Wunschtraum

Vodafone: 2 Millionen Gigabit-Anschlüsse in Hessen

Mit einem Letter of intent haben Voda­fone und das Land Hessen den Ausbau das "Gigabit-Kabels" besie­gelt. Voda­fone hat ehrgei­zige Ziele, während viele Funk­löcher die Nutzer frus­trieren.
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Vodafone hat mit dem Land Hessen einen Letter of Intent unterschrieben. Von link: Volker Bouffier (CDU, Ministerpräsident), Prof. Kristina Sinemus (Ministerin für Digitales) und Hannes Ametsreiter (CEO Vodafone) Vodafone hat mit dem Land Hessen einen Letter of Intent unterschrieben. Von link: Volker Bouffier (CDU, Ministerpräsident), Prof. Kristina Sinemus (Ministerin für Digitales) und Hannes Ametsreiter (CEO Vodafone)
Foto: Vodafone
"Gigabit-Tempo für den Massen­markt": Mit solchen voll­mundigen Worten möchte Voda­fone den Netz­ausbau beschleu­nigen und baut seine "leis­tungs­starke Kabel-Glas­faser-Infra­struktur in Hessen mit Hoch­druck aus". Bisher hätten in Frank­furt 345.000 Kabel­haus­halte von der Gigabit-Geschwin­digkeit profi­tieren können, heute wurden weitere mögliche 160.000 Kabel­haus­halte in Wies­baden, Offen­bach und Darm­stadt hinzu­genommen.

Verdop­pelung geplant

Vodafone hat mit dem Land Hessen einen Letter of Intent unterschrieben. Von link: Volker Bouffier (CDU, Ministerpräsident), Prof. Kristina Sinemus (Ministerin für Digitales) und Hannes Ametsreiter (CEO Vodafone) Vodafone hat mit dem Land Hessen einen Letter of Intent unterschrieben. Von link: Volker Bouffier (CDU, Ministerpräsident), Prof. Kristina Sinemus (Ministerin für Digitales) und Hannes Ametsreiter (CEO Vodafone)
Foto: Vodafone
In der kommenden Woche will Voda­fone die Anzahl der mögli­chen Gigabit-Anschlüsse noch einmal "verdop­peln". Dann könnte Voda­fone "über eine Million Haus­halte in Hessen mit Gigabit-Tempo" versorgen – das wären mehr als ein Drittel aller hessi­schen Haus­halte. Bis Ende des Jahres soll - so kündigt es Voda­fone an - die Gigabit-Voll­versor­gung in Hessen im Kabel-Glas­faser­netz von Voda­fone sogar auf rund zwei Millionen Kabel­haus­halte steigen.

Ab nächster Woche wären alleine in Wies­baden 79.000, in Offen­bach 30.000, in Darm­stadt 58.000 Kabel­haus­halte erreichbar, in Kassel sind es 69.000 Kabel­haus­halte. In Frank­furt könnten 345.000 Kabel­haus­halte mit Gigabit surfen, die Bischofs­stadt Fulda meldet 18.000 Stück und die Univer­sitäts­stadt Marburg hat schon 23.000 Kabel­haus­halte. In Hanau wären 30.000 möglich.

Wohl­gemerkt: Das sind theo­reti­sche Werte, denn nicht jeder Kunde will so hohe Geschwin­digkeiten bestellen, die ab dem zweiten Jahr mit 69,99 Euro pro Monat zu Buche schlagen. Und nicht in jedem Hause ist bereits die notwen­dige Infra­struktur vorhanden und müsste erst instal­liert werden. Spielen der Haus­eigen­tümer und/oder Vermieter dabei mit?

Gigabit-Geschwin­digkeit ist "relativ erschwing­lich"

In den Voda­fone-Glas­faser-Kabel-Ausbau­gebieten können inter­essierte Kunden "High­speed Kabel-Tarif Red Internet & Phone 1000 Cable" buchen. Der erlaubt Über­tragungs­geschwin­digkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde (Down­stream) der Upstream liegt aus tech­nischen Gründen weit darunter.

Die scheinbar extrem güns­tigen Preise von monat­lich "nur" 19,99 Euro gelten nur im ersten Jahr und klet­tern dann auf 69,99 Euro pro Monat - ab dem zweiten Jahr. Das wäre rein auf zwei Jahre gerechnet, ein durch­schnitt­licher Preis von 44,99 Euro. Dafür bekäme man vergleichs­weise einen VDSL-100-Anschluss der Telekom (im Tarif Magenta zuHause L). Nur ist das eine Milch­mädchen­rech­nung, denn ab dem 3. Jahr ist Voda­fone wieder teurer, dafür hoffent­lich auch schneller.

Kann ich das bekommen?

Die entschei­dende Antwort auf die span­nende Frage, ob man selbst in den Genuss der Giga-Geschwin­digkeiten kommen kann, verrät Verfüg­barkeits­abfrage von Voda­fone.

Voda­fone holt Politik ins Boot

Um die Versor­gung mit "super­schnellem Internet" weiter zügig und flächen­deckend voran­zubringen, haben der Hessi­sche Minis­terprä­sident Volker Bouf­fier und die Hessi­sche Minis­terin für Digi­tale Stra­tegie und Entwick­lung, Prof. Dr. Kris­tina Sinemus (parteilos), für die Hessi­sche Landes­regie­rung heute mit dem CEO der Voda­fone Deutsch­land GmbH, Hannes Amets­reiter, einen Letter of Intent unter­zeichnet. Nach Ansicht von Amets­reiter sei sein Unter­nehmen "der Haupt­treiber für den Ausbau von Hoch­geschwin­digkeits­netzen in Deutsch­land". Voda­fone setze für den Ausbau von Kabel und Glas­faser sowie "den neuesten Mobil­funk­tech­nolo­gien" eine Milli­arden Euro ein.

Für Bouf­fier ist wichtig, dass der Giga­bitausbau "nur gemeinsam gelingen kann. Wir setzen uns in Hessen dafür ein, dass die Digi­tali­sierung möglich ist und die notwen­digen digi­talen Infra­struk­turen bereit­stehen. Mit der Giga­bitstra­tegie in Hessen haben wir die Ausbau­ziele defi­niert. Hierfür stellen wir die nötigen Mittel zur Verfü­gung." Seine Minis­terin Prof. Dr. Sinemus ergänzte: "Wir haben einen klaren Kurs und verfolgen konse­quent das Ziel, bis 2025 flächen­deckend Giga­bit­anschlüsse bereit­zustellen."

Bundes­weite Ausbau­ziele bei Voda­fone: DOCSIS 3.1

Mit dem "Ausbau­programm GigaKabel" verfolgt Voda­fone das ehrgei­zige Ziel, bis 2022 rund 24 Millionen Kabel­haus­halte bundes­weit "in die Lage zu versetzen", mit Gigabit-Tempo über das vorhan­dene Glas­faser-Kabel­netz zu surfen, sofern die Leitungen im Haus vorbe­reitet und der Anschluß bei Voda­fone oder einem Reseller davon gebucht ist. Aktuell will Voda­fone mit seinem Kabel-Glas­faser­netz rund 11,8 Millionen Haus­halte in ganz Deutsch­land errei­chen, die mit 1.000 MBit/s im Down­load im Netz surfen könnten, wenn sie das möchten und die Technik bereit steht.

Um die hohen Geschwin­digkeiten zu reali­sieren, wird die Netz­infra­struktur mit "giga­bit­fähigen Netz­elementen" ausge­stattet und auf den Kabel­stan­dard DOCSIS 3.1 aufge­rüstet. Dieser Stan­dard ist Grund­lage für die "giga­schnelle" Daten­über­tragung im Glas­faser-Kabel­netz.

Die digi­tale Gesell­schaft entwi­ckelt sich

"Der Daten­hunger unserer Gesell­schaft ist enorm", rechnet Voda­fone vor. "Täglich werden neue digi­tale Tech­nolo­gien entwi­ckelt. Maschinen kommu­nizieren in Echt­zeit mitein­ander. Gear­beitet wird auch von Zuhause, weil eine vernetzte Welt flexi­bler macht. Und nicht zuletzt fordert auch Bildung neue digi­tale Formen und Anwen­dungs­felder. Das führt dazu, dass täglich gigan­tische Daten­mengen durch die Netze rauschen, Tendenz stei­gend. Allein seit dem Jahr 2005 hat sich das Daten­aufkommen verhun­dert­facht." In der Tat.

Eine Einschät­zung

Die Zahlen klingen beein­druckend, nur entsteht dabei leicht der Eindruck, dass jeder Inter­essent jetzt und sofort einen Gigabit-schnellen-Anschluss bekommen kann, wenn er rund 70 Euro pro Monat (ab dem 2. Jahr) dafür ausgeben kann oder will. Nur ist an vielen Orten über­haupt nicht der Fall.

Denn: Wer außer­halb der Ballungs­zentren auf dem Land wohnt, muss (nicht nur in Hessen) nehmen, was vor Ort verlegt ist, und das sind in der Regel Leitungen der Telekom. Unter­schreibt man seinen Vertrag bei einem anderen Anbieter, so bekommt man dennoch oft die Leitungen der Telekom mit ihren Möglich­keiten und muss sich mit einem Anbieter herum­schlagen, der bei Problemen die Schuld erst einmal beim Liefe­ranten sucht.

Es kann aber auch passieren, dass zufrie­dene Telekom-Kunden plötz­lich die Kündi­gung ihres Vecto­ring-DSL-Anschlusses ins Haus flat­tert oder ein Ausbau sich verzö­gert, nur weil ein regio­naler Anbieter sich den Ausbau der Kvz-Verteiler "gesi­chert" hat. Schön, wenn er dann auch zügig ausbauen kann, will oder darf. Das ist nicht immer selbst­verständ­lich.

Immerhin: Die Telekom ist über ihren Schatten gesprungen und schließt Verträge mit regio­nalen Versor­gern (wie z.B. dem hessi­schen Ener­giever­sorger ENTEGA) ab. Dann können die Telekom-Kunden wieder schnel­lere Leitungen bekommen. Ähnli­ches wird sicher auch (früher oder später) mit Voda­fone passieren. Telefónica hat bereits einen Bezugs­vertrag mit Voda­fone abge­schlossen.

Voda­fone Mobil­funk in Hessen noch löchrig

Bis zum fertigen Ausbau ruckeln die mobilen Voda­fone-Kunden durch die hessi­sche Land­schaft - oft mit höchs­tens 2G (= maximal 110 kBit/s) oder stecken mit "kein-G" in großen Funk­löchern und warten solange enttäuscht auf das Gigabit.

Druck erhöhen

Der hessi­schen Landes­regie­rung sei geraten, hier den Ausbau­druck massiv zu verstärken und eine öffent­lich einseh­bare Land­karte mit konkreten Termin­angaben aller Anbieter zu veröf­fent­lichen: Wann und wo genau wird Mobil­funk und Fest­netz wirk­lich ausge­baut und von wem? Und wenn nicht gebaut wird, woran liegt das?

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