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Pro & Contra: Ist StreamOn gut oder schlecht?

Die Telekom hat mit StreamOn ein umstrittenes Tariffeature eingeführt. Was spricht für und was spricht gegen StreamOn? Zwei unserer Redakteure haben ihre eigenen Ansichten.
Von / Thorsten Neuhetzki

StreamON: Pro & Contra StreamON: Pro & Contra
Foto: Telekom, Montage: teltarif.de
Die Telekom hat im April ihr Streaming-Feature StreamOn gestartet, bei dem Mobilfunkkunden für bestimmten Streaming-Traffic keine Daten aus dem Inklusiv-Kontingent berechnet werden. In unserer Leserschaft stößt dieses Thema auf großes Interesse - doch die Meinungen sind geteilt, auch in unserer Redaktion.

StreamON: Pro & Contra StreamON: Pro & Contra
Foto: Telekom, Montage: teltarif.de
Die Diskussionen finden dabei in zwei Lagern statt: Zwischen denjenigen, die das inkludierte Videostreaming begrüßen und denjenigen, die eher das Thema Netzneutralität bemängeln. Stellvertretend tauschen in diesem Pro & Contra unsere Redakteure Markus Weidner und Thorsten Neuhetzki zu ihren Ansichten aus.

Pro und Contra

Markus Weidner
Pro
Markus Weidner
In den USA gibt es das Zero-Rating-Modell bei T-Mobile schon seit einigen Jahren und ich hatte es auf Dienstreisen oder im Urlaub in den Vereinigten Staaten immer genossen, über TuneIn Radio meine Lieblingsprogramme hören zu können, ohne dass der dabei anfallende Datenverkehr berechnet wird. So gesehen habe ich mir die Option für den deutschen Markt schon lange gewünscht.

Ich hätte nie gedacht, dass ein Dienst wie StreamOn hierzulande eingeführt wird. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, als es im April soweit war. Im Frühjahr war ich am Wochenende viel unterwegs und habe die Möglichkeit genutzt, trotzdem bei der Fußball-Bundesliga über Sky Go live dabei zu sein. Das wäre ohne einen Zero-Rating-Dienst fast undenkbar, denn Sky überträgt auch über LTE die Spiele immer in sehr hoher Qualität.

Eine einzige Bundesliga-Konferenz würde das Inklusivvolumen meines MagentaMobil-M-Tarifs sprengen, mit dem ich die Video-Option bei StreamOn dank MagentaEINS-Vorteil nutzen kann. Ein Tarif mit echter Daten-Flat ist bei der Telekom sehr teuer und somit für normale Endverbraucher keine Alternative.

Aber auch Musik bei Apple Music oder Webradio mit dem Radioplayer.de nutze ich bei StreamOn. Auch hier wäre ich ohne Zero Rating deutlich zurückhaltender. Die Option bietet mir die Möglichkeit, das Internet unterwegs fast genauso wie zuhause zu nutzen, obwohl das monatliche Datenvolumen des Vertrags doch eher begrenzt ist.

StreamOn ist unter dem Strich ein kostenloses Zusatz-Feature zu einem bestehenden Mobilfunkvertrag. Die Telekom bietet mir einen echten Mehrwert, ohne dass ich dafür mehr bezahlen muss als vorher. Grundsätzlich würde ich es natürlich begrüßen, wenn es in den Verträgen mehr allgemein verwendbares Datenvolumen gäbe. Zumindest für Video-Streaming wären 6 statt 3 GB pro Monat aber dennoch keine Alternative, weil dabei nunmal sehr viel Volumen verbraucht wird.

Thorsten Neuhetzki
Contra
Thorsten Neuhetzki
Keine Frage: Als Verbraucher denke ich im ersten Moment auch, dass es super ist, Streaming-Dienste ohne weitere Kosten zu nutzen. Schließlich sind unlimitierte Daten-Tarife in Deutschland extrem selten und wenn verfügbar, dann teuer. Da ist es durch schon eine tolle Vorstellung, im Sommer im Park zu sitzen und Sport zu verfolgen oder am Abend im Hotelzimmer noch einen Film auf dem Tablet zu gucken, ohne das völlig überlastete Hotel-WLAN nutzen zu müssen.

Doch was mich an StreamOn stört, ist die Konstruktion. Erst einmal muss ich als Ver­braucher einen Tarif abschließen, der regulär knapp 55 Euro im Monat kostet. (Für das gleiche Geld bietet Vodafone einen 21-GB-Vertrag an) Als nächstes muss der Streaming-Dienst, den ich nutzen will, einen Vertrag mit der Telekom schließen, sonst wird der Daten­traffic berechnet. Und das ist auch gleich­zeitig der dritte Grund für mich, weswegen ich unterm Strich kein Stream-On-Freund bin: Die Netz­neutralität.

Ob StreamOn wirklich gegen die Netz­neutralität verstößt, müssen andere Instanzen klären. Klar ist für mich aber, dass nur große Partner zu Partnern werden können, da Ver­trags­strafen bei Fehlern von bis zu 50 000 Euro fest­gelegt werden. Und wenn später andere Netzbetreiber mit ähnlichen Modellen auf den Markt kommen, geht alles von vorne los - bei jedem Partner und jedem Netzbetreiber. Kleine Firmen können das nicht leisten, wenn sie Inhalte selber hosten. Das ist auch ein Grund, weswegen bei­spielsweise der teltarif.de-Podcast Strippenzieher und Tarif­dschungel nicht bei StreamOn dabei ist.

Wenn StreamOn pauschal alle Video- und Musik-Streams auf Zero-Rating schalten würde, könnte man von einem echten Feature sprechen. Aber dann Wehe der Netzkapazität - bei­spiels­weise im Stadion, wenn parallel zum Livespiel auch noch die Konferenz auf Sky gestreamt wird, ohne dass es eine Re­finanzierung für den Netzbetreiber gibt. Oder aber: Mehr Datenvolumen für alle(s).


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