Glasfaser bis in die Berge: Balderschwang kriegt Highspeed
Kennen Sie 87538 Balderschwang? Das ist eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Oberallgäu in Bayern. Balderschwang ist, gerechnet auf seine Einwohnerzahl, nach dem Ort Chiemsee die zweitkleinste Gemeinde in Bayern, und die Gemeinde mit dem am höchsten gelegenen Ortskern innerhalb Deutschlands und kurz hinter dem Ort verläuft bei Schlipfhalden die Landesgrenze zur Republik Österreich. Von dort oben kann man auch bis in die Schweiz schauen.
Die Telekom verlegt pro Jahr etwa 60000 Kilometer Glasfaser. Die 24 Kilometer, die nach Balderschwang verlegt wurden, sind aber etwas ganz Besonderes, denn der Weg führte mitten durch die Allgäuer Alpen. Das ist - so sagen es Fachleute - eine der schönsten Landschaften Deutschlands und somit ein schützenswerter Natur-Raum, der nur ausnahmsweise gestört werden darf.
Der Bau einer Glasfaserleitung dort hinauf ist ein Jahrhundert-Projekt. Natur- und Landschaftsschutz spielten bei diesem Projekt eine besondere Rolle. Der Eigenausbau der Telekom und die staatliche Förderung "haben hier zusammengepasst", wie es die Telekom formuliert.
Wo Glasfaser liegt, kann auch der Mobilfunk profitieren, der Standort auf dem Gelbhansekopf wurde an Glasfaser angebunden und gleich mit LTE ausgestattet. Die Balderschwanger sind hochzufrieden, denn sie haben jetzt eine moderne digitale Infrastruktur im Festnetz und Mobilfunk. Download-Geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s sind ab sofort möglich.
Der Ort lebt vom Tourismus. Jetzt können Besucher ihre Fotos und Videos auch über die Luftschnitt-Stelle per LTE oder WLAN schnell verteilen.
WLAN wichtiger als Fernsehprogramm
Der Ausbau mit Glasfaser stellt für die Gemeinde einen wichtigen Standort-Vorteil dar. „Ein funktionierendes WLAN ist für Hotelgäste heute oft noch wichtiger als der Fernseher“, sagt Konrad Kienle, erster Bürgermeister von Balderschwang. „Urlaubsgäste möchten mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben. Sie wollen ihre Erlebnisse teilen.
Alois Ried (Bürgermeister Ofterschwang und Stellvertretender Landrat), Walter Goldenits (Geschäftsführer Technik Telekom), Albert Füracker (Bayr. Staatsminister Finanzen und Heimat), Eric Beißwenger (Bayr. Landtag), Konrad Kienle (Bürgermeister Balderschwang) (v.l.)
Foto: Deutsche Telekom
Da reicht heute ein Telefon-Anruf allein nicht mehr aus. Wir sind sehr froh, dass durch eine Kombination aus staatlicher Förderung und Eigenausbau der Telekom unsere Gemeinde jetzt digital auf dem neuesten Stand ist.“
Natur weitgehend geschont
Der Geschäftsführer Technologie Goldenits kann stolz sein: „Wir sind als einziger Anbieter überall in Deutschland unterwegs. Von den Nordsee-Inseln bis in die Alpen. Der Schutz der Natur und die Versorgung mit Breitband haben etwas gemeinsam: Beide gewinnen bei den Menschen immer mehr an Bedeutung. Bei diesem Projekt ist es uns gelungen, Naturschutz und Breitband-Versorgung in Einklang zu bringen. Ich danke deshalb allen, die an diesem Projekt beteiligt waren: den Gemeinden, Behörden, Anrainern und meinen Mitarbeitern von der Telekom.“
Kein alltägliches Projekt
Für ein solches Projekt sind umfangreiche Planungen notwendig. Erste Gespräche fanden bereits Anfang 2018 statt. Neben den Gemeinden mussten die Eigentümer entlang der Trasse eingebunden werden. Die zuständigen Ämter wie Wasserwirtschaft, Naturschutz, Forstwirtschaft mussten dem Vorhaben zustimmen. Im Mai 2018 wurden dann der genaue Trassenverlauf festgelegt und die notwendigen Baugenehmigungen eingeholt. Gemeinsam mit der unteren Naturschutz-Behörde wurde ein landschaftspflegerischer Begleitplan erstellt. Baubeginn war im Juli 2018, denn für den Ausbau gab es nur ein schmales Zeitfenster. In dem Ausbau-Gebiet herrschen immer wieder extreme Witterungsbedingungen. Jederzeit hätten Gewitter oder Schneefall den Ausbau stoppen können. Wegen des trockenen Sommers 2018 kamen die Ausbau-Arbeiter dann aber gut voran.
Glasfaser-Dream-Team
Vier Arbeiter, drei Bagger, ein Muldenkipper und ein Vierachs-LKW bildeten das Ausbauteam. Einer der Bagger wurde als Kabelpflug genutzt. Im Schritt-Tempo bewegten sie sich durch die Landschaft. Es ging 600 Höhenmeter bergauf und wieder 500 Höhenmeter hinunter. Manchmal standen die Maschinen in einem Gefälle von 40 Prozent, genau beobachtet von gemütlich grasenden Rindern, der Senn-Bauern, die hier oben die berühmte "Alpenmilch" produzieren.
1500 Meter hohes Kabel
Den höchsten Punkt (1500 Meter über NN) erreichte das Kabel nahe der Hütte "Obere Wilhelmine Alpe". Die Natur freut sich, denn über weite Strecken konnte das Leerrohr schonend eingepflügt werden. Die gezogene Furche wächst in wenigen Wochen wieder zu. Dem stimmt die Umwelt-Baubegleitung zu: Eingriffe in Natur und Landschaft wurden während der Bauphase minimiert.“
Zum Schluss noch etwas Tiefbau
In der Telekom-Betriebsstelle: Michael Tröndle (Projektleiter Telekom), Albert Füracker (Minister), Walter Goldenits (Telekom) (v.l.)
Foto: Deutsche Telekom
Ab November fanden dann in Balderschwang selbst letzte Tiefbauarbeiten statt. Es wurden die notwendigen Verteilerkästen aufgestellt und Anfang 2019 war das eigentliche Ausbau-Projekt abgeschlossen.
Die folgenden Wochen waren notwendig, um den IT-Systemen der Telekom beizubringen, dass dort oben schnelles Internet gebucht werden kann.
Durch den Ausbau in Balderschwang wird bald sogar Glasfaser bis ins Haus möglich sein, der Optical Line Terminal (OLT) steht schon. Ein Neubaugebiet wurde bereits mit einem Glasfaser-Netzverteiler ausgestattet.
Der Mobilfunk-Standort der Telekom wird in der zweiten Jahreshälfte auf Single-RAN umgestellt. Damit ist sichergestellt, dass der Standort in Zukunft bei steigendem Bedarf schnell nach den Wünschen der Nutzer (2G, 3G, 4G) angepasst werden kann. Balderschwang ist damit also nicht nur „FTTH ready“, sondern auch „5G ready“.
Die Telekom zeigt die Schönheit der Landschaft und die technischen Details auf ihrem Youtube-Kanal "Telekomnetz":
Was es mit einer neuen Sorglosigkeit in den Bergen auf sich hat, lesen Sie in einer weiteren Meldung.