine EBITDA-Prognose für das laufende Geschäftsjahr um 85 Millionen auf nunmehr rund 690 Millionen Euro.
Aufgrund der komplizierten Unternehmensstruktur schlägt diese Hiobs-Botschaft auch auf die Drillisch-Mutter United Internet durch, die darum ihre EBITDA-Prognose für das Jahr 2019 um 85 Millionen auf 1,250 Milliarden Euro reduzierte.
1&1- und United-Internet-Aktien rutschen ab - Telefónica Deutschland steigt
Für die Börse sind solche Nachrichten natürlich willkommenes Futter: United Internet hatte heute um 11:45 Uhr 21,37 Prozent auf 28,33 Euro verloren, die Drillisch-Aktie stand heute um 11:43 Uhr laut Google-Suche um 22,82 Prozent tiefer bei 24,28 Euro. Die Aktien von Telefónica Deutschland stiegen im XETRA-Handel um 4,07 Prozent auf 2,87 Euro das Stück (Stand 11:46 Uhr).
Es geht um richtig viel Geld
Wie die Telefónica Deutschland dazu erläuterte, habe sich das Unternehmen im Zuge der Übernahme von E-Plus im Jahr 2014 dazu verpflichtet, bis zu 30 Prozent seiner Netzkapazität einem Wettbewerber ohne eigenes Netz (kurz: Mobile Virtual Network Operator, MVNO) gegen Gebühren zur Verfügung zu stellen. Eine entsprechende Vereinbarung (MBA MVNO Vertrag) wurde mit der damaligen Drillisch – heute als 1&1-Drillisch mehrheitlich im Besitz von United Internet – unterzeichnet. Der Vertrag ermöglicht es dem Partner unter anderem, regelmäßig Überprüfungen der Entgelte des Netzzugangs („Price Reviews“) anzustoßen.
Die aktuelle Entscheidung beziehe sich auf eine geforderte Preisanpassung für den Zeitraum nach September 2017. Daneben laufen weitere Preisüberprüfungsverfahren für die Zeiträume ab Juli 2018, betonte Telefónica.
Die abschließende Bestätigung der Entgelte sei noch abhängig vom Ausgang eines unabhängig von Telefónica Deutschland initiierten Verfahrens, bei dem es um Partner-Zahlungen für Frequenznutzungsrechte aus der Spektrumsauktion in 2015 geht.
Telefónica Deutschland verfolge zudem weiterhin Ansprüche im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich im Zusammenhang mit Partnerverträgen. Dies umfasse auch die genannte Kostenbeteiligung aus der Frequenzauktion 2015. Das Unternehmen erwartet den Abschluss dieser Verfahren im Laufe des Jahres 2020.
Wann startet das 1&1-Drillisch-Netz?
Wie der aktuelle Stand des 5G-Netz-Aufbaus bei der 1&1-Drillisch AG ist und wann und wo mit den ersten "eigenen" Sendestationen zu rechnen ist, war leider nicht zu erfahren. Marktbeobachter spekulieren mitunter, ob aus den derzeit "vier Netzbetreibern" am Ende doch wieder drei werden könnten.
Eins ist klar: Zum Netzstart wird 1&1-Drillisch weitgehend auf die vertraglich zugesagten Netzkapazitäten von Telefónica o2 angewiesen sein. Da sind solche Streitigkeiten um finanzielle Details für einen schnellen Netzstart eher hinderlich. Für Telefónica sind die Preisanpassungen überlebenswichtig, um den teuren Netzausbau finanzieren zu können. Für 1&1-Drillisch kommt es hingegen auf möglichst günstige Preise an, um möglichst viele neue Kunden für sein eigenes Netz gewinnen zu können.