Im Frühjahr waren wir auch dieses Jahr wieder unterwegs, um den mobilen Internet-Zugang in den Netzen von Telekom, Vodafone und Telefónica einem Test zu unterziehen. In diesem Jahr hatten wir das Apple iPhone XS Max und das Samsung Galaxy S10+ als Testgeräte im Einsatz, die wir mit Vertragskarten der drei deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber ausgestattet haben. Dabei kamen die Karten wechselweise in den beiden Smartphones zum Einsatz.
Die SIM-Karten waren jeweils für "LTE max." freigeschaltet. Das heißt, wir hatten stets die maximale Datenübertragungsgeschwindigkeit zur Verfügung, die das Netz in Verbindung mit den von uns genutzten Smartphones am jeweiligen Aufenthaltsort hergegeben hat. Das ist auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Vor allem Discounter-SIMs oder ältere Tarife sind in der Internet-Geschwindigkeit oft begrenzt.
So haben wir den Test durchgeführt
Zusammenfassung zum Netztest 2019
Montage: teltarif.de
Wie in den Vorjahren haben wir einen Erfahrungsbericht aus Nutzersicht durchgeführt. Anstelle vorgegebener Teststrecken haben wir den mobilen Internet-Zugang immer dort genutzt, wo wir diesen sowieso gerade nutzen wollten. Durchgeführt haben wir die Tests auf dienstlichen und privaten Reisen. Dadurch ergab sich in diesem Jahr, dass ein Großteil der Tests im Süden Deutschlands durchgeführt wurden.
Unterwegs waren wir in Nordrhein-Westfalen und Hessen, im Saarland und in Rheinland-Pfalz, in Bayern und Baden-Württemberg sowie in Berlin. Dabei haben wir auch unterwegs im Auto und in der Bahn auf die Funkversorgung und Nutzbarkeit des mobilen Internet-Zugangs geachtet. An den festen Messpunkten haben wir jeweils alle drei Netze ausprobiert, um die Ergebnisse auch miteinander vergleichen zu können. Im Rahmen des Tests haben wir zudem im Internet gesurft, über Messenger gechattet sowie Audio- und Videostreaming genutzt. Nicht zuletzt haben wir Speedtests durchgeführt.
Telekom-Netz mit höchsten Datenübertragungsraten
Die höchsten Datenübertragungsraten haben wir einmal mehr im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom gemessen. Unabhängig davon, dass wir bei früheren Tests bereits deutlich höhere Werte erreicht haben, lag der Maximalwert während unseres Netztests bei 177 MBit/s in Berlin. Aber auch im o2-Netz haben wir - ebenfalls in Berlin - mit 120 MBit/s einen dreistelligen Wert gemessen.
Bei Vodafone haben wir mit 96,3 MBit/s ein dreistelliges Ergebnis knapp verfehlt. Dabei gilt es zu bedenken, dass solche Resultate nur einen Richtwert geben. Wenige Meter weiter können die Datenübertragungsraten schon ganz anders aussehen - im positiven wie im negativen Sinn. Unter dem Strich bieten alle drei Netzbetreiber in Berlin eine gute Versorgung. Vorteil für Kunden im o2-Netz: Auch in der U-Bahn stehen LTE und UMTS zur Verfügung. Der seit langem angekündigte Ausbau in den anderen Netzen verschiebt sich immer weiter.
o2 holt bei der Flächenversorgung weiter auf
Schon im vergangenen Jahr waren die Bemühungen von Telefónica erkennbar, den Rückstand bei der LTE-Flächenversorgung gegenüber Vodafone und vor allem gegenüber der Deutschen Telekom aufzuholen. Dieser Trend setzte sich bei unserem aktuellen Netztest fort, auch wenn o2 zweifellos noch immer die schlechteste LTE-Abdeckung der drei Netzbetreiber in der Fläche hat.
Es zeigen sich zudem Erfolge bei der Netz-Modernisierung, die Telefónica parallel zum 4G-Ausbau in die Fläche durchführt. Dabei wird das Netz über die vorhandene Basisversorgung auf 800 MHz hinaus auf weiteren Frequenzbereichen wie 1800, 2100 und 2600 MHz erweitert, um mehr Kapazität zu schaffen. So haben wir auch in Frankfurt am Main (bis zu 70,7 MBit/s) und Köln (30 MBit/s) recht hohe Datenübertragungsraten gemessen. Beispiele wie Neu-Ulm (maximal 880 kBit) oder Fulda (1,79 MBit/s) zeigen aber, dass der Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist.
Schnelles Telekom-Netz in Berlin
Foto: teltarif.de
Telekom punktet beim mobilen Streaming
Die Telekom hat nach wie vor die beste LTE-Flächenabdeckung unter den drei deutschen Mobilfunknetzen. Das kommt Nutzern zugute, die unterwegs auch Streaming nutzen möchten. Auch bei längeren Autofahrten im Rhein-Main-Gebiet und Rheinhessen, im Spessart und in der Rhön, konnten wir Webradio im Telekom-Netz über Apps wie TuneIn Radio und Radioplayer.de ohne Aussetzer hören.
In Ballungsgebieten ist die LTE-Abdeckung von Vodafone mit der im Telekom-Netz vergleichbar. Streaming-Probleme bekommen Vodafone-Kunden aber in ländlichen Regionen, wo nach wie vor oft nur GSM und somit GPRS oder EDGE zur Verfügung steht. Das Telefónica-Netz "krankt" auch in eigentlich mit 4G versorgten Regionen teilweise noch an kleinen Empfangslücken oder Stellen mit nur schwachem Pegel, sodass es beim Streaming zu Aussetzern kommt.
Telekom zeigt in Städten Schwächen
Nach wie vor besteht im Telekom-Netz das Problem, dass LTE in Städten oft nur auf 1800 und 2600 MHz ausgebaut ist. Hier sind dank 20 MHz Bandbreite hohe Datenübertragungsraten möglich. Physikalisch bedingt ist der Empfang innerhalb von Gebäuden aber nicht oder nur eingeschränkt möglich. So kommt es vor, dass man auf der Straße mit 100 MBit/s surfen kann, wenige Meter weiter in einem Gebäude aber nur noch mit 100 kBit/s.
Diese "Indoor-Lücken" werden dank LTE auf 900 MHz kleiner. Offenbar dauert der Ausbau des 4G-Netzes in diesem früher ausschließlich für GSM genutzten Frequenzbereich aber recht lange, sodass es auf absehbare Zeit noch zu den genannten Einschränkungen kommt. Vodafone und Telefónica hatten auch in Städten von Anfang an LTE auf 800 MHz aufgebaut. Vorteil: Schnellere Flächenversorgung und bessere Indoor-Abdeckung. Nachteil: Weniger Kapazität, da hier für jeden Netzbetreiber nur 10 MHz Bandbreite zur Verfügung stehen.
Vodafone in Ballungsgebieten mit guter LTE-Performance
Das LTE-Netz von Vodafone konnte im Test vor allem in Städten und Ballungsgebieten überzeugen. Hier war die Abdeckung ähnlich gut wie bei der Deutschen Telekom und besser als bei Telefónica. Bei den Datenübertragungsraten kann Vodafone mit der Telekom nicht ganz mithalten und auch Telefónica bietet in Regionen, in denen die Netzmodernisierung bereits abgeschlossen wurde, teilweise mehr Speed als Vodafone.
Zum Frustfaktor wird das Vodafone-Netz indes in ländlichen Regionen, wo der LTE-Ausbau noch hinter dem der Telekom zurückbleibt. Es gibt auch schon Gegenden, in denen o2 an Vodafone vorbeigezogen ist. Allerdings darf man nie vergessen, dass es sich hier um Mobilfunknetze handelt, wo es immer auch zu Einschränkungen kommen kann - etwa wenn der Standort von Netzbetreiber A 200 Meter weiter vom Nutzungsort entfernt ist als der Mast von Netzbetreiber B, wenn die Antennen der Netze unterschiedlich ausgerichtet sind oder verschiedene Frequenzbereiche zum Einsatz kommen.
Alle Netze zeigen in Grenznähe Schwächen
Vor- und Nachteile in allen Netzen
Fotos: Telekom/o2/Vodafone, Montage; teltarif.de
Defizite in allen Netzen haben wir im Test im Grenzgebiet von Deutschland zu Frankreich festgestellt. In der kleinen Gemeinde Berus, die direkt an der lothringischen Grenze gelegen, konnten wir die deutschen Mobilfunknetze nicht empfangen, während die französischen Netze mit LTE zur Verfügung standen. Ähnliche Erfahrungen machten wir vor einigen Jahren auch im deutsch-tschechischen Grenzgebiet im Bayerischen Wald, wo auf deutscher Seite zwar die tschechischen, nicht aber die deutschen Netze empfangen wurden.
Auch im Stadtgebiet der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken hinterließen Telekom, Vodafone und o2 keinen guten Eindruck. Vor allem der LTE- und auch der UMTS-Empfang innerhalb von Gebäuden war oft schwach oder gar nicht gegeben. Das GSM-Signal war stark und reichte für Telefonie und SMS, während ein zeitgemäßer mobiler Internet-Zugang über 2G nicht möglich ist.