SON

o2: Das Telefónica-Netz soll sich künftig selbst optimieren

Ein Self Organizing Network (SON) soll dazu führen, dass sich das Telefónica-Netz künftig selbst besser optimiert. So soll dann auch schneller auf Netzengpässe und Ausfälle reagiert werden können.
Von Thorsten Neuhetzki

Das Netz von Telefónica soll sich selbst optimieren Das Netz von Telefónica soll sich selbst optimieren
Foto: Telefónica
Telefónica hat nach eigenen Angaben mit dem sogenannten Self Organizing Network (SON) eine neue Technologie eingeführt, die das Mobilfunknetz des Unternehmens "eigenständig, zeitnah und flexibel an veränderte lokale Gegebenheiten anpassen" soll. Das Self Organizing Network soll vor allem bei der derzeit laufenden Konsolidierung der Netze von E-Plus und o2 zum Tragen kommen, teilte der Netzbetreiber heute mit.

Der Zweck des SON ist es, dass Verkehrslasten in den drei Netzstandards GSM, UMTS und LTE dynamisch gesteuert werden. Das soll Überlastungen reduzieren und Abdeckungslücken durch den zeitweiligen Ausfall eines Senders automatisch verbessern. Bisher sei das nur durch manuelle Änderungen durch Techniker möglich gewesen, jetzt soll das Netz selbstständig die Verbesserungen vornehmen. Die SON-Software erfasse, analysiere und optimiere kontinuierlich eine Vielzahl an Parametern im Netz, heißt es von Telefónica. Die aktuellen Netzdaten würden dabei "in relativ kurzen Intervallen" erhoben, untersucht und mit Anpassungen in das Netz zurückgespielt. Dazu sind jedoch SON-Module im Netz notwendig. Diese würden nun stufenweise eingeführt.

Erster Schritt: SON im UMTS-Netz

Das Netz von Telefónica soll sich selbst optimieren Das Netz von Telefónica soll sich selbst optimieren
Foto: Telefónica
SON erlaube nicht nur die vollautomatische Optimierung, sondern auch eine vereinfachte Integration von neuen Mobilfunkanlagen, sagt Cayetano Carbajo Martin, Chief Technology Officer von Telefónica Deutschland. "Mit der Software werden wir unser Netz noch besser optimieren und zu jeder Zeit automatisch und flexibel an den tatsächlichen Kundennutzen anpassen können." In einem ersten Schritt habe Telefónica das Self Organizing Network für die Optimierung der Beziehungen zwischen benachbarten Mobilfunk­stationen im UMTS-Netz eingeführt. Dabei geht es um die Nachbarschaftsplanung und -pflege. Diese ist entscheidend für die nahtlosen Handover zwischen den Netzen. Schon 2014 habe das Unternehmen begonnen, die automatische Nachbarschaftsplanung von verschiedenen SON-Herstellern im Rahmen von Pilotprojekten in Berlin und Nürnberg zu testen. Jetzt werde SON endgültig in Betrieb genommen.

Mit weiteren Modulen sollen künftig Überlast­erschein­ungen, Ausfälle oder Überreich­weiten erkannt werden und nahezu in Echtzeit darauf reagiert werden können. Diese Module seien aber erst in Planung. Es sei heute jedoch eine Lastverteilung aktiv, die Kunden bei einer drohenden Überlastung innerhalb einer LTE-Funkzelle auf UMTS verschiebt. Die Smartphones kehren von selbst auf LTE zurück, sobald die Technologie wieder frei und verfügbar ist. Dieses Load-Balancing kommt seit einigen Monaten verstärkt zum Einsatz.

So soll das SON bei der Konsolidierung helfen

Die Zusammenlegung der beiden bislang getrennten Netze stellt Telefónica vor große Aufgaben. Durch die Zusammenlegung der Netze und der Abschaltung einzelner Standorte befindet sich das Netz in einem dauerhaften Wandel. Vorgenommene Veränderungen müssen in den Einstellungen des Netzes permanent nachgehalten werden. Das stelle in Anbetracht der Größenordnung eine äußerst aufwendige und hochkomplexe Aufgabe dar. Das Self Organizing Network soll ermöglichen, dass diese Einstellungen künftig automatisiert ablaufen können.

Werden im Zuge der Integrations­arbeiten neue, zusätzliche Standorte im Netz hinzugefügt, übernimmt das Self Organizing Network nach Angaben von Telefónica die notwendigen Konfigurationen, um sich mit benachbarten Mobilfunkstationen zu verbinden. Die Fähigkeit des Self Organizing Networks, das Verhältnis zu Nachbarknoten­punkten oder Nachbarfunkzellen unmittelbar anpassen zu können, trage zu einer stabileren Versorgung bei. Fällt beispielsweise an einem Standort eine Basisstation aus, kann die entstandene Abdeckungslücke durch die automatische Umkonfiguration der Nachbarknoten bestmöglich wieder gefüllt werden. Dafür werden die Stationen in der unmittelbaren Nachbarschaft neu definiert. Auch könnten Kapazitäten bei höherem Bedarf wie bei einem Stadtfest flexibel erhöht werden. Telefónica Deutschland werde immer mehr Optimierungsmaßnahmen an das Self Organizing Network übergeben, um das eigene Netz flexibler und bedarfsgerechter zu gestalten.

Erst Anfang der Woche hatte Telefónica bekanntgegeben, dass in Zusammenarbeit mit Huawei ein Service Operation Center eingerichtet wurde. Anonymisierte Nutzungsdaten sollen die Netzperformance optimieren.

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