Mobilfunk in NRW: Beim Netzausbau tut sich was
Der Mobilfunkpakt in Nordrhein-Westfalen zeigt langsam Wirkung. Es gibt aber noch viel zu tun.
Foto: Telekom, Logo: Gigabit.NRW Montage: teltarif.de
Wer durch dünn besiedelte Regionen in Nordrhein-Westfalen (kurz NRW) fährt, landet immer mal wieder
in einem Funkloch. Neue Zahlen zeigen nun, dass sich diese Problematik "etwas" entschärft hat. Die
Mobilfunk-Abdeckung in Nordrhein-Westfalen hat sich etwas verbessert. 92,6 Prozent der Fläche des
Bundeslandes seien nun mit LTE (4G) versorgt, teilte das NRW-Wirtschaftsministerium in Düsseldorf
mit. Eine Vergleichszahl zum Vorjahr war nicht verfügbar. Nach Behördenangaben sei der Wert in den
vergangenen Monaten aber deutlich gestiegen. Bis Ende 2020 soll die Abdeckung auf 94 Prozent hochgehen.
Bundesweit im Schnitt nur 65 Prozent Abdeckung?
Der Mobilfunkpakt in Nordrhein-Westfalen zeigt langsam Wirkung. Es gibt aber noch viel zu tun.
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Ein paar Zahlen zum Vergleich: Der Bundesschnitt - also inklusive dünn besiedelter Regionen in
Ostdeutschland und im Norden - lag nach Behördenangaben zuletzt nur bei 65 Prozent, die Niederlande
kommen auf 89 Prozent. Allerdings besagt dieser Wert hierzulande nur, dass mindestens eins der drei
deutschen Mobilfunknetze in einer Gegend erreichbar ist. Auch in Gegenden, die statistisch gesehen
als versorgt gelten, können Kunden also im Funkloch landen, wenn ihr Anbieter dort keine oder zu wenig
Antennen aufgebaut hat. Ein Aspekt, den preisbewusste Kunden gerne übersehen.
Starke Dynamik im Ausbau
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sprach von einer "starken Dynamik" beim LTE-Ausbau. Auch Vertreter der Netzbetreiber zeigten sich zufrieden mit der Entwicklung. Von den rund 280 in NRW neu errichteten LTE-Standorten entfallen alleine 250 auf die Deutsche Telekom. Das bedeutet nicht, dass die Telekom diese Standorte ganz alleine für sich gebaut hat. Die Mitbewerber Vodafone oder Telefónica und künftig 1&1-Drillisch können diese Türme mitbenutzen, müssen aber eine Miete dafür bezahlen.
Auf der Suche nach den Funklöchern
"Wir jagen Funklöcher", sagte Telekom-Manager Michael Hagspihl. Seine Branchenkollegen Hannes Ametsreiter (Vodafone) und Valentina Daiber (Telefónica) äußerten sich ähnlich. Dass es voran geht, lässt sich auch an anderen, konkreteren Zahlen ablesen, die in punkto Funkloch aber weniger aussagekräftig sind: Derzeit gelten 99,3 Prozent der Haushalte in NRW als LTE-versorgt, sie haben also Zugriff auf mindestens ein Netz mit guter Download-Geschwindigkeit.
Mitte 2018 lag dieser Wert noch bei 98 Prozent und Anfang 2019 waren es 99,0 Prozent. Damit haben die Netzbetreiber das Ziel aus einem 2018 abgeschlossenen "Mobilfunkpakt" bereits erreicht. In diesem Pakt hatten sich die drei Netzbetreiber dazu bereiterklärt, Tempo zu machen beim Ausbau und gesetzliche Pflichten, die sich aus einer Frequenzauktion des Jahres 2015 ergeben, in NRW zu übertreffen.
Dicht besiedeltes Flächenland
Allerdings gilt Nordrhein-Westfalen als relativ leichte Ausbauregion, da es das am dichtesten besiedelte Flächenland ist - es gibt also viele potenzielle Kunden, die mit der Errichtung neuer Masten zufriedengestellt werden können. Ostdeutschland und der Norden gelten diesbezüglich als schwieriger und teurer im Ausbau.
Problemzonen Süd- und Ostwestfalen und Grenze zu Benelux
So positiv die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ist - auch künftig wird es dort Landkreise mit großen weißen Flecken geben, vor allem in Südwestfalen (etwa Siegen-Wittgenstein) und Ostwestfalen (Höxter) und an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden. "Wir sind noch lange nicht am Ziel", sagte Minister Pinkwart.
Langsame Bürokratie und teure Frequenzen
Der Meinung waren auch die Branchenvertreter. "Es gibt noch viel zu tun", sagte Telefónica-Deutschland-Rechtsvorstand Daiber. Sie bemängelte langwierige Genehmigungsverfahren sowie die Tatsache, dass die Netzbetreiber Milliarden an den Staat zahlen müssen für Mobilfunkfrequenzen - im Juni zum Beispiel endete eine Auktion der Bundesnetzagentur, der zufolge die Netzbetreiber insgesamt 6,6 Milliarden Euro für Frequenzen des neuen Mobilfunkstandards 5G zahlen.
"Wenn wir so weitermachen, wird es auch in Zukunft weiße Flecken geben, so ehrlich muss man sein", sagte Daiber. Der Staat müsse umschwenken und die Rahmenbedingungen für die Netzbetreiber endlich wesentlich verbessern.
Zwei Jahre warten auf Genehmigung
Vodafone-Deutschlandchef Ametsreiter monierte, dass es bis zum grünen Licht für einen neuen Mobilfunkstandort in Deutschland zumeist eineinhalb bis zwei Jahre dauere. Mit Blick auf die anderen EU-Staaten sagte er kopfschüttelnd: "Das dauert nirgendwo länger."