Neue inexio-Struktur: Lassen sich Ausbau-Probleme lösen?
inexio Chef und Gründer David Zimmer bleibt Vorstand und weiter am "eigenen" Unternehmen beteiligt.
Foto: inexio
Das Rätselraten um den "Verkauf" des Telekommunikationsunternehmens inexio hat ein Ende gefunden.
EQT übernimmt Mehrheitsanteile
inexio Chef und Gründer David Zimmer bleibt Vorstand und weiter am "eigenen" Unternehmen beteiligt.
Foto: inexio
Am Wochenende gab der saarländische Glasfasernetzbetreiber inexio bekannt, dass die schwedische EQT sowohl die Anteile der Investmentbank Warburg Pincus (war seit 2016 mit 59,45 Prozent Mehrheitseigner) und von der Deutschen Beteiligungs AG (seit 2013 an inexio beteiligt), übernimmt. Über den konkreten Kaufpreis haben die Beteiligten Stillschweigen vereinbart. Die beiden inexio-Geschäftsführer und Gründer David Zimmer und Christoph Staudt werden auch in Zukunft operativ die Verantwortung tragen und bleiben substanziell am Unternehmen beteiligt. Auch der dritte Geschäftsführer, Martin Balzer, sowie das gesamte Führungsteam bleiben an Bord.
Prominentester Repräsentant der Warburg Pincus dürfte René Obermann sein, einst CEO von T-Mobile und später der gesamten Telekom, bevor er über den Netzbetreiber Ziggo (Niederlande) zu Warburg Pincus kam.
1&1 kam nicht zum Zuge
Im Zuge des Verkaufsprozesses waren Gerüchte aufgetaucht, wonach Ralph Dommermuth (1&1) Interesse an inexio und der wohl ebenfalls zum Verkauf stehenden Deutsche Glasfaser (DGF) gezeigt haben soll. Dommermuth war seinerzeit auf Nachfrage nicht bereit, zu diesen Gerüchten im Rahmen eines laufenden Verfahrens Stellung zunehmen.
inexio hat zahlreiche Ausschreibungen gewonnen
Das Hauptquartier von inexio in Saarlouis (Saarland)
foto: inexio
Das Unternehmen inexio sieht sich als "rasant wachsendes Unternehmen im deutschen Telekommunikationsmarkt", das seit einiger Zeit glasfaserbasierte Internet-Anschlüsse für Geschäfts- und Privatkunden realisiert und dabei oft Regionen "gewonnen" hat, wo die Telekom noch nicht aktiv geworden war (beispielsweise im Saarland oder in Rheinland-Pfalz), weil sich der Ausbau wirtschaftlich nicht darstellen ließ.
Seit der Gründung im Jahr 2007 hat inexio nach eigenen Angaben mehr als 10 000 Kilometer Glasfasernetz in Deutschland aufgebaut und sieht sich "als Treiber eines beschleunigten Ausbaus der schnellen Internet-Netze" in Deutschland.
Ambitioniertes Ziel: 2 Millionen Haushalte
Im Januar 2019 hat David Zimmer, Gründer und Geschäftsführer von inexio, sein neues ambitioniertes Wachstumsziel ausgegeben: Bis 2030 will inexio rund 2 Millionen Haushalte mit Glasfaseranschlüsse erreichen und damit in Deutschland "einen relevanten Anteil am Übergang in die Gigabit-Gesellschaft leisten".
Ausbau braucht Geld
Bick in eines der inexio-Rechenzentren, was inexio auch an seine Kunden vermietet.
Foto: inexio
Um diese Ziele zu erreichen, braucht man eines: Viel Geld. Mit EQT glaubt inexio, nun einen neuen Partner zur Erreichung dieses Ziel gefunden zu haben. „Um unser Wachstumsziel zu erreichen sind Investitionen von rund 5 Milliarden Euro erforderlich. Im Zuge der Sondierung des Kapitalmarktes im Hinblick auf eine Kapitalerhöhung ist eine Situation entstanden, die sich für alle Akteure als vorteilhaft darstellt. Die Übernahme der Mehrheitsanteile durch EQT gibt uns die Rückendeckung für unser Wachstum“, so David Zimmer.
Matthias Fackler, Partner bei EQT freut sich auf die Zusammenarbeit: „inexio hat ein enormes Potenzial. Gemeinsam werden wir aus dem mittelständischen Unternehmen einen großen Player im Breitbandmarkt machen. Die Erfolgsgeschichte von inexio wird weitergehen – in den bisherigen Regionen als auch bundesweit.“
Zimmer dankte den Verantwortlichen bei der Deutschen Beteiligungs AG und Warburg Pincus, die nicht nur "unser Potenzial frühzeitig erkannt", sondern das Unternehmen auch stets gefordert hätten.
Glasfaserausbau: Viel Probleme im Detail
Beobachter berichten, dass die Abläufe bei inexio teilweise als "zäh" wahrgenommen werden. Viele Kunden in bisher nicht versorgten (Förder-)Gebieten sind ungeduldig. Doch Förderbescheide und Mittel kommen nur langsam voran und Baukapazitäten sind auf Jahre ausgebucht.
Vor Ort gibt es viel Frust. So hatte ein Kunde in Hengsberg (bei Pirmasens) einen der allerersten inexio-Anschlüsse mit 25 MBit/s gebucht, jetzt bekommen die Nachbargemeinden, wo inexio schon länger versorgt, im Rahmen von Rabattaktionen 50 MBit/s fürs gleiche Geld, um die Anschlussquote zu verbessern, der betroffene Kunde aber nicht. Er ist ziemlich sauer.
In Landkreis Rheinpfalz-Kreis (Ludwigshafen-Land) hatte der Landkreis bereits einen Vertrag mit inexio abgeschlossen, im Kreishaus lagen die Förderzusagen nur telefonisch vor. Falls die Bescheide zu spät kommen sollten, könnte es erneut teurer werden.
Wer übernimmt Mehrkosten?
In der Gemeinde Kallstadt (Landkreis Bad Dürkheim) sollen die "weißen" und "grauen" Flecken von inexio ausgebaut werden. Jetzt hat inexio der Gemeinde vorgerechnet, dass die notwendigen Leerrohre in einer bestimmten Gasse 40 000 Euro mehr als ursprünglich gedacht kosten sollten. Das Problem: Die Gasse liegt nicht im Fördergebiet, somit können keine Fördergelder verwendet werden. Das eigentliche Verlegen der Glasfaser könne aber erst im Jahre 2021 erfolgen. Wer den Glasfaseranschluss mit mindestens 100 MBit/s haben will, solle einmalig 600 Euro und monatlich etwa 50 Euro zahlen. Von 24 befragten Haushalten in dieser Gasse hatten nur vier Interesse. Die gerade erst aufwendig ausgebaute Hauptdurchgangsstraße müsste für einen Trenching-Graben neu aufgerissen werden, Anwohner und Gemeinderäte schütteln den Kopf.
Zustimmung des Kartellamtes notwendig
Am Wochenende haben die Partner die entsprechenden Verträge im Zuge des sogenannten "Signings" unterschrieben. Nach der notwendigen Prüfung durch die Kartellbehörden soll diese Transaktion noch dieses Jahr vollzogen werden.