o2: Darum entspricht die Netzabdeckung nicht den Vorgaben
Telefónica Deutschland (o2) begründet die Verzögerungen beim geforderten Netzausbau
Foto: Telefónica o2
Die Ankündigung der Bundesnetzagentur, sich die Erfüllung der Versorgungsauflagen aus dem Jahre 2015 jetzt genauer anzusehen, hat - wie zu erwarten war - Reaktionen bei den Netzbetreibern ausgelöst.
Erste Stellungnahme von Telefónica
Telefónica Deutschland (o2) begründet die Verzögerungen beim geforderten Netzausbau
Foto: Telefónica o2
Als erstes Unternehmen meldete sich Telefónica Deutschland (Markenname "o2") zu Wort: "Telefónica Deutschland treibt den LTE-Ausbau massiv voran", betont das Unternehmen und fügt hinzu: "Wir bauen derzeit das Netz so schnell aus wie kein anderer Anbieter in Deutschland. Im Schnitt nehmen wir alle 50 Minuten einen neuen LTE-Sender in Betrieb. So holen wir rasant auf und versorgen immer mehr Menschen auch in ländlichen Regionen mit schnellem Internet."
Dass das gewünschte Ergebnis (noch) nicht ganz erreicht wurde, ist o2 bewusst: "Natürlich bedauern wir, dass wir die Versorgungsauflagen zum Jahresende unter Zugrundelegung der von der BNetzA für richtig erachteten Messpegel noch nicht voll erfüllen" und verspricht: "Wir werden aber mit unserem hohen Tempo weiterarbeiten und die ehrgeizigen Ziele so schnell wie möglich vollumfänglich in 2020 erfüllen. Wir intensivieren 2020 weiter den LTE-Ausbau und haben dafür unter anderem im Dezember ein mehrere 100 Millionen Euro schweres zusätzliches Investitionspaket für den beschleunigten Netzausbau geschnürt."
Differenziertere Betrachtung
Im Gegensatz zur Bundesnetzagentur sieht das Unternehmen die Lage differenzierter. "Nach unserer Auffassung stellt sich die aktuelle Netzabdeckung auch wesentlich besser dar, als es die BNetzA jetzt veröffentlicht hat. Dies liegt an einem unterschiedlichen Verständnis der Versorgungsauflage 2015. Speziell betrifft das die Frage, welcher Empfangspegel – also wie viele Balken auf dem Smartphone einen LTE-Empfang anzeigen - für die Ermittlung der versorgten Flächen zu Grunde zu legen ist."
Wie misst man Versorgungsqualität?
Das ist in der Tat eine spannende Diskussion. Wie wird die Versorgungsqualität gemessen? Mit einem mehrere Tausend-Euro teuren Referenz-Smartphone mit spezieller Mess-Software, superempfindlichem Empfänger und über eine Außenantenne? (Handys mit außenliegender Antenne gibt es heute fast nicht mehr.) Oder nimmt man bewusst ein 20 Euro Telefon aus der Grabbelkiste im Verbrauchermarkt? Sollte das Telefon mit iOS, Android oder einem anderem System laufen? o2 teilt dazu mit, dass man "in der Diskussion mit der BNetzA" sei.
Sondersituation Netzzusammenführung
Wie schon erwähnt gibt Telefónica folgendes zu bedenken: "Grundsätzlich ergeben sich Unterschiede zu unseren Wettbewerbern auch aus der Zusammenführung zweier Mobilfunknetze nach dem Zusammenschluss mit E-Plus. Es war das größte Projekt dieser Art, das es jemals in Europa gegeben hat. Dafür existierten keine Präzedenzfälle. Wir haben uns im Sinne unserer rund 45 Millionen Kunden auf die Steigerung ihrer alltäglichen Netzqualität konzentriert. Für uns galt die Maxime, diese Zusammenführung für unsere Kunden möglichst geräuschlos zu bewerkstelligen."
Telefónica ist davon überzeugt, dass "diese Operation am offenen Herzen" mit großem Erfolg gelungen sei.
Energie in "intensiven LTE-Ausbau" gesteckt
Parallel zur Netzfusion habe man alle Energie in den intensiven LTE-Ausbau gesteckt. Dass sich die Netzqualität konsequent verbessere, belegten die jüngsten Testurteile der Fachzeitschriften "connect", "CHIP" und "ComputerBild", die das Netz von o2 jeweils mit „gut“ bewertet haben. Das zeige sich nicht zuletzt auch in den starken Kundenzuwächsen im Netz von o2: "Kein Anbieter gewinnt aktuell mehr Vertragskunden als wir."
o2 kündigt wie bereits an anderer Stelle berichtet das Durchhalten "der hohen Schlagzahl beim LTE-Ausbau" an, um "unsere Netzversorgung kontinuierlich weiter (zu) verbessern."
Versorgungsauflage von 2015 vs. Mobilfunkpakt von 2019
Für o2 steht die Versorgungsauflage von 2015 nicht für sich allein – man berücksichtige parallel bei der Netzplanung die Auflagen aus dem Mobilfunkpakt mit Bundesminister Scheuer sowie die Auflagen aus der Frequenzauktion 2019. Deswegen werde von o2 beispielsweise bereits heute rund 60 Prozent der Bevölkerung mit 100 MBit/s versorgt. Telefónica erklärt das "strategisches Ziel, das größte und modernste Netz in Deutschland mit einem erstklassigen Netzerlebnis für unsere Kunden zu bauen".
Die Botschaft aus Bonn ist in München angekommen. Mal sehen, was die Bundesnetzagentur in den nächsten Wochen nach Auswertung der eigenen Messergebnisse entscheiden wird.