Trotz Handy

SOS: Trotz Handy werden Notrufsäulen tausendfach genutzt

Sie stehen alle paar Kilo­meter an den Auto­bahnen und vermit­teln bei Unfällen oder Pannen Sofort­hilfe: Notruf­säulen. Auch in Zeiten des Mobil­tele­fons bieten sie manchen Vorteil.
Von dpa /

Notrufsäulen an Autobahnen gehören nicht der Vergangenheit an Notrufsäulen an Autobahnen gehören nicht der Vergangenheit an
picture alliance/Uwe Anspach/dpa
Auf Auto­bahnen sind sie ein gewohntes Bild: oran­gefar­bene Notruf­säulen, die in regel­mäßigen Abständen am Rand­streifen stehen. Ange­sichts der millio­nenfach genutzten Mobil­tele­fone scheinen sie im Falle einer Panne oder eines Unfalls aus der Zeit gefallen zu sein, doch haben sie aus Sicht von Verkehrs­experten noch immer ihre Berech­tigung - nicht nur wegen der Funk­löcher im Land.

"Sie sind nach wie vor sinn­voll", sagt Corne­lius Blanke vom Auto­mobil­club ADAC Hessen-Thüringen. "Beim Anruf von einer Notruf­säule wird der Rettungs­leit­stelle der Standort des Tele­fons auto­matisch mitge­teilt", nennt er einen der Vorteile. "Der Anrufer muss sich also keine Gedanken über seinen Aufent­haltsort machen." Gerade wenn man aufgrund der beson­deren Situa­tion aufge­regt sei, viel­leicht keine oder nur eine schlechte Netz­verbin­dung habe, nutze das Handy wenig bis nichts.

17000 Notruf­säulen bundes­weit

Notrufsäulen an Autobahnen gehören nicht der Vergangenheit an Notrufsäulen an Autobahnen gehören nicht der Vergangenheit an
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An den Auto­bahnen in Hessen stehen nach Angaben der GDV Dienst­leis­tungs-GmbH, die im Auftrag des Bundes für die Annahme der Notrufe zuständig ist, 1230 Notruf­säulen. Bundes­weit gibt es demnach fast 17000 der Geräte. Die Tendenz sei sogar stei­gend, da auch neu gebaute Auto­bahn­abschnitte in der Regel mit den Säulen ausge­stattet würden.

Die Geräte verfügen nach Angaben der Dienst­leis­tungs-Gesell­schaft über eine punkt­genaue Stand­ortken­nung - hilf­reich, wenn der Anrufer nur vage Angaben zum Ort des Gesche­hens machen kann. "Die Notruf­säulen sind nach wie vor zuver­lässige Helfer", sagt Spre­cherin Birgit Luge-Ehrhardt. "Sie kennen keinen leeren Akku und keine Funk­löcher. Man kann sie nicht zu Hause vergessen, sondern sie stehen verläss­lich etwa alle zwei Kilo­meter an den Bundes­auto­bahnen. Letzt­endlich wäre jede Pannen- oder Notruf­meldung, die ohne die Notruf­säulen ins Leere laufen würde, eine zu viel."

Nach Zahlen der Dienst­leis­tungs-Gesell­schaft wurden die Geräte im vergan­genen Jahr deutsch­land­weit rund 52000 Mal genutzt. Die meisten Meldungen betrafen Pannen und Notrufe, hinzu kamen Infor­mationen zu Personen oder Gegen­ständen auf der Auto­bahn sowie zu Falsch­fahrern oder Bränden an der Böschung.

"Die am häufigsten genutzte Notruf­säule wird von uns nicht mehr ermit­telt, da nicht sicher­gestellt werden kann, ob die Anzahl der Calls auch tatsäch­liche Notrufe oder viel­leicht Stör­impulse aufgrund eines Defekts waren", so Luge-Ehrhardt.

Auf dem Weg zur Säule Warn­weste tragen

Die Betreiber regis­trieren auch bestimmte Hoch­phasen für die Notruf­säulen: "Betrachtet man die Zahlen im Jahres­verlauf, ist in der Feri­enzeit natür­lich mehr zu tun", so die Spre­cherin der Dienst­leis­tungs-GmbH. Auch zu anderen Zeiten mit volleren Straßen wie an Feier- und Brücken­tagen und im Berufs­verkehr gingen mehr Meldungen als sonst ein.

Wichtig sei, dass Auto­fahrer auf dem Weg zur Notruf­säule nicht auf dem Stand­streifen, sondern jenseits der Leit­planke laufen und eine Warn­weste tragen, sagt ADAC-Spre­cher Blanke. Pfeil­rich­tungen an den Pfosten entlang der Auto­bahn weisen den Weg zur nächst­gele­genen Säule.

Eine weitere Möglich­keit sei, das auto­mati­sche Notruf­system "eCall" zu nutzen, das für alle neuen Pkw-Typen Pflicht ist, oder eine Pannen­hilfe-App. Oder eben per Handy die Notfall­nummer 112 wählen.

Aber auch das Smart­phone ist als Helfer in der Not nicht zu unter­schätzen. Eine offi­zielle Notruf-App für iOS und Android erscheint 2020. Mehr zu dem Thema lesen Sie in einer weiteren Meldung.

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