So kam LTE von o2 nach Zwiesel im Bayerischen Wald
LTE-Mast von o2 in Zwiesel
Foto: Telefónica
Telefónica hat noch deutliche Defizite beim LTE-Ausbau abseits der Städte und Ballungszentren. Der Münchner Mobilfunk-Netzbetreiber setzt zwar seinen Netzausbau konsequent fort und hat sich für dieses Jahr vorgenommen, gleich 10 000 LTE-Stationen neu in Betrieb zu nehmen. Natürlich braucht der Ausbau aber seine Zeit und o2 kann nicht überall gleichzeitig, wo Bedarf besteht, das 4G-Netz aufbauen.
Im Frühjahr hatte das Unternehmen die Aktion "o2 bringt LTE aufs Land" gestartet, mit der Leser einer Fachzeitschrift die Möglichkeit bekommen sollten, das mobile Breitbandnetz für ihre Heimat auch gleich selbst in Betrieb zu nehmen - rein symbolisch, versteht sich. Beworben haben sich eine ganze Reihe von Interessenten. Gewonnen hat schließlich ein Kunde aus Zwiesel in Niederbayern, mitten im Bayerischen Wald gelegen.
LTE-Mast von o2 in Zwiesel
Foto: Telefónica
Die Einwohnerzahl in der Region mag "überschaubar" sein. Allerdings kommen jährlich noch eine große Zahl an Touristen dazu, die ihre schönste Zeit des Jahres im deutsch-tschechischen Grenzgebiet verbringen. Ein Grund mehr, anstelle des alleinigen GSM-Netzes mit sehr langsamem EDGE-Internetzugang das 4G-Netz aufzubauen, sodass die Nutzer einen zeitgemäßen Breitband-Zugang zur Verfügung haben.
Anstelle weniger Kilobit pro Sekunde stehen nach Angaben des Netzbetreibers nun rund 30 bis 40 MBit/s im Downstream zur Verfügung. Wie Telefónica mitteilte, ergaben Messungen per Netztest-App, dass o2-Kunden in Zwiesel durchschnittlich schnellere Datenraten als Kunden in anderen Mobilfunknetzen in der Region zur Verfügung standen. Zusätzlich zum LTE-Standort im Norden der bayerischen Gemeinde (Ortsteil Rotkot) hat Telefónica auch eine neue LTE-Station im Südwesten von Zwiesel in Betrieb genommen, um eine möglichst flächendeckende 4G-Versorgung zu gewährleisten.
Telefónica erläutert die Aufrüstung
Wie der Münchner Mobilfunk-Netzbetreiber erläuterte, passierte der Großteil der Aufrüstungsarbeiten hinter den Kulissen. "Bis ein Mobilfunkstandort wie in Zwiesel mit LTE senden kann, müssen die Netztechniker von Telefónica Deutschland zahlreiche Schritte durchführen", so das Unternehmen in einer Presseerklärung.
Im Vorfeld der technischen Aufrüstung fertigten die Netzexperten zunächst eine Entwurfsplanung für den Umbau des Standorts an und holten die erforderliche Standortbescheinigung der Bundesnetzagentur ein. Für die eigentliche Aufrüstung vor Ort koordinierten sie die Anlieferung der Technik, die Dienstleister und einen Kraneinsatz. Am Fuße des Mobilfunkmasts - mitten im Wald - stockten die Netzexperten die bestehende Technik an der Basisstation um neue LTE-Module auf.
Im nächsten Schritt wurden die neuen LTE-Antennen an dem 40 Meter hohen Mast montiert. Auch der Richtfunklink wurde ausgetauscht, damit die Signale zur nächsten Vermittlungsstelle mit höherer Kapazität übermittelt werden können. Für die Verkabelung der Antennen mit der Systemtechnik am Boden verwendeten die Netztechniker den Angaben zufolge Glasfaserkabel. Diese sorgen für eine verlustfreie Signalübertragung und möglichst geringe Latenzzeiten.
Integration ins Netz: Auf die Parameter kommt es an
Aktivierung des neuen LTE-Senders
Foto: Telefónica
Mit dem Aufbau der Hardware am Mobilfunkstandort ist die Arbeit aber noch nicht erledigt. So muss die neue LTE-Station parametrisiert werden, sodass sie die Signale wie gewünscht überträgt und sich optimal ins bestehende Telefónica-Netz einfügt. Dazu müssen die Nachbarschaften zu den nächstliegenden Sendern geplant werden, um es den Kunden zu ermöglichen, die Mobilfunkdienste unterbrechungsfrei weiter zu nutzen, wenn sie sich mobil von Funkzelle zu Funkzelle bewegen. Dank des Self-Organizing Networks (SON) müssen die Netztechniker nur die wichtigsten Parameter ins Netz einspielen. Der Rest passiert automatisch.
Die Datennutzung über den Mobilfunkstandort im Norden von Zwiesel hat sich nach Telefónica-Angaben seit der Aufrüstung um mehr als das Dreißigfache gesteigert. Sie sei auf dem bestem Weg, die 1-Terabyte-Marke pro Monat zu knacken. Dabei setzt Telefónica den Netzausbau auch in anderen Regionen fort. Rechnerisch komme jede Stunde ein weiterer LTE-Sender hinzu. In einer weiteren Meldung lesen Sie, wie Telefónica beim diesjährigen Netztest von teltarif.de abgeschnitten hat.