Datenpakete

Untersuchung: Provider bremsen bestimmte Datenpakete gezielt

Europäisches Gremium: Netzneutralität scheint in Europa aufgehoben
Von Thorsten Neuhetzki

Router der Provider schicken die Daten zu anderen Providern und Servern. Doch oft drosseln die Anbieter bestimmte Datenpakete. Router der Provider schicken die Daten zu anderen Providern und Servern. Doch oft drosseln die Anbieter bestimmte Datenpakete.
Foto: teltarif.de
Netzneutralität gibt es bei vielen europäischen Anbietern schon längst nicht mehr, Daten­pakete werden gezielt gebremst und blockiert. Zu diesem Ergebnis kommt die Berec, das Gremium europäischer Re­gulierungs­stellen für elektronische Kommuni­kation. Sowohl im Festnetz als auch im Mobilfunk werden bestimmte Datenpakete bei einigen Anbietern ausgebremst, um die Dienste unattraktiv zu machen. Dabei werden unter anderem Internet­telefonie (VoIP) und Peer2Peer-Angebote (P2P) genannt, die gezielt gestört würden.

Router der Provider schicken die Daten zu anderen Providern und Servern. Doch oft drosseln die Anbieter bestimmte Datenpakete. Router der Provider schicken die Daten zu anderen Providern und Servern. Doch oft drosseln die Anbieter bestimmte Datenpakete.
Foto: teltarif.de
Namen von Providern nannte die Berec nicht. Allerdings wurde präzisiert, dass die Störung von VoIP-Diensten vor allem in Mobilfunknetzen vorgenommen und teilweise sogar vertraglich unterbunden werde. Eingesetzt werde in der Regel das Deep-Packet-Inspection-Verfahren. Der Provider analysiert also Header und Inhalt des Datenpaketes, um es entsprechend zu bewerten.

Gründe für Störungen sind offensichtlich

Die Gründe für die Störungen sind nicht offiziell genannt, liegen aber auf der Hand. VoIP-Dienste Dritter, die Over-the-Top (OTT) - also lediglich über das Netz eines Anbieters - abgewickelt werden, führen zu Verlusten bei den eigenen Diensten des Anbieters. Wenn der Kunde einen Dritt-VoIP-Anbieter nutzt, telefoniert er nicht mehr mit seinem Handy oder dem Festnetz. P2P wiederum führt aufgrund dessen, dass viele Anwender ihre Computer den ganzen Tag laufen lassen und so dauerhaft hoch- und runterladen, zu hohem Traffic im Netz, mit dem sich aber aufgrund von Flatrate-Verträgen nichts verdienen lässt. Eher noch muss der Anbieter an andere Provider für die Übergabe des Datentraffics zahlen.

Die Daten der Berec gehen zurück auf eine Umfrage des Gremiums unter Providern, Verbraucherverbänden und einzelnen Privatpersonen. Insgesamt 400 Anbieter hätten an der Umfrage teilgenommen, hieß es. Ein Drittel der teilnehmenden 250 Festnetzanbieter hätten dabei offen gesagt, dass sie in ihrem Netz Priorisierungen vornehmen, etwa um IP-basierte Telefonie oder IPTV-Dienste in guter Qualität anbieten zu können.

Die Aufgabe der Netzneutralität ist auch ein politisches Thema. Bei Politik, Verbrauchern und Anbietern ist umstritten, ob eine Aufgabe sinnvoll ist oder nicht. Die Anbieter argumentieren, für bestimmte Dienste müsse eine Priorisierung sichergestellt werden, um sie sicher anbieten zu können. Verbraucher hingegen befürchten, dass Dienste wie YouTube künftig nur noch gegen Buchung einer zusätzlichen Option nutzbar sind, weil im Basiszugang derartige Dienste gestört werden.

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