Telekom-Betriebsrat plädiert für Huawei-Bann
Der Betriebsratschef der Telekom, Josef Bednarski, kennt sich mit Telekommunikation aus. Er plädiert für eine härtere Gangart gegen Huawei.
Foto: dpa
Der Streit um Huawei wird immer irrationaler. Jetzt kommt ein Statement gegen Huawei aus einer Ecke, wo man es eigentlich nicht erwarten würde, vom Betriebsratschef der Deutschen Telekom.
Der Firmenname Huawei sorgt schon länger für erhitzte Gemüter in Politik und Wirtschaft, meistens in den Bereichen, wo Technik ein eher spröder Begriff ist. Während Manager von Telekommunikationsfirmen nicht auf den Netzwerkausstatter verzichten wollen, warnt manch Politiker vor Spionage. Nun meldet sich ein hoher Arbeitnehmervertreter zu Wort.
Telekom-Betriebsratschef für harte Gangart
Der Betriebsratschef der Telekom, Josef Bednarski, kennt sich mit Telekommunikation aus. Er plädiert für eine härtere Gangart gegen Huawei.
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Im Streit über den Umgang mit dem chinesischen Netzwerkausstatter Huawei hat sich der Telekom-Betriebsratschef für eine harte Gangart ausgesprochen. "Wir müssen mittelfristig - also in circa zwei bis drei Jahren - auf Huawei im Mobilfunknetz verzichten, um die Gefahr chinesischer Datenspionage in der deutschen Industrie und Politik zu minimieren", sagte der Arbeitnehmervertreter Josef Bednarski der Deutschen Presse-Agentur. Der Einfluss Pekings auf den chinesischen Konzern sei groß, er könne jederzeit Daten an Chinas Regierung weiterleiten. "Bei Huawei-Netztechnik, wie auch bei Netzwerkkomponenten anderer chinesischer Anbieter, sind immer Hintertüren möglich, über die Peking genauen Einblick hat."
Gegen unmittelbaren Bann
Bednarski ist allerdings gegen einen unmittelbaren Bann von Huawei. "Das würde den Aufbau des 5G-Mobilfunkstandards in Deutschland hemmen und wir kämen bei dieser wichtigen Technologie ins Hintertreffen", warnte er. Aktuell wäre ohne Huawei gar kein massiver und schneller Ausbau in Deutschland möglich, gab er zu bedenken.
Stärkung der europäischen Hersteller
Der Telekom-Arbeitnehmervertreter sieht nun vor allem Brüssel in der Pflicht. "Die EU muss eine starke europäische Netzwerkausstatter-Branche ermöglichen und fördern." Neben Marktführer Huawei spielen derzeit der schwedische Konzern Ericsson und das finnische Nokia eine große Rolle als Netzwerk-Ausstatter.
Diese Firmen und möglicherweise noch andere heimische Unternehmen sollten durch die Politik gestärkt werden. "Es ist immens wichtig, dass Europa die Hoheit über seine Daten behält und in einer datengetriebenen globalisierten Welt zukünftig nicht zwischen China und den USA zerrieben wird." Gut wäre hierbei auch, dass durch so eine Förderung mehr Arbeitsplätze in der EU entstünden.
Telekom setzt auf Multi-Vendor
Damit nimmt der Arbeitnehmervertreter eine andere Haltung ein, als die Firmenspitze dies momentan offiziell tut. Zwar hatten "Wirtschaftswoche" und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unlängst berichtet, das Bonner Unternehmen wolle binnen zwei Jahren auf Huawei im "Kernnetz" verzichten. Ein Firmensprecher erklärte hingegen, man setze weiterhin auf eine "Multi Vendor Strategie" - also auf mehrere Anbieter von Netzkomponenten.
Politik hat Bedenken
Auch in der Politik gibt es unterschiedliche Auffassungen zum Thema Huawei. Die dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellte Bundesnetzagentur will Huawei nicht grundsätzlich den Zugang zu Deutschland versperren. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU), ist jedoch gegen eine Beteiligung des chinesischen Staatskonzerns am 5G-Ausbau.
Der Kommentar - eine Einschätzung von Henning Gajek
Dass ausgerechnet der Betriebsratschef der Telekom, gelernter Elektromonteur und Projektchef des gigantischen Telekom-Softwarepaketes KONTES/ANDI (zentrale Buchungssoftware für Telefonanschlüsse und Leitungen) auf einmal Bedenken hat, ist sehr "ungewöhnlich".
Es sollte doch klar sein: Wenn spioniert werden soll (und ja es wird spioniert), ist es völlig egal, welche Technik im Netz verbaut worden ist. Wichtig ist, dass alle Komponenten - egal von welchem Hersteller und aus welchem Land sie kommen - vorher genauestens geprüft werden, ob sie den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen. Falls Spione aus China sich in unseren Netzen umsehen oder sie "stören" wollten, würden sie das bestimmt nicht mit hierzulande verbauter chinesischer Technik tun, denn das täten sie genau einmal und dann wäre es vorbei.
Es wird meistens nur der Name "Huawei" genannt. Es gibt noch den Hersteller ZTE und große Teile von Nokia und Ericsson werden ebenfalls in China montiert. Sind diese Hersteller alle unbedenklich?
Wenn man das zu Ende denken wollte, müsste man auch den Verkauf aller Smartphones "made in China" sperren. Dann wäre Apple komplett und der allergrößte Teil aller anderen Smartphone- Anbieter auch weg vom Markt.
Es sollte eigentlich jedem klar mitdenkenden Menschen verständlich werden, welche Motive hinter der Hysterie stecken: Der "Neid" und die Angst in den USA, dass die Produkte von Huawei aus China viel günstiger und oft (aber nicht immer) viel besser sind. Die Damen und Herren, die Huawei verteufeln, sollen dann aber bitte auch klar sagen, welche Alternativen es gibt und wieviel teurer das werden wird.
Und noch eins: Wenn Donald Trump und Xi Jinping morgen früh "beste Freunde" werden (wer kann das sicher vorhersagen?), könnte der Spuk genauso schnell wieder verschwinden, wie er gekommen ist.
Dass die chinesische Politik und Gesellschaftsordnung mit unseren westlichen Demokratievorstellungen nicht kompatibel ist, kann man nicht durch Boykott, sondern nur mit "Wandel durch Annäherung" überwinden. Das hat vor 30 Jahren mit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung bestens funktioniert. Je früher in der Welt damit begonnen wird, desto besser.