Selbstversuch: Wie schlägt sich o2 im Münsterland?
o2-LTE-Versorgung in Dülmen
Screenshot: Björn König
Viele Dülmener fahren am Wochenende in das rund 50 Kilometer entfernte holländische Winterswijk, um Einkäufe zu erledigen. Manch böse Zunge würde jetzt vielleicht noch behaupten, auch um endlich mal ungestört zu telefonieren. Denn das westliche Münsterland lag in Sachen Netzausbau lange Zeit weit hinter den niederländischen Nachbarn zurück. Als teltarif.de-Autor ist man es ja bereits gewöhnt, über die zahlreichen Probleme und Herausforderungen zu berichten, mit denen Telekom, Vodafone und o2 jeden Tag zu kämpfen haben. Über die eigenen Eindrücke und Erfahrungen zu sprechen ist aber immer noch irgendwie etwas anderes und genau das möchte ich heute mal tun.
Abseits der Metropolen
o2-LTE-Versorgung in Dülmen
Screenshot: Björn König
Ein kurzer Blick auf Google Maps bzw. alternativ die o2-Netzkarte zeigt bereits recht eindrucksvoll das (geografische) Problem. Dülmen befindet sich nämlich genau zwischen den wirtschaftlichen Zentren Westfalens. Nördlich liegt Münster, südlich und östlich große Ruhrgebietstädte wie Dortmund und Essen. Dazwischen ist mehr oder weniger landwirtschaftliche Nutzfläche. Mit anderen Worten: Die Netzbetreiber hatten kein besonderes Interesse, diese Region vorrangig auszubauen.
Obwohl Dülmen mit rund 50 000 Einwohnern sogar eher zu den mittelgroßen Städten gehört, gab es hier insbesondere im o2-Netz über lange Jahre massive Versorgungsprobleme. Das zeigte sich vor allem in den Randbereichen und Ortsteilen, wie beispielsweise Hiddingsel. Also bin ich in den vergangenen Jahren immer mal wieder dort gewesen und konnte die Veränderungen beobachten. Lange Zeit ging dort gar nichts. Und das bedeutet nicht etwa nur ein Verzicht auf LTE. Selbst 3G oder EDGE in akzeptabler Geschwindigkeit war nicht verfügbar. Das Smartphone taugte hier eigentlich nur noch als Briefbeschwerer.
Probleme auch beim Inhouse-Empfang
Leider hörten die Probleme allerdings auch nicht bei den Datenverbindungen auf. Vor allem beim Inhouse-Empfang gab es immer wieder erhebliche Probleme mit dem Telefonieren. Zwar kamen grundsätzlich Verbindungen zustande, der Verbindungsaufbau dauerte jedoch oft länger. Der Gesprächspartner war zwar verständlich, konnte mich jedoch nicht verstehen. Eine ziemlich frustrierende Erfahrung, weshalb dann auch immer wieder der Griff zum Festnetztelefon erforderlich wurde.
Etwa in den vergangenen zwei bis drei Jahren hat sich dann die Situation aber Schritt für Schritt im gesamten Stadtgebiet stark verbessert. Anfangs begann Telefónica damit, die Versorgungssituation im innerstädtischen Bereich zu optimieren, dort wurden die ersten Anlagen auf den LTE-Standard umgerüstet. Dann ging es Schritt für Schritt in den Außenbereichen weiter. Mittlerweile sind selbst in den extrem dünn besiedelten Ortschaften bzw. Bauerschaften kaum noch größere Versorgungslücken erkennbar, sodass auch dort das Surfen mit LTE-Geschwindigkeit weitgehend problemlos möglich ist.
LTE als Festnetz-Ersatz
Das große Dilemma auf dem Land ist ein genereller Mangel an breitbandigen Internet-Verbindungen. In anderen Ortsteilen, wie Merfeld, mussten die Einwohner lange auf schnelles Internet verzichten, bis dort beispielsweise Vodafone per LTE versorgte. Dort seinerzeit jedoch nicht primär zur mobilen Nutzung, sondern als Festnetz-Alternative in einem von der Deutschen Telekom nicht mit ausreichender DSL-Geschwindigkeit versorgtem Gebiet.
Mittlerweile hat sich aber auch hier die Situation entspannt, denn vor allem die Deutsche Glasfaser hat sich zum Ziel gesetzt, in diesen Regionen Glasfaser (FTTH) zu verlegen. Da die LTE-Versorgung aber auch beim Wettbewerber o2 deutlich besser geworden ist, lohnen sich in den ländlichen Ortsteilen um Dülmen herum vielleicht sogar mittlerweile unbegrenzte mobile Datenflatrates, wie o2 Unlimited oder sogar das kürzlich gestartete Freenet-Angebot Funk. Diese Produkte sind teils sogar günstiger, als so mancher Glasfaser-Anschluss, bei dem schließlich auch noch entsprechende Baumaßnahmen anfallen.