Mobilfunk-Versorgung

Chip-Netztest 2018: Telekom gewinnt - o2 holt deutlich auf

o2 hat seine Netzqualität um 17,5 Prozent verbessert, doch Telekom und Vodafone sind deutlich besser.
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Die LTE-Verfügbarkeit von Telekom und Vodafone war auf den Teststrecken sehr hoch, das LTE-Ergebnis insgesamt ähnlich. Die Telekom gewinnt mit knappem Vorsprung. In den Städten ist LTE heute "normal". Es fällt auf, dass bisher mit UMTS oder GSM genutzte Frequenzen vermehrt auf LTE umgestellt wurden.

Vodafone ist da am konsequentesten: 6,8 Prozent (gemessen über die Zeit) aller Up- und Downloads fanden per LTE im 2.100er Frequenzband statt, auf dem normalerweise UMTS funkt. Die Telekom setzt LTE sporadisch im 900-MHz-Band ein (bisher von GSM genutzt). In den folgenden Jahren dürfte sich diese Tendenz noch verstärken.

LTE mit QAM256 bringt Vorteile

Neben den Fußgängern fuhren auch Testautos von Net Check für Chip durch Deutschland. Die Technik ist in der Dachbox. Neben den Fußgängern fuhren auch Testautos von Net Check für Chip durch Deutschland. Die Technik ist in der Dachbox.
Foto: chip.de
Ebenfalls neu im LTE-Netz ist der Einsatz höherwertiger Signalmodulation. Statt QAM64 wird jetzt QAM256 im Download eingesetzt, was die Datenübertragung 25 Prozent effektiver macht. Chip konnte QAM256 bei etwa 19 Prozent aller LTE-Datenmessungen an den City-Hotspots nachweisen. Der Anteil dürfte künftig steigen.

Funklöcher und Crowdsourcing

Der Netztest, wie ihn Chip gemeinsam mit dem Unternehmen Net Check durchführt, liefert exakte Ergebnisse für ganz Deutschland durch repräsentative Strecken und Gebiete und ermöglicht eine statistische Aussage zur Qualität der Mobilfunknetze durch genormte Rahmenbedingungen.

Der Test gibt aber kein Gesamtbild vom Bundesgebiet als gesamte Fläche. Dieses könnte ein Crowdsourcing-Ansatz liefern. Beim Crowdsourcing ist man auf die Unterstützung der Nutzer angewiesen: Sie müssen eine App installieren, die Informationen über den Zustand der Mobilfunkverbindung sammelt. Wichtig ist, dass viele User teilnehmen, die geografisch gut verteilt in unterschiedlichen Stadt- und Landkreisen mit dem Handy telefonieren und surfen.

Für belastbare Aussagen über Zustand der Netze sehen Branchen-Insider 100.000 Teilnehmer als absolutes Minimum – je mehr, umso besser. Die anfangs erwähnte OpenSignal-Studie vom März dieses Jahres, welche Deutschland auf Augenhöhe mit Albanien sieht, basiert aber auf Werten von "nur" 60.000  Teilnehmern. Ein Crowdsourcing-Test sollte ebenfalls transparent sein: Um seine Aussagekraft zu beurteilen, müssen die Leser neben der Anzahl der Teilnehmer auch erfahren, über welchen Zeitraum ausgewertet wurde.

Die Macht der Masse – die Masse macht’s

Eine Crowdsourcing-App sollte sich idealerweise auf passives Monitoring beschränken, fordert Chip. Es gibt zwar Apps, die aktiv Messungen anstoßen, aber die belasten das monatliche Datenvolumen, für den User evtl. problematisch.

Chip ist der Ansicht, dass passives Monitoring ausreichen könnte, um Aussagen zur Abdeckung eines Funknetzes in einer geografischen Fläche von etwa einem Quadratkilometer zu machen. Darunter fallen Daten über die Stärke des Signalpegels oder mit welcher Funktechnik der User mit dem Netz verbunden war. Als "fundiert" gilt diese Aussage aber nur, wenn genügend User pro Fläche im Messzeitraum aktiv waren.

Der Wurm steckt im Detail

Bei der Auswertung der Daten wird Crowdsourcing zu einer komplexen Angelegenheit. Android und iOS stellen die notwendigen Schnittstellen zwar zur Verfügung, aber je nach Hersteller und Gerät werden sie unterschiedlich implementiert, wodurch es unerlässlich ist, die gesammelten Daten einer extensiven Fehleranalyse zu unterziehen.

Anbieter von Crowdsourcing-Apps, die das nicht berücksichtigen, erzielen skurrile Resultate. Zudem muss man ermitteln, ob sich ein User innerhalb oder außerhalb von Gebäuden, welche das Signal dämpfen, aufhält. Es kann auch sein, dass er keinen LTE-Vertrag oder ein altes Handy ohne LTE hat – das muss ebenfalls ermittelt werden. Trotz dieser hohen Hürden hat sich Chip dafür entschieden, für nächstes Jahr auch Crowdsourcing in den Netztest zu integrieren und die Resultate gewichtet in die Gesamtwertung einfließen zu lassen.

Netwerkinfo: Die Netztest App für Chip

Wer dabei mithelfen möchte, kann im Google Store die App Netzwerkinfo herunterladen, für iOS steht leider keine App zur Verfügung. Chip verspricht, dass die erhobenen Daten nur anonymisiert gespeichert und ausgewertet werden. Die App kann jederzeit "rückstandsfrei" deinstalliert werden.

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