Funkloch in Westerkappeln: So beseitigt es die Telekom
Im Norden von Westerkappeln (im Norden von Nordrhein-Westfalen an der Grenze zu Niedersachsen) ist die Mobilfunkversorgung ziemlich dünn. Nicht mehr lange.
Foto: Telekom Deutschland
Kennen Sie Westerkappeln? Sie finden es im Gefrierschrank. Echt. Im Norden von Nordrhein-Westfalen, kurz vor der Landesgrenze, haben Aloys Coppenrath und Josef Wiese im Jahre 1975 die Conditorei Coppenrath & Wiese gegründet. Damals gab es noch das Autotelefon B-Netz. Das C-Netz kam erst 1985 und das D1-Netz erst 1991/92. In Sachen digitaler Mobilfunk finden Sie in Westerkappeln im Augenblick noch ein Funkloch. Doch die Aktion „Wir jagen Funklöcher“ der Deutschen Telekom wird diesem Funkloch bald ein Ende bereiten.
Westerkappeln als gutes Beispiel
Im Norden von Westerkappeln (im Norden von Nordrhein-Westfalen an der Grenze zu Niedersachsen) ist die Mobilfunkversorgung ziemlich dünn. Nicht mehr lange.
Foto: Telekom Deutschland
Rund 11.000 Bürger wohnen dort zwischen Norddeutschem Tiefland und Teutoburger Wald. Die Gemeinde besteht aus dem Hauptort und neun sogenannten Bauernschaften (Ortsteilen) auf einer großen Fläche mit 130 Einwohner pro Quadratkilometer (Berlin hat über 4.000 Einwohner pro qkm). Im Rahmen der Aktion ist die Gemeinde das Projekt kreativ angegangen und hat ihre Bürger per örtlicher Zeitung aufgerufen, geeignete Mobilfunkstandorte vorzuschlagen: Möglichst hoch gelegene Dächer oder freie Grundstücke. Pfiffige Fotos sollten die Telekom überzeugen, mit Erfolg. Westerkappeln konnte der Telekom gleich neun Standorte vorschlagen.
Welcher Standort ist geeignet?
Solche Fragen musste die Telekom in den letzten Monaten bundesweit für über 1.000 Standorte prüfen, die als Vorschläge für "Wir Jagen Funklöcher" bei ihr eingingen. Im Ortszentrum von Westerkappeln steht heute bereits eine Mobilfunksender der Telekom, jedoch noch ohne LTE. Als erste Gegenmaßnahme wurde der ohnehin geplante LTE-Ausbau der Telekom auf Mitte 2020 vorgezogen. Für die Umgebung reicht das aber nicht.
Phase 1: Funknetzplanung
Beim Funknetzplaner Kai Cholewa in Dortmund laufen die Fäden bei der Standort-Bewertung zusammen.
Foto: Telekom Deutschland
Funknetzplaner Kai Cholewa bei der Telekom in Dortmund simuliert auf seinem Computer Mobilfunknetze. Dort kann er Sender virtuell ein- und ausschalten. Ihm hatte von Anfang an einer der neun Vorschläge mitten im dünn besiedelten Norden von Westerkappeln gefallen: "Große Abstände zwischen den Antennenstandorten verschlechtern den Mobilfunkempfang. Aktuell sind über 900 Haushalte durch die Standorte in Mettingen und Lotte versorgt. Dort wohnen rund 2.000 Menschen.“
Alleine durch das Upgrade auf LTE im Ortskern steigen diese Zahlen stark an, auf rund 3.900 Haushalte mit 8.200 Einwohnern. Kai Cholewas Planungsprogramm zeigt: Ein neuer Mobilfunkstandort in Oberdorf im Norden der Gemeinde könnte weitere rund 100 Haushalte mit etwa 300 Menschen ins schnelle LTE-Netz bringen. Und auch die Versorgung mit GSM für Telefon und Kurznachrichten würde sich damit deutlich verbessern. Doch wie kann dieser Sender in der Einsamkeit am besten „versorgt“ werden?
Phase 2: Richtfunkanbindung?
Die großen Schüsseln sind Richtfunkspiegel, die Datensignale über größere Entfernungen transportieren, wenn kein Hindernis im Wege steht.
Foto: Telekom Deutschland
Die Daten, die am Sendemast ankommen, müssen ins Netz der Telekom weitertransportiert werden: Entweder über eine Glasfaseranbindung oder per Richtfunk.
Richtfunkstrecken plant die Telekom in Radebeul in Sachsen. „Glasfaser hat Priorität wegen Kapazität und Zukunftssicherheit. Richtfunk kommt zum Einsatz, wenn aus topographischen, vertraglichen oder kostentechnischen Gründen Glasfaser nicht möglich ist", sagt Richtfunkplaner Thomas Kirstan. Er untersucht, ob eine Sichtverbindung zwischen Sender und Empfangsstation möglich ist. In Westerkappeln wäre das möglich.
Phase 3: Glasfaseranbindung
Könnte der neue Standort in Westerkappeln auch per Glasfaser angebunden werden? Das prüfen die Spezialisten in Bayreuth. Ideal wäre, wenn die Telekom bereits vorhandene Rohre für Strom, Gas oder Festnetz nutzen könnte. Sonst müsste aufwendig gegraben werden. Im Norden von Westerkappeln sieht es schlecht aus, kaum Leerrohre. Tiefbau würde sehr teuer.
Selbst eine oberirdische Leitung über vorhandene Strommasten wäre etwa drei Kilometer lang und daher unwirtschaftlich - von Statik, Sicherheit und Genehmigungen ganz abgesehen. Alleine die Kosten für eine zehn Kilometer lange unterirdische Glasfaseranbindung würde über 240.000 Euro betragen - ohne Mastbau, Antenne, oder Technik.
Die Entscheidung
Mit diesen Fakten konnte Funknetzplaner Cholewa sich für seinen Favoriten im Norden von Westerkappeln entscheiden, per Richtfunkanbindung. Sofort beginnt die Feinplanung. Es werden eine bautechnische Begehung, Mietvertrag und Baugenehmigung folgen. Dann kann das Funkloch bereits Ende 2020 geschlossen sein. Die vorherige LTE-Aktualisierung im Ortskern wird schon eine spürbare Verbesserung bringen.
Gute Einblicke gibt die Telekom in ihrem Video: