Mobilfunkausbau

Online vom Harz bis ans Meer: Digi­tales Niedersachsen

Jeder kennt das Problem: Das Netz bricht zusammen, plötzlich gibt es beim Telefonieren kein Netz mehr. Doch wo konkret schwächeln die Kommunikationsnetze in Niedersachsen?
Von dpa / Dominik Haag

WLAN WLAN im Bus in Niedersachsen.
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Die mehrfach verschobene Vorstellung des Fahrplans zur Digitalisierung des Landes ist für diesen Dienstag geplant. Schnelles Internet überall, technisch versierte Schüler, schon bald keine großen Lücken im Handynetz - die Landesregierung hat sich viel vorgenommen. Kernpunkte des Plans von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) sind bereits bekannt. Für den in 20 Bereiche aufgeteilten Plan, in dem schnelles Internet und der Mobilfunkausbau Priorität haben, wird insgesamt eine Milliarde Euro zur Verfügung stehen. Doch wo hakt es konkret im Land, wo läuft es schon rund?

Pendler ohne Internet

WLAN WLAN im Bus in Niedersachsen.
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Bahnreisende auf der Strecke zwischen Hannover und Wolfsburg fahren jedes Mal durch ein großes Funkloch, in dem es kaum Internetempfang gibt. "Während dieser 30 Minuten hat man vielleicht - wenn man Glück hat - mal Netz, um ein bis zwei Mails zu beantworten. Aber das war es dann auch schon", sagt Stefan Richter aus Hannover. Der 30-Jährige aus Hannover pendelt jeden Tag auf der Strecke. Richtig stören würde ihn das aber nicht. Zur Ablenkung während der Fahrt liest Richter stattdessen auch mal eine Zeitung. "Was mich persönlich mehr wundert ist, dass man es technisch nicht gestemmt bekommt, so ein Netz flächendeckend in einem Industriestaat zur Verfügung zu stellen."

Eine Million für Internetanschluss im Harz

Eine Million Euro sollte Timo Zacher zahlen, damit sein Gästehaus, das abgelegen in einem Wald bei Oderbrück im Oberharz liegt, einen Internet-Anschluss bekommt. Als dieses Angebot der Telekom im Vorjahr öffentlich bekannt wurde, habe sich bei ihm ein Unternehmen gemeldet, das Internet-Anschlüsse via Satellit anbietet, sagt der Gastwirt. Zunächst sei die Freude groß gewesen. "Wir haben das auch gemacht", sagt Zacher. Jetzt wolle er den Vertrag aber wieder kündigen. "Denn das ist keine Lösung, weil es einfach zu teuer ist. Wenn Gäste das Satelliten-Internet nutzen, verbrauchen sie innerhalb von Sekunden ihr ganzes Datenvolumen." Er hoffe nach wie vor auf einen Breitband-Anschluss. "Das wäre das einzig Sinnvolle."

Landwirtschaft: Keine Mail aus dem Kuhstall

Für viele Bauern ist zu langsames Internet ein generelles Problem in Niedersachsen. "Die Stallsteuerung etwa in der Rindviehhaltung, die Tierüberwachung - vieles läuft digital", sagt Gabi von der Brelie vom Landvolk. "Auch im Ackerbau wollen die Landwirte moderne Technik benutzen. Da gibt es häufig Probleme, weil das Internet zu langsam ist und die nötigen Datenvolumen nicht transportiert werden können." Die Digitalisierung biete Möglichkeiten, umweltschonender zu arbeiten. "Wir brauchen schnelles Internet für die Kühe", sagt auch Henrik Wille, Besitzer von Deutschlands schönster Kuh "Lady Gaga". "Wenn Kühe zum Beispiel gekalbt haben, muss dies gemeldet werden. Wir haben Fristen, an die wir uns halten müssen." Tierarztbehandlungen müssten notiert werden - aber: "Ich kann nicht mal eine E-Mail aus dem Kuhstall herausschicken." Bei ihm reiche das WLAN nicht bis zum Stall, die Handyverbindung sei schwach.

WLAN im Bus - Es geht auch anders

Wer in der Stadt Oldenburg Bus fährt, kann in der Regel kostenlos im Internet surfen. "Wir haben jeden Tag fast 9000 Fahrgäste, die das WLAN nutzen", sagte der Sprecher der Verkehr und Wasser GmbH (VWG), Morell Predoehl. Ihm zufolge sind alle der rund 100 VWG-Busse mit einem mobilen Router ausgestattet, über den eine Verbindung zum Internet hergestellt werden kann. Durch den Mobilfunkstandard LTE seien beim Surfen hohe Geschwindigkeiten möglich, die Nutzung sei einfach. Demnach müssen sich Fahrgäste nur einmal anmelden, dann bleibt die Verbindung auch beim Umsteigen bestehen. "Es ist völlig problemlos", sagte der Sprecher. "Nur alle sechs Monate erwarten wir eine neue Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen." Das Angebot für kostenloses WLAN im Bus gibt es seit Ende April.

Inseln gut gerüstet

Als Touristenmagnete sind die ostfriesischen Inseln auf guten Service angewiesen, und das klappt beim Thema Mobilfunk recht ordentlich. Die größte Insel Borkum bietet sehr gute Abdeckung beim Handynetz, und das war nicht immer so: Wegen der Nähe zu den benachbarten Niederlanden rutschten Urlauber und Insulaner auf Borkum früher oft ins niederländische Funknetz. Erst eine EU-weite Änderung beendete diese teuren Grenzübertritte. Inzwischen öffnet sich der Weg ins Internet auch über weite Strandbereiche per WLAN. Die kleinste ostfriesische Insel Baltrum kann ebenfalls mit einer guten Funkabdeckung bis ins LTE-Netz punkten. Für das Internet ist der Breitband-Anschluss im Ausbau. Die Verwaltung will sogar - trotz eigentlich kurzer Dienstwege auf der Insel - ihr Managementsystem für Dokumente komplett auf digitale Aktenführung umstellen.

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