Browser

Opera: 300 Millionen Nutzer und Wechsel der Browser-Engine

Opera setzt zukünftig auf die Webkit-Engine
Von Hans-Georg Kluge

Lars Boilesen, CEO von Opera Software, kündigte an, zukünftig auf Webkit  zu setzen. Lars Boilesen, CEO von Opera Software, kündigte an, zukünftig auf Webkit zu setzen.
Bild: Opera
Die norwegische Browser-Schmiede Opera hat angekündigt, in zukünftigen Produkten statt auf die hauseigene Presto-Engine auf die Open-Source-Engine Webkit zu setzen. Dieser Schritt soll dabei helfen, weitere Nutzer anzuziehen. Mittlerweile hat Opera nach eigenen Angaben monatlich 300 Millionen Nutzer auf den verschiedenen Plattformen wie PCs, Tablets und Smartphones. Von dem Engine-Wechsel verspricht sich Lars Boilesen, CEO von Opera Software, weiteren Schwung auf dem Smartphone-Markt.

Wechsel der Darstellungs­engine: Was Nutzer beachten müssen

Lars Boilesen, CEO von Opera Software, kündigte an, zukünftig auf Webkit  zu setzen. Lars Boilesen, CEO von Opera Software, kündigte an, zukünftig auf Webkit zu setzen.
Bild: Opera
Zukünftig soll die Darstellungs­engine Webkit des Chromium-Projektes verwendet werden. Für die Javascript-Ausführung soll Googles V8 verwendet werden. Der Wechsel soll zunächst auf den mobilen Plattformen bei Opera Mini und Opera Mobile erfolgen. Auf dem Ende Februar stattfindenden Mobile World Congress sollen erste Versionen der Browser-Apps mit Webkit-Engine vorgestellt werden.

Nutzer sollen von dem Wechsel der Browser-Engine nichts mitbekommen. Auch Erweiterungen sollen weiter funktionieren: Dafür will Opera ein Konvertierungs­tool anbieten und den Entwicklern Informationen zugänglich machen, um die Erweiterungen für die neue Webkit-Engine anzupassen. Opera möchte seine Entwickler-Community nicht vergraulen. Für Web-Entwickler soll sich ebenfalls nicht viel ändern: Opera empfiehlt, weiterhin möglichst standardkonform zu entwickeln. Allerdings werden zukünftig Javascript-Objekte wie window.opera nicht mehr unterstützt.

Die sichtbarste Veränderung für Nutzer könnten mobile Webseiten werden, die für Webkit-Browser optimiert sind. Häufig müssen Nutzer alternativer Browser erleben, dass Webseiten nicht mit anderen Browser-Engines getestet werden. So wurden früher Googles mobile Webseiten auf Webkit-Browsern ganz anders angezeigt. Mittlerweile hat Google das Layout für Firefox und Opera verbessert, unsere Screenshots zeigen aber immer noch Unterschiede.

Hintergrund: Apple erlaubt keine fremden Darstellungs-Engines

Darstellungsunterschiede mobiler Webbrowser. Darstellungsunterschiede mobiler Webbrowser.
Screenshots/Montage: teltarif.de
Die norwegischen Entwickler wechseln ihre Darstellungs­engine insbesondere wegen den Verhältnissen auf den Smartphone-Märkten. Auf der iOS-Plattform sind alternative Engines gar nicht gestattet: Alle Browser, die im Appstore zu laden sind, stellen letztlich nur ein Frontend für die auch vom mobilen Safari genutzte Webkit-Engine dar. Noch problematischer für Opera: Auf der Android-Plattform nutzt Google ebenfalls die Webkit-Engine. Zwar dürfen auf Android andere Browser ihre eigene Darstellungs­engine nutzen, wie es zum Beispiel der Firefox-Browser und bislang auch Opera selbst gemacht haben. Allerdings werden gerade mobile Seiten oftmals nur mit dem mobilen Safari oder einem anderen Webkit-Browser getestet, denn die Marktmacht der mobilen Webkit-Browser ist gewaltig.

Opera will seine Ressourcen zukünftig auf Features für Benutzer konzentrieren. Opera-Entwickler sollen am Open-Source-Projekt Chromium bzw. der Webkit-Engine mitarbeiten. Die eigene Oberfläche wird Opera aber beibehalten. Um auf dem Markt der Webbrowser weiter bestehen zu können, will Opera außerdem verstärkt Benutzer­features entwickeln. Opera verweist auf die eigenen Entwicklungen wie Browser-Tabs und Opera Turbo.

Die Entwickler-Community reagiert

In der Community der Webbrowser-Entwickler wird der Schritt bedauert. Der Blogger Christian Heilmann hat einige Stimmen zusammengetragen. Dabei wird deutlich, dass die von Opera entwickelte Presto-Engine von Entwicklern als besonders standardkonform angesehen wird. Allgemein wird bedauert, dass nun noch weniger Browser-Engines zur Verfügung stehen, um neue Features der Webtechnologien HTML5 und CSS zu implementieren und zu testen.

Mit dieser Ankündigung bleiben auf dem Markt der Browser-Engines nur noch drei große Spieler übrig. Neben Webkit wird noch die Gecko-Engine der Mozilla Foundation entwickelt. Auch Microsoft setzt auf seine eigene Engine, Trident genannt.

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