Papier-Computer

PaperTab: Dünn und flexibel wie Papier - nur viel intelligenter

Zum Umblättern leicht knicken: Intuitives Bedienkonzept
Von Marie-Anne Winter

Ein biegsames Farbdisplay von Plastic Logic. Ein biegsames Farbdisplay von
Plastic Logic.
Bild: Plastic Logic
Wenn man doch nur die Vorteile einer auf Papier gedruckten Zeitung mit den Vorteilen von E-Book-Readern bzw. Tablets bündeln könnte: Die auf Papier gedruckte Zeitung funktioniert zuverlässig fern jeglicher Steckdose, bietet eine flackerfreie Oberfläche, die auch beim Lesen von langen Texten nicht ermüdet (sofern die Texte interessant sind) und lässt sich platzsparend zusammenfalten. Allerdings veralten die Inhalte recht schnell - aktualisieren lässt sich dieses Medium nur, indem man am nächsten Tag eine neue Zeitung kauft.

Elektronische Lesegeräte dagegen bieten den Vorteil, eine komplette Bibliothek an Bord zu haben, sie können jederzeit aktualisiert werden und außerdem sind sie kommunikativer - moderne Gerätevarianten bieten Internetzugang und die Nutzung von E-Mail oder sozialen Netzwerken. Dafür kann oder will man sie nicht unbedingt mit an den Strand nehmen, denn Wasser oder Sand schaden der Elektronik.

Doch es zeichnet sich eine Lösung ab: Das Human Media Lab der Queen's University in Kingston (Kanada) hat in Zusammenarbeit mit Plastic Logic und Intel Labs ein Gerät entwickelt, das sämtliche Vorteile der genannten Medien in sich vereinigen soll: Das PaperTab. Das als "flexibler Papier-Computer" bezeichnete PaperTab kommt mit einem biegsamen, hoch auflösenden und dabei robusten 10,7-Zoll-Display von Plastic Logic. Angetrieben wird es von einem Intel-i5-Prozessor.

Aus vielen mach eins

Ein biegsames Farbdisplay von Plastic Logic. Ein biegsames Farbdisplay von
Plastic Logic.
Bild: Plastic Logic
Diese neuartigen Reader sehen nicht nur anders aus als die bekannten Geräte, sie werden auch anders bedient: Wenn die Nutzer umblättern möchten, müssen sie das dünne Gerät nur kurz in der Mitte biegen und die nächste Seite erscheint. Knicken sie die obere Ecke des PaperTab, versenden sie eine E-Mail. Konzipiert sind die PaperTabs prinzipiell aber als Touchscreens, sie können also mit Gesten, wie man sie von Smartphones oder Tablets kennt, bedient werden, die anderen Bedienungsmöglichkeiten wie das Knicken kommen zusätzlich hinzu. Der Clou: Mehrere PaperTabs können zusammengelegt und als ein großes Display benutzt werden. Durch die direkte Berührung verschiedener PaperTabs können auch Dateien zwischen diesen Geräten ausgetauscht werden, ähnlich wie man das von bestimmten NFC-Smartphones, etwa dem Nokia 700 oder 701 her kennt, allerdings noch viel komfortabler, weil man die Dateien einfach über die Geräte verschieben kann.

Wichtig war den Entwicklern neben der intuitiven Bedienbarkeit auch ein geringer Stromverbrauch der PaperTabs. Dazu haben sie sich eine Art Entfernungsmesser ausgedacht: Die Aktivität des PaperTab nimmt mit der Entfernung zum Benutzer ab. Ein elektromagnetischer Sensor meldet dem Gerät, ob sein Nutzer in der Nähe ist. In der direkten Umgebung des Nutzers ist das Gerät aktiv und verbraucht damit auch am meisten Strom. Wenn der Nutzer mehr als eine Armlänge entfernt ist, werden geöffnete Dateien nur noch als Thumbnails angezeigt und der Energieverbrauch gesenkt. Entfernt sich der Nutzer noch weiter von seinem PaperTab, fährt es seine Aktivität noch weiter herunter und zeigt nur noch Applikations-Symbole an.

Es wird allerdings noch einige Jahre dauern, bis die ersten papierdünnen Lesecomputer auf den Markt kommen.

Das PaperTab im Video:

Mehr zum Thema Bildschirm