Netztest

Chip-Netztest: T-Mobile verdrängt A1 von Platz 1

Wie schon zuvor in Deutschland, hat Chip auch die österreichischen Netze getestet. Das Ergebnis ist für die deutschen Anbieter wenig schmeichelhaft.
Von Wolfgang Korne

Die Computerzeitschrift Chip hat zusammen mit den Berliner Mobilfunkspezialisten von Net Check einen Netztest in Österreich durchgeführt. Der Test zeigt: Seit 2018 haben sich alle Netzbetreiber noch einmal spürbar verbessert.

VoLTE macht den Unterschied

Ein wichtiger Grund für die Veränderungen: Dieses Jahr bietet nicht nur A1 Telekom Austria die Telefonie über den 4G-Mobilfunkstandard LTE an. Mittlerweile haben auch T-Mobile Austria und Hutchison Drei Austria ihr Manko ausgeglichen und "Voice over LTE" (VoLTE) freigeschaltet. Der Vorteil: Werden Gespräche per VoLTE direkt im LTE-Netz abgewickelt, reduziert sich in der Regel die Zeit für den Verbindungsaufbau. Und nur bei VoLTE gibt es EVS, womit die Sprachübertragung wesentlich besser und natürlicher klingt.

Für T-Mobile hat sich die Anstrengung gelohnt: Ganze zwei Plätze gewinnt der Magenta-Riese im Vergleich zum Vorjahr und zieht damit erstmals an der Konkurrenz vorbei auf den ersten Platz. A1 wechselt die Gold- gegen eine Silbermedaille ein. Hutchison Drei Austria rutscht auf den dritten Rang.

"Lange Zeit setzte A1 die Maßstäbe und war strukturell im Vorteil", erklärt Wolfgang Pauler, Testchef bei Chip. "Unter anderem durch das technische Upgrade auf VoLTE bei T-Mobile und Drei verändert sich nun zum ersten Mal die lange unangefochtene Hackordnung der Netzbetreiber."

Damit bestätigt der Chip-Test den der Zeitschrift connect, der schon im letzten Dezember T-Mobile zum besten Netzanbieter Österreichs gekürt hatte. Der Vorsprung zu A1 ist aber so knapp, dass nur Nuancen den Ausschlag zugunsten der Telekom-Tochter gaben. Alle Netzbetreiber liegen beim Telefonieren auf einem sehr hohen Niveau und machen fast keine Fehler, so Chip. Im Gesamtergebnis liegt T-Mobile hauchdünn an der Spitze. Im Gesamtergebnis liegt T-Mobile hauchdünn an der Spitze.
Grafik: Chip

Knappe Einzelergebnisse

Im Gesamtergebnis erhält T-Mobile die Schulnote 1,24 und liegt damit 0,03 Punkte vor A1. Auch in den beiden Wertungskategorien "Telefonie"sowie "Mobiles Internet" erzielt der Netzbetreiber das beste Ergebnis.

A1 verfehlt seinen angestammten ersten Platz nur um Haaresbreite mit der Gesamtnote 1,27. T-Mobile verbindet die Telefonate seiner Kunden schneller und bietet auch die beste Sprachqualität, während A1 beim Rufaufbau kleine Schwächen zeigt. Hutchison 3 landet auf dem dritten Platz. Die Bewertung 1,4 zeigt aber, dass die Tochter der chinesischen CK Hutchison Holdings nach wie vor in derselben Liga spielt wie die Konkurrenz. Pikant: Der Letzte im Österreich-Netztest liegt auf Augenhöhe mit dem deutschen Netztest-Sieger Telekom (Note 1,36).

Der Vergleich ist zulässig, weil das Mess-Setup in beiden Ländern von Net Check beinahe identisch gewählt wurde. Einen nicht ganz unwichtigen Unterschied gibt es aber dann doch, denn in Österreich wurde das Samsung Galaxy S8 verwendet, während in Deutschland das Sony Xperia XZ zum Einsatz kam. Alle Messungen liefen direkt auf den jeweiligen Smartphones. Die Techniker von Net Check waren auch mit Rucksack unterwegs Die Techniker von Net Check waren auch mit Rucksack unterwegs
Bild: Net Check

Surfen mit Highspeed

Beim mobilen Surfen entlang der Messstrecke ist die schnelle Funktechnik LTE in allen Netzen zu rund 99 Prozent verfügbar. Die Performancelücke zwischen Stadt und Land fällt bei den Providern der Alpenrepublik moderat aus. Nicht nur in den Städten, auch auf den Verbindungsstraßen zeigen alle drei Netze eine ausgezeichnete Leistung. Mit schnellen 60 MBit/s positioniert sich T-Mobile in Österreich noch hinter 3 (67 MBit/s) und Speed-Meister A1 (über 78 MBit/s). Zum Vergleich: In Deutschland schneidet die Telekom auf den Verbindungsstraßen am besten ab – mit 44 MBit/s. Zudem machen die Netze so gut wie keine Fehler: Das Abrufen von YouTube-Livestreams in FullHD verläuft fast immer reibungslos.

Baustelle Fernzüge

Verbesserungspotential gibt es bei der Verbindung in Zügen. A1 bietet hier das beste Netz und liegt beim Telefonieren mit einer Quote von 6,7 Prozent an abgebrochenen Gesprächen vorne. T-Mobile kommt auf 8,6 Prozent. Auch das Surfen funktioniert nicht reibungslos. Der Up- bzw. Download einer Datei sowie der Abruf eines Livestreams von YouTube gelingt selbst bei A1 nur in 94 Prozent aller Fälle. Das sind über fünf Prozent weniger als in den Städten. Insgesamt bescheinigt der Cchip Netztest allen Netzen ein „gutes“ Ergebnis in den Zügen – mindestens eine Klasse besser als in Deutschland. Das Niveau in der Schweiz bleibt allerdings unerreicht.

Mit Rucksack und Auto durch Österreich

Die Testingenieure von Net Check legten insgesamt über 7500 Kilometer mit speziellen Messfahrzeugen und Rucksäcken durch Österreich zurück. Ihre Fahrt führte sie vom Bodensee im Westen bis ins Burgenland im Osten. Mehr als 1500 Kilometer waren sie mit Fernzügen unterwegs. Die Tester nahmen fünf Metropolen, zehn mittelgroße und 20 kleinere Städte genauer unter die Lupe und achteten besonders auf die Netzqualität an viel besuchten Hotspots, darunter Sehenswürdigkeiten, Flughäfen, Bahnhöfe und Einkaufszentren. Net Check führte die Tests mit 18 Smartphones des Modells Samsung Galaxy S8 durch, gesteuert durch automatisierte Messsysteme des Messtechnik-Herstellers Rohde & Schwarz Mobile Network Testing.

Die Ergebnisse der deutschen Messfahrt von Chip können Sie in einem weiteren Bericht nachlesen.

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