Abhängig

Opensignal-Tests: Besseres Smartphone - mehr Speed

Wenn Netz­betreiber von Höchst­geschwin­digkeiten spre­chen, hängt es vom verwen­deten Endgerät ab, was das kann. Eigent­lich nahe­liegend.
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Das Netz-Analyse-Tool Opensignal hat die Auswirkungen von Smartphone Marken und Modellen auf das Kundenerlebnis untersucht. Das Netz-Analyse-Tool Opensignal hat die Auswirkungen von Smartphone Marken und Modellen auf das Kundenerlebnis untersucht.
Grafik: Opensignal
Das Forschungs­unter­nehmen Open­signal unter­sucht regel­mäßig den inter­natio­nalen Mobil­funk­markt, wir haben darüber schon berichtet. Daten­basis seiner Ergeb­nisse sind Smart­phones, auf denen die Open­signal App (unter Android oder iOS verfügbar) läuft.

Daten­basis: 23 Millionen Geräte

Welt­weit sind das etwas über 23 Millionen Geräte, die laut Open­signal fast 188 Milli­arden Messungen gemacht haben. Für den aktu­ellen Bericht wurden Daten in der Zeit vom 1. April bis zum 30. Juni 2019 ausge­wertet.

Diesmal war der Ansatz ein anderer: Wie schnell ist das Netz bezogen auf Modell und Marke des Kunden?

Es gibt Unter­schiede zwischen den Handys

Das Netz-Analyse-Tool Opensignal hat die Auswirkungen von Smartphone Marken und Modellen auf das Kundenerlebnis untersucht. Das Netz-Analyse-Tool Opensignal hat die Auswirkungen von Smartphone Marken und Modellen auf das Kundenerlebnis untersucht.
Grafik: Opensignal
Nicht alle Handys haben die glei­chen Chips, manche haben mehr Rechen­power, können schnel­lere oder schär­fere Grafik Anzeigen und genauso gibt es Unter­schiede in der Über­tragungs­geschwin­digkeit. Auch die Empfänger-Empfind­lich­keit der Geräte spielt eine Rolle, wo Gerät A keinen Empfang hat, könnte Gerät B noch bestens funk­tionieren.

Smart­phones unter­scheiden sich in der Kamera-Qualität, in der Bild­schirm­größe und den bereits erwähnten tech­nischen Para­metern. Open­signal hat zum ersten Mal die Nutzer-Erfah­rung mit verschie­denen Modellen und Herstel­lern von Smarp­thones welt­weit in 73 Ländern vergli­chen.

Wenn man sich die drei größten Hersteller (gemessen an verkauften Smar­phones) , also Samsung, Huawei und Apple anschaut, zeigt die Studie anschau­lich, wie die Smart­phone-Nutzer ihr Netz mit einem "High-End"-Smart­phone ganz anders "erleben", als Anwender von preis­werten Modellen oder einem anderen Hersteller.

Samsung-Anwender erlebten in 35 Prozent von 40 unter­suchten Ländern höhere Down­load-Geschwin­digkeiten als Kunden mit Apple- oder Huawei-Modellen. Das muss nicht überall so sein. In 17,5 Prozent der Länder surften Apple-Nutzer schneller. In den verblei­benden 48 Prozent gab es kaum unter­schie­dene, in 7 Ländern gehörten Huawei-Nutzer zu den schnellsten.

Das genutzte Smart­phone betrifft auch die Erfah­rung mit Multi­player-Spielen. Kunden eines hoch­wertigen Smarp­thones waren um 18 Prozent oder 11,1 Milli­sekunden schneller, was Latenz betrifft und immerhin noch 14 Prozent schneller, als Nutzer der Mittel­klasse. Geringe Latenzen sind bei Spielen wegen der Reak­tions­zeit wichtig.

In den Verei­nigen Staaten erlebten Samsung-Nutzer um 8,2 MBit/s größere Down­load-Geschwin­digkeiten als iPhone Nutzer.

Norwegen ist Samsung-Land

Das mobile Gigabit-Nutzererlebnis ist selbst mit Edel-Smartphones in Deutschland nicht so prickelnd, sagt Opensignal. Das mobile Gigabit-Nutzererlebnis ist selbst mit Edel-Smartphones in Deutschland nicht so prickelnd, sagt Opensignal.
Grafik: Opensignal.com
Das Land, das Samsung-Kunden die größte Vorteile bot, war Norwegen, wo sie um 12 MBit/s schneller als Huawei und um 14 MBit/s als Apple-Nutzer sein konnten. Apple-Kunden hatten gegen­über Samsung- oder Huawei-Kunden die größten Vorteile in den Verei­nigten Arabi­schen Emiraten (U.A.E.) und Taiwan. In diesen Ländern konnte mit dem iPhone um 14,7 MBit/s bzw. 8 MBit/s schneller als mit Samsung Geräten gesurft werden.

Der ausführ­liche Bericht (in engli­scher Sprache) kann bei Open­signal herun­terge­laden werden.

Handels­blatt zieht eigene Schlüsse

Das in Düssel­dorf erschei­nende Handels­blatt zieht aus dieser Studie seine ganz eigenen Schlüsse. So erreichten Smart­phone-Nutzer in Deutsch­land in der Realität fast nie die von Netz­betrei­bern verspro­chenen Höchst­geschwin­digkeiten.

Voda­fone bewirbt seine 4G-Tarifen mit Down­loadraten von bis zu 500 MBit/s, die Telekom spricht von "bis zu" 300 MBit/s und Telefónica nennt 225 MBit/s. Bei Messungen auf tausenden Smart­phones in Deutsch­land ermit­telten die Tester von Open­signal jedoch eine durch­schnitt­liche Down­loadrate von knapp 30 MBit/s. Und diesen Wert errei­chen auch nur Nutzer, die mit den modernsten Smart­phones unter­wegs seien. Wer alte Geräte benutze, komme mitunter nur auf gut 17 MBit/s.

DVTM kriti­siert Netz­betreiber

Aufgrund der Unter­schiede zwischen Verspre­chen aus der Werbung und realen Down­loadraten drohten die Firmen, ihr Vertrauen bei den Verbrau­chern zu verspielen, warnte Renatus Zilles, Vorstands­vorsit­zender des Deut­schen Verbandes für Tele­kommu­nika­tion und Medien: „Kunden fühlen sich veräp­pelt“, sagte Zilles dem Handels­blatt. Zilles hat Erfah­rungen in der Branche. Er gehörte zu den Pionieren des Call by Call in Deutsch­land und war lange beim Unter­nehmen Talkline-ID (heute bei Freenet) für Mehr­wert­dienste-Rufnum­mern zuständig.

Gegen­über dem Handels­blatt hätten sich die Netz­betreiber damit vertei­digt, die ange­gebenen Höchst­geschwin­digkeiten dürften nicht mit Durch­schnitts­geschwin­digkeiten vergli­chen werden. Das stimmt in der Tat und es hängt auch stark vom verwen­deten Endgerät ab.

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