Zahlen mit Karte

Payleven bietet ab sofort Kartenzahlung per Handy-Modul an

Günstige Konditionen sollen vor allem kleine Händler locken
Von dpa / Marc Kessler

Payleven Das Payleven-System
funktioniert per Aufsteck-Modul
Screenshot: teltarif.de
Ein neues Startup aus dem Umfeld der Samwer-Brüder will in Deutschland die Kartenzahlung auch im Kleingewerbe etablieren. Die Firma Payleven [Link entfernt] bietet seit heute bundesweit Einsteck-Module an, mit denen Smartphones und Tablets teure Kassengeräte ersetzen können.

In einer Testphase nutzten in den vergangenen Wochen fast 1 000 Händler und Dienstleister in Berlin das Angebot: Etwa Friseure, Bäckereien, Restaurants, Anbieter von Hauskrankenpflege und IT-Schulungen. Bis Jahresende soll die Zahl der Partner im "vielfachen Tausender-Bereich" liegen, wie Mitgründer und Geschäftsführer Alexander Zumdieck der Nachrichtenagentur dpa sagte. Payleven startet zeitgleich auch in Brasilien, Großbritannien und den Niederlanden.

Vorbild ist das US-Unternehmen Square

Payleven Das Payleven-System
funktioniert per Aufsteck-Modul
Screenshot: teltarif.de
Hinder dem Dienst steht die Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet der Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer. Das Unternehmen übernimmt häufig Geschäftsmodelle aus den USA für eigene Aktivitäten in Deutschland und anderen Ländern und passt sie auf die Gegebenheiten der lokalen Märkte an. Auch für Payleven gibt es ein konkretes US-Vorbild: die Firma Square des Twitter-Mitgründers Jack Dorsey. Square wurde 2009 gegründet und wickelt nach jüngsten Angaben pro Tag Zahlungen von rund 4 Millionen Dollar ab. Zuletzt machte das Unternehmen Schlagzeilen durch eine Partnerschaft mit der Kaffeehauskette Starbucks. Laut Medienberichten wurde Square beim Starbucks-Einstieg mit 3,25 Milliarden Dollar bewertet.

Niedrige Gebühren sollen Kleinunternehmer locken

Payleven will die Gewerbetreibenden mit einer niedrigen Einstiegshürde gewinnen. Pro Transaktion werden 9 Cent plus 2,95 Prozent des Betrags fällig - ohne die sonst bei Kartenterminals üblichen Langzeitverträge oder monatliche Gebühren. Ab 1 Euro können Kartenzahlungen angenommen werden. Über Payleven kann man derzeit mit einer EC-Karte sowie Kreditkarten von Mastercard bezahlen. Visa und American Express sollen demnächst folgen. Es gehe um einen potenziellen Markt von zwei, drei Millionen Kleinunternehmen in Deutschland, sagte Zumdieck. Payleven habe ganz klar die Marktführerschaft im Visier.

Andere machen dasselbe

Payleven ist nicht der erste Anbieter solcher Einsteckmodule in Europa. In Deutschland ist bereits streetpay [Link entfernt] mit einem ähnlichen Dienst in einer "offenen Beta-Phase" präsent. Der Website zufolge wurden bisher gut 9 800 Cardreader reserviert. Als weiterer Anbieter will SumUp ins Geschäft. In Großbritannien, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark ist der Konkurrent iZettle aktiv.

"Mich persönlich fasziniert die Square-Erfolgsstory auch", sagte der Payleven-Geschäftsführer zum US-Vorreiter. Das sei auch eine Motivation, so etwas in Deutschland anzubieten. "Gleichzeitig ist Deutschland aber in vielerlei Hinsicht anders als die USA, so dass man das Modell keineswegs Eins zu Eins übernehmen kann."

Aufsteck-System soll Karten-Geschäft ergänzen

Eine Rivalität zu klassischen Zahlungsabwicklern mit ihren deutlich höheren Tarifen sieht Zumdieck nicht. Letztlich gehe Payleven in einen Bereich, in dem die bisherigen Anbieter derzeit kein Geschäft hätten. Zudem werden die Transaktionen selbst von mehreren großen Zahlungsabwicklern durchgeführt. "Die haben damit kein Problem, sondern sehen ein zusätzliches Geschäft: Da sind eine Menge Kleinunternehmen, die Umsätze machen, aber bisher hatten sie nichts davon, weil mit Bargeld bezahlt wurde."

Bisher seien weniger Sicherheitsbedenken der Verbraucher festgestellt worden als erwartet. "In den Tests gab es kaum Leute, die eine Transaktion abgebrochen haben, weil der Händler die Karte durch ein iPhone ziehen wollte", sagte Zumdieck. "Ich kann guten Gewissens behaupten, dass Payleven sicher ist und dass sich da keiner Sorgen machen muss."

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