Ausrüstung

Polizei im Neuland: Tablets und Smartphones statt Kuli

Viele Kriminelle arbeiten selbstverständlich auch mit Smartphones, verschlüsselten Nachrichten und dem Darknet. Streifenwagenpolizisten zückten dagegen bisher noch den Kugelschreiber. Das ändert sich jetzt.
Von dpa /

Berliner Polizisten mit ihren neuen Tablets und Smartphones Berliner Polizisten mit ihren neuen Tablets und Smartphones
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Viele Berliner Polizisten sind in Zukunft mit Dienst-Smartphones und -Tablets ausgerüstet. Die Geräte haben spezielle Apps für die Polizeiarbeit und eine besondere Verschlüsselungstechnik, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Donnerstag bei der Präsentation der neuen Technik. Berlin sei bundesweit das fünfte Bundesland, das seine Polizisten nun mit moderner Kommunikationstechnik ausstatte.

Geisel betonte, es sei "höchste Zeit" gewesen. "Wir sind spät dran. Das muss man klar sagen." Die Einführung der Geräte habe fast zwei Jahre gedauert. Technisch sei Berlin mit diesen Geräten aber dann ganz vorne.

Verkehrsunfälle direkt auf Tablets aufnehmen

Berliner Polizisten mit ihren neuen Tablets und Smartphones Berliner Polizisten mit ihren neuen Tablets und Smartphones
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So sollen die Polizisten etwa Verkehrsunfälle direkt auf den Tablets aufnehmen können. Bisher lief das bei den rund 140 000 Unfällen erst über Papier und Kugelschreiber und wurde später ins Computersystem übertragen. Die Abfrage von Daten zu Personen oder Autokennzeichen soll über die Informationssysteme der Polizei ebenso möglich sein. Außerdem gibt es spezielle Apps für die Kriminalpolizei und die üblichen Apps zur Navigation und für Messenger-Dienste. Doppelarbeit bei der Eingabe von Daten könne so vermieden und viel Zeit gespart werden, sagte Geisel.

Seit Ende Oktober werden bereits 800 Tablets in zwei Größen und 280 Smartphones ausgeliefert. In allen 230 Streifenwagen wird dann jeweils ein Gerät zur Standardausrüstung gehören. Auch die Bereitschaftspolizei erhält Tablets für die Mannschaftswagen, ebenso wie die Verkehrsdienste. Weitere 1200 Tablets sollen in den ersten drei Monaten des nächsten Jahres dazukommen - für die Kriminalpolizei im Landeskriminalamt sowie in den sechs örtlichen Direktionen in ganz Berlin.

Internet kostet monatlich 35 000 Euro

Der Kauf der Samsung-Geräte kostet drei Millionen Euro, monatlich kommen 35 000 Euro Betriebskosten für den Internetzugang dazu, das sind rund 34 Euro pro Gerät bei 1030 Geräten. In den vergangenen Monaten wurden unterschiedliche Tablets von verschiedenen Dienststellen getestet. Nun beginnt eine zwei Monate lange Erprobungsphase, aus der Erfahrungen der Praxis in die Verbesserungen der Software einfließen sollen.

Die Sicherheitsvorkehrungen für die Geräte seien enorm, sagte Geisel. "Ich gehe schon davon aus, dass Kriminelle Interesse daran haben, an so ein Gerät der Polizei zu kommen. Aber sie werden nicht glücklich damit." Die IT-Spezialisten der Polizei könnten die einzelnen Tablets und Smartphones orten und im Falle eines Diebstahls auch von außen darauf zugreifen. Smartphones und Tablets arbeiten über verschiedene Funknetze, sodass Streifenwagenbesatzungen auch bei Funklöchern in einem Netz noch Zugriff auf das andere haben sollen.

Die 16 deutschen Länderpolizeien arbeiten bei diesem Thema wohl nur zum Teil zusammen. Man habe Erfahrungen ausgetauscht, aber auch diverse Apps selber entwickeln lassen, sagte der Leiter des IT-Bereichs der Polizei, Oliver Knecht.

Die Kommunikationstechnik gehört neben Waffen und Schutzausrüstung zu dem großen Paket von Modernisierungen, das nach dem islamistischen Terroranschlag vor knapp zwei Jahren beschlossen wurde.

In anderen Bundesländern verwendet die Polizei Apps zur Verbrechens-Vorhersage.

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